Mehr als 63 Jahre Königin Queen Elizabeth II. bricht Amtsrekord

London · Queen Elizabeth II. wird am Mittwoch mit mehr als 63 Jahren die längstamtierende Monarchin der britischen Geschichte. Großartig feiern wird sie diesen Tag nicht. Die 89-Jährige geht lieber arbeiten.

Am Mittwoch, 9. September 2015, 18.30 Uhr, Ortszeit London wird es vollbracht sein: Die Queen übertrifft den Rekord ihrer Vorgängerin Victoria, die 63 Jahre und 216 Tage auf dem Thron saß, und wird zur längstamtierenden Herrscherin des britischen Königshauses. Elizabeth II. wird dann die Dienstälteste der über 50 Monarchen in der rund tausendjährigen Geschichte des britischen Könighauses sein. Nur König Bhumibol von Thailand sitzt zur Zeit länger auf dem Thron als sie. Aber wer kennt schon König Bhumibol von Thailand? Die Queen dagegen kennt jeder, sie dürfte die berühmteste Frau des Planeten sein.

Kein Wunder, wenn man schon so lange im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit steht wie sie. Elizabeth II., die 1952 den Thron bestieg, war schon immer da. Kaum einer ihrer Untertanen kann sich daran erinnern, dass es einmal nicht so war. Regierungschefs kommen und gehen - zwölf Premierminister, von Winston Churchill bis David Cameron hat Elizabeth erlebt -, aber die Queen bleibt. Den Altersrekord aller britischen gekrönten Häupter - mit zur Zeit 89 Jahren "and counting" - hat sie Victoria schon 2007 abgenommen. Und stellt man die Langlebigkeit der Windsors in Rechnung - Elizabeths Mutter wurde 101 Jahre alt - wird die Queen dem Königreich noch eine lange Zeit erhalten bleiben.

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Persönlichkeit der Superlative - Das war Queen Elizabeth II.

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Foto: dpa/Toby Melville

Ihre schiere Ausdauer dürfte sich als der größte Vorzug der Windsors erweisen. Immerhin ist Monarchie ohne Kontinuität und Tradition nicht denkbar - und was verkörpert Elizabeth II. nicht deutlicher als Kontinuität, die Verweigerung des Wandels, die bei ihr persönlich bis zur Selbstverleugnung geht? Bis zum Tod der Queen Mum schätzten die Briten die rüstige Langlebigkeit der Königinmutter als eine Art Vitalitätsbeweis für die Monarchie. Jetzt hat die Queen die Rolle der "eisernen Oma der Nation" übernommen, und man verehrt sie, weil sie den Job schon so lange und so makellos und immer in dem gleichen würdigen und liebenswürdigen Stil gemacht hat.

Dazu kommt ihre Rolle als moralische Instanz in einer Zeit des umgreifenden Wertewandels. "Die Lehren Christi", bekannte sie, "und meine eigene persönliche Verantwortung vor Gott geben mir den Rahmen, in dem ich mein Leben zu führen versuche." Das mag vielleicht nicht auf der Höhe der philosophischen Postmoderne sein, beeindruckt aber dennoch durch seine stoische Charakterstärke. Den Untertanen zeigt es eine klare moralische Perspektive. Niemand, so sagt man, der von der Queen in den Adelsstand erhoben wurde, wagt es fortan, bei der Steuererklärung zu schummeln.

Ist sie die größte aller britischen Monarchen? Ihre Untertanen denken das. In einer aktuellen Umfrage des Instituts YouGov führt sie deutlich vor Queen Elizabeth I., die der Shakespeare-Ära ihren Namen gab, und Queen Victoria, nach der ebenfalls ein Zeitalter benannt wurde. Wird man also von einer zweiten elisabethanischen Ära sprechen, wenn man auf ihr Vermächtnis zurückblickt? Wohl kaum. Die Verdienste der Queen oder, genauer gesagt, das, was das Vereinte Königreich in ihrer Herrschaft erreichte, können nicht ganz mithalten. Unter Elizabeth I. machte sich England auf den Weg zur Weltmacht, unter Victoria herrschte Großbritannien über ein Viertel des Weltballs und 450 Millionen Menschen. In die Amtszeit von Elizabeth II. dagegen fällt die Schrumpfung des britischen Empires.

Heute herrscht die Queen nur noch über rund 140 Millionen Menschen in 15 Staaten des Commonwealth und 14 britischen Überseegebieten und das auch nur nominal, denn es regieren die Politiker im Namen der Krone. Queen Victoria dagegen hielt noch echte politische Macht in den Händen, zum Beispiel als sie sich 1839 während der sogenannten Hofdamenaffäre in die Regierungsbildung einmischte. Elizabeth II. andererseits befolgt peinlichst den konstitutionellen Imperativ der Neutralität und deutet nur in den seltensten Fällen an, wo sie politisch steht.

"Ich muss gesehen werden, um geglaubt zu werden", hat die Queen mehr als einmal ihren Mitarbeitern eingeschärft. Der Satz könnte als inoffizielles Motto ihrer Regentschaft dienen. Ganz vordergründig bezieht er sich auf die Repräsentationspflichten der Monarchin, auf ihre Erscheinung in der Öffentlichkeit, auf Kleiderwahl und Protokoll. Aber Elizabeth hat diesen Satz auch ihren Beratern entgegengeschleudert, als die ihr nahelegen wollten, etwas kürzerzutreten.

Die Queen weiß: Ihr Job ist es, das Volk zu treffen. Auch als 89-Jährige absolviert sie rund 400 Termine im Jahr. Während ihrer 66-jährigen Herrschaft, so hat ihr Biograph Robert Hardman ausgerechnet, hat sie mehr als vier Millionen Menschen getroffen, und zwar persönlich, mit einem Händedruck, einem Lächeln und einem kurzen Wort.

Sie muss sich jeden Tag beweisen im Dienst am Volk. Und das tut sie mit bewunderswerter Zähigkeit und Energie in einem Alter, in dem andere schon längst aufgegeben hätten. Es ist diese Kärrnerarbeit im Kontakt mit den Untertanen, die wohl das Fundament ihrer Beliebtheit ausmacht.

(RP)
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