Herbst Werden Laubbläser bald verboten?

Düsseldorf · Jeden Herbst sorgen die Laubbläser für Getöse in den Städten. Ein Verbot sei schwierig, sagt das Umweltbundesamt. Kommunen berufen sich auf die hohe Arbeitsleistung der Geräte. Gleichwohl wird in Graz nur noch geharkt.

 Beim Laubblasen entstehen bis zu 110 dB.

Beim Laubblasen entstehen bis zu 110 dB.

Foto: Ralf Hirschberger

Wenn die Blätter im Wald rauschen, entspricht das einer Lautstärke von zehn Dezibel (dB). Werden die abgefallenen Blätter im Herbst mit Laubbläsern von den Gehwegen gewirbelt, entstehen bis zu 110 dB — was annähernd so laut ist wie ein startendes Flugzeug.

Vor allem deshalb sind die Geräte extrem umstritten. Wolfgang Guenther weiß das sehr gut. Aber als Geschäftsführer der Bergischen Hausmeister Akademie in Solingen kann er auf Laubbläser nicht komplett verzichten. "Kunden wollen das Laub schnell und günstig beseitigt haben", erklärt er. Trotzdem sucht Guenther nach Alternativen. Die österreichische Stadt Graz hat schon gehandelt. Dort sind die Laubbläser seit dem 1. Oktober verboten. Ein Modell auch für NRW-Städte?

"Man muss nicht immer alles über Verbote regeln", sagt Dirk Jansen, NRW-Geschäftsleiter des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Gleichwohl spricht er den Laubbläsern im privaten Bereich jegliche Daseinsberechtigung ab. Nicht nur wegen der Lärmbelästigung: Laub aus Beeten zu entfernen, sei kontraproduktiv, weil die Blätter wichtige Nährstoffe für Kleinstlebewesen bilden. Fehlt das Laub, kann kein Humus entstehen. Dazu werden Insekten, aber auch Frösche und Igel von Geräten mit Häckselfunktion zerstückelt. Jansen plädiert daher für "mehr Mut zur Wildnis" und empfiehlt, statt das Laub mit einem bis zu 300 km/h starken Luftstrom wegzublasen, doch zur Harke zu greifen.

Für Wolfgang Guenther ist das bei großen Flächen keine wirkliche Alternative. Ein Laubbläser, so die Faustformel, leistet so viel wie vier kehrende Mitarbeiter. "Wir setzen daher vermehrt auf Laubsauger und leise akkubetriebene Bläser", sagt Guenther. Herkömmliche Laubpuster werden von Zweitakt-Benzinmotoren betrieben. Die Akku-Geräte seien dagegen so laut wie ein Föhn, erklärt Guenther. Allerdings seien die Maschinen noch nicht leistungsfähig genug und zu teuer. Ansonsten versucht Guenther, mit den Eigentümern genaue Absprachen zu treffen, in welchem Zeitraum sein Arbeitseinsatz am wenigsten die Nachbarschaft stört. Hierzulande gelten ohnehin klare Regeln: Laut Bundesimmissionsschutzgesetz dürfen Laubbläser in Wohngebieten nur werktags zwischen 9 und 13 beziehungsweise 15 und 17 Uhr benutzt werden.

Auch das Umweltbundesamt (Uba) in Dessau steht Laubbläsern sehr kritisch gegenüber. "Wir fordern, wegen ihrer ökologischen Schädlichkeit sowie der oft unzumutbaren und vermeidbaren Lärmbelästigung auf den Einsatz der Geräte zu verzichten", sagt Jens Ortscheid vom Uba. Empfohlen wird, Laubbläser nur bei großen Flächen einzusetzen und lärmarme Apparate zu benutzen. Man habe auch ein generelles Verbot diskutiert, so Ortscheid.

Aus juristischer Sicht sei das aber schwierig. "Da die Kompetenz in diesem Bereich der Gesetzgebung auf Bund und Länder verteilt ist, ist ein bundeseinheitliches Verbot nicht ohne Abstimmung mit den Bundesländern durchsetzbar", sagt Ortscheid. Zudem müsse Deutschland die Vorgaben des Europarechts einhalten. Beim Umweltbundesamt laufen auch jeden Herbst Beschwerden von Bürgern auf, die sich vom Lärm der Laubbläser belästigt fühlen.

In Graz (250.000 Einwohner) hat sich die Stadt konsequent gegen die Geräte entschieden. Neben dem Geräuschpegel gab noch ein anderer Faktor den Ausschlag: die Feinstaubbelastung. Eine Studie der Technischen Universität Graz hatte ergeben, dass Laubbläser etwa sechs- bis zehnmal so viel Feinstaub aufwirbeln wie ein Besen. Nun darf vorläufig für ein Jahr in der Stadt und den umliegenden Regionen nur noch geharkt werden. Danach wird Bilanz gezogen. Verstöße gegen die neue Verordnung kosten bis zu 7250 Euro Bußgeld.

Wolfgang Guenther vom Solinger Hausmeister-Service will mit seinem Betrieb langfristig zum Leisetreter werden, weil er Verständnis hat für lärmgeplagte Anwohner. Nicht nur im Herbst. "An unseren Schneeschiebern haben wir Gummilippen angebracht. Die reißen niemanden mehr aus dem Schlaf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort