Philadelphia Zwei neue Hände für Zion

Philadelphia · Ein achtjähriger Junge aus den USA mit einer tragischen Krankheitsgeschichte bekommt zwei neue Hände von einem nicht-verwandten Spender. Die Operation ist ein voller Erfolg - und deshalb eine Premiere, schreiben die Ärzte.

Der acht Jahre alte Zion Harvey in den USA schreibt, isst und zieht sich mit zwei transplantierten Händen an. 18 Monate nach der Operation habe das Kind gelernt, mit seinen neuen Händen mehr Handlungen auszuführen als zuvor mit seinen Stümpfen, schreiben die Ärzte in der Fachzeitschrift "The Lancet Child & Adolescent Health".

Den Angaben zufolge ist es die erste erfolgreiche Handtransplantation bei nicht-verwandten Kindern. Nach der Operation hätten sich der Junge und sein Gehirn erst daran gewöhnen müssen, die Hände wie jeder gesunde Mensch zu nutzen, schreiben die Ärzte. Vor allem innerhalb des ersten Jahres wehrte sich sein Körper mehrfach gegen die neuen Extremitäten und versuchte, sie abzustoßen.

"Sein Gehirn kommuniziert mit den Händen", sagt der Chef des Chirurgenteams am Kinderkrankenhaus in Philadelphia, Scott Levin, in einem Youtube-Video. "Es sagt ihnen, dass sie sich bewegen sollen, und sie bewegen sich. Allein diese Tatsache ist bemerkenswert, weil für sechs Jahre seines Lebens der Teil des Gehirns nicht aktiv war."

Das Kind hatte im Alter von zwei Jahren eine von Bakterien ausgelöste Blutvergiftung erlitten, die unter anderem zu Nierenversagen und dem Verlust der Hände, Teilen der Unterarme und der Füße führte. Als ihr Sohn vier Jahre alt war, spendete die Mutter ihm eine ihrer Nieren. Später wurden dem Kind über eine Spenderliste Hände zugewiesen. Über den Spender ist allerdings nichts bekannt.

Eineinhalb Jahre lang bereiteten Ärzte, Kinderpsychologen und Sozialarbeiter den kleinen Zion auf die schwierige Operation und die langwierigen Folgen vor. Aus medizinischer Sicht war vor allem die Verbindung der kleinen Nerven und Blutgefäße eine Herausforderung. Die Operation dauerte dann auch fast elf Stunden.

Die Wochen und Monate nach der Transplantation trainierte der Achtjährige seine neuen Hände. Nach und nach nahm der Junge immer mehr Reize über die Hände wahr und konnte sie immer besser bewegen und einsetzen. Zudem ist es gelungen, dass die Hände mit dem Körper mitwachsen. Inzwischen geht es für den Jungen darum, sich wieder in sein soziales Umfeld einzugliedern und zur Schule zu gehen.

Der positive Verlauf der Hand-transplantation bei einem Kind sei eine Premiere, schreiben die Autoren in der Studie. Zwar sei es schon häufiger gelungen, ganze Gliedmaßen zwischen eineiigen Zwillings-Kindern zu übertragen. Noch nie seien jedoch Extremitäten zwischen unverwandten Kindern erfolgreich übertragen worden. Ein solcher Versuch sei zuletzt mit dem Tod eines Jugendlichen gescheitert.

(dpa)
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