Wenn Oma einen Maibaum bekommt

An einen ganz besonderen 1. Mai erinnert Gabriele Lins sich heute noch gerne zurück: Es war vor gut zehn Jahren, damals war sie Ende 60, als ihr Mann Günter zu ihr sagte: "Ich sollte dir wirklich einen Maibaum aufs Dach setzen, das wäre doch ein toller Gag, nicht wahr?" Gabriele Lins hielt es für einen Scherz und hatte die Idee schnell vergessen. Wohl aber wunderte sie sich, dass am 1. Mai immer wieder Passanten an ihrem Küchenfenster vorbeikamen und nach oben schauten. Als dann auch ihr Nachbar schmunzelnd im Vorgarten stand, hakte sie nach: "Haben wir Störche auf dem Dach?" Kurzerhand sah die Dormagenerin selbst nach und entdeckte auf dem Dach ein zartes Birkenbäumchen, an dem rote Stoffstreifen flatterten. Ihre Überraschung war groß: "Mein Mann hat mir nie verraten, wie er das gemacht hat", erzählt die 79-Jährige heute. Doch das hat sie nie gestört, so groß war ihre Freude. Schon in Jugendjahren hat sich das Paar kennengelernt, heiratete und feierte sogar goldene Hochzeit. Es hat drei Kinder, vier Enkel und sogar ein Urenkelchen. Im vergangenen Jahr ist Günter Lins verstorben.

Besonders verdutzt habe damals Enkelin Anna auf die Birke reagiert: "Maibäume bekommen doch nur die jungen Mädchen, und in eurem Haus wohnt nur ihr." Liebesbeweise zum 1. Mai kennen eben kein Alter. ubg

(RP)
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