Bad Wisentkuh verletzt Neusser Wanderin

Bad · Ein Tier aus der Herde im Sauerland soll eine 47-Jährige gestoßen haben.

Berleburg Seit drei Jahren lebt die Wisent-Herde in den Wäldern rund um Bad Berleburg im Sauerland. Die Tiere streifen frei durch die Gegend, Zäune gibt es für sie nicht. Das hat schon zu manchem Ärger geführt, da die Wisente gerne an den Bäumen knabbern. Unfälle mit Menschen hat es laut dem Trägerverein "Wisent Welt Wittgenstein" aber noch nicht gegeben, jedenfalls nicht bis zum vergangenen Sonntag.

An diesem Tag soll eine Wanderin aus Neuss von einer Wisentkuh gestoßen und dabei leicht verletzt worden sein, berichtet Hubertus Schmidt, Geschäftsführer der Kur- & Freizeit GmbH Schmallenberger Sauerland, der mit der Neusserin gesprochen hat. "Die Frau war mit ihrer Familie und ihrem Hund auf einem Rundwanderweg entlang des Rothaarsteiges unterwegs", sagt Schmidt, als eine Gruppe der europäischen Bisons in einigen Metern Entfernung auftauchte.

Als die Frau aus dem Rheinland ihren Hund auf den Arm nahm und in einer Böschung Schutz suchte, soll das Wisent sie mit dem Kopf gestoßen haben. Dabei trug die Frau Prellungen und eine Schürfwunde davon. Ihr Mann konnte das Tier vertreiben.

"Wir nehmen diesen Vorfall sehr ernst", sagt Michael Emmrich, Sprecher des zuständigen Trägervereins, der für die Wisent-Herde verantwortlich ist. Man habe bereits Kontakt mit der Frau aufgenommen, um herauszufinden, was an diesem Tag genau passiert ist. "Bisher wissen wir auch alles nur aus zweiter Hand", sagt Emmrich.

Der Verein hat den Kreis Siegen-Wittgenstein informiert und darum gebeten, die Koordinationsgruppe, eine Art Aufsichtsrat aus Experten, einzuberufen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. "Uns ist nicht bekannt, dass es vorher schon einmal zu solch einem Vorfall gekommen ist", sagt der Sprecher.

Grund für den Zwischenfall könnte Nachwuchs in der Herde sein. "Wir wissen es nicht genau, aber Wanderer haben uns erzählt, dass es in der Herde zwei neue Kälber geben soll", sagt Emmrich. Möglicherweise wollte die Wisentkuh diese beschützen. Üblich sei ein solch aggressives Verhalten aber nicht. Vergangenes Jahr gab es sechs Kälber in der rund 17 Tiere starken Herde - ohne jegliche Zwischenfälle.

Die Tiere sollen nun aber nicht eingefangen werden. "Das wäre logistisch gar nicht möglich", sagt Emmrich. Stattdessen wolle man erst einmal herausfinden, was sich genau zugetragen hat.

Hinweisschilder oder Verhaltensregeln wurden in den Wäldern nicht aufgestellt, da der Trägerverein nicht annimmt, dass von den Tieren eine Gefahr ausgeht - zumindest nicht mehr als von jedem anderen Waldtier wie etwa einem Wildschwein. Zudem sei das Gebiet zu groß, um es flächendeckend zu beschildern, sagt Hubertus Schmidt.

Der Diplom-Biologe Philip Schmitz hält das für falsch. Er hat bis 2013 gemeinsam mit Freiwilligen einmal im Monat getestet, wie die Tiere auf Menschen reagieren. "Tatsächlich ist es so, dass die Tiere nicht angriffslustiger sind als etwa eine Wildsau. Sie sind aber aufgrund ihrer Größe trotzdem gefährlicher als eine Kuh", sagt Schmitz. Der Trägerverein habe ein verharmlosendes Bild aufgebaut, das Menschen dazu animieren könne, näher an die Tiere heranzugehen und diese so in Bedrängnis zu bringen. "Daher sollte es auch Hinweisschilder geben."

(jnar)
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