Krefeld Affen sind von jecken Besuchern irritiert

Krefeld · Über Karneval sind Tierpfleger in Nordrhein-Westfalen besonders aufmerksam: Im Kölner, Duisburger und Krefelder Zoo wird kostümierten Besuchern der Zutritt teilweise sogar ganz verboten. Der Grund: Affen reagieren auf sie aggressiv.

Massa mag weder große Sonnenbrillen noch auffällige Hüte. Der männliche Gorilla aus dem Krefelder Zoo ist nicht mehr der Jüngste und sieht schlecht. Alles, was er nicht zuordnen kann, irritiert den 45 Jahre alten Menschenaffen daher umso mehr. Im Affenhaus sind Kopfbedeckungen deshalb verboten. Zu den Karnevalstagen hat der Krefelder Zoo dieses Verbot aber noch einmal intensivieren müssen. Auf der Internetseite weisen die Tierpfleger darauf hin, dass das Betreten des Affenhauses mit Kostümen, auffälligen Hüten oder geschminkten Gesichtern nicht erlaubt ist. Der Grund: Die Affen im Zoo regen sich darüber so sehr auf und geraten in Stress, dass sie die Zoobesucher etwa mit Kot bewerfen und vor Angst laut schreien.

"Gerade Menschenaffen nehmen sehr stark Gesichter wahr", sagt Zoosprecherin Petra Schwinn. Die Affen seien verängstigt, wenn sie das Gesicht durch eine Maskierung und Schminke nicht klar erkennen können. Deshalb habe man entschieden, das Betreten des Krefelder Affenhauses in Verkleidung zu verbieten. Die Besucher würden darauf direkt an der Kasse hingewiesen. Den Kostümierten werde der Zutritt zum Zoo aber nicht generell verweigert, nur in das Affenhaus komme man mit Maskierung nicht, erklärt die Zoosprecherin.

Das Verbot betreffe vor allem Kinder, erklärt Petra Schwinn. An dem langen Wochenende ziehe es viele Familien in den Zoo - um dem närrischen Theater auf den Straßen zu entgehen. Für viele Kinder sei es trotzdem wichtig, sich in diesen Tagen zu kostümieren, und sie kämen etwa nach der Schule verkleidet in den Zoo. Auch andere Tierparks in Nordrhein-Westfalen wollen Stress für die Tiere vermeiden. Den Kölner Zoo dürfen Kostümierte generell nicht besuchen. "Maskierungen und voll geschminkte Gesichter sind bei uns nicht gestattet", sagte Connie Lindner vom Besucherservice.

Im Zoo Duisburg schauen sich Mitarbeiter Verkleidete genau an: "Es geht uns besonders um große, voluminöse Tier-Silhouetten", sagte Zoo-Kurator Volker Grün. "Menschenaffen sind Menschen gewöhnt, haben aber Probleme, Kostümierungen zu verstehen und einzuordnen", schildert er. Deren Anblick könne dann im Zweifelsfall zu "Übersprunghandlungen" bei den Tieren führen. "Am Ende verprügeln die Tiere sich vielleicht gegenseitig oder springen gegen Scheiben." Der Besuch werde Kostümierten dort gegebenenfalls verweigert, heißt es.

Petra Schwinn geht es mit dem klaren Verbot vor allem auch um die Handhabe, kostümierte Besucher aufzufordern, das Affenhaus zu verlassen. Auch bunte Wintermützen oder andere Kopfbedeckungen können Stress bei den Tieren verursachen, erläutert Diplombiologin Schwinn, die dazu ebenfalls einen Warnhinweis herausgegeben hat.

Besonders empfindlich würden Gorilla Massa sowie die Schimpansen etwa auf Panda- oder Tigermützen reagieren. Für die Affen sei es dabei besonders verunsichernd, vier statt zwei Augen zu sehen. Aber auch lärmende Besucher könnten die Tiere verschrecken. Schon im vergangenen Jahr hatte der Krefelder Zoo deshalb erklärt: "Obacht, unsere Affen werfen mit Kot", die Nachricht hatte sich im Internet rasant verbreitet. Die Affen fühlen sich bedroht und wollen so ihr Revier verteidigen.

Noch keine negativen Erfahrungen beim Zusammentreffen von Jecken und Tieren hat der Allwetterzoo Münster gemacht. "Am Rosenmontag kommen schon viele Menschen verkleidet zu uns in den Zoo. Probleme mit den Tieren gab es dabei aber bisher nie", sagte Sprecherin Stefanie Heeke. Im Zweifelsfall würden Ordner aber die Besucher ansprechen. "Wenn jetzt Leute auf Stelzen auflaufen würden, könnte das schon Reaktionen bei manchen Tieren hervorrufen. Beispielsweise bei den Leoparden." Diese würden dadurch an ihre herkömmlichen Beutetiere erinnert. Petra Schwinn vom Krefelder Zoo freut sich, dass das Verbot über Facebook verbreitet wurde. Denn bei der Warnung gehe es letztendlich um den Respekt vor den Tieren.

(RP)
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