Bonn Vater warf Kinder aus dem Fenster - 15 Jahre Haft

Bonn · Ein Vater, der seine drei Kinder aus dem ersten Stock einer Flüchtlingsunterkunft in Lohmar geworfen hatte, ist zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Landgericht Bonn sprach gestern den 35-Jährigen des dreifachen versuchten Mordes schuldig. Der Staatsanwalt hatte eine lebenslange Haftstrafe gefordert, die Verteidigung auf eine zeitlich begrenzte Freiheitsstrafe plädiert.

Die Kinder überlebten den Sturz, für eine Tochter bestand Lebensgefahr. Mit der Tat wollte der Mann nach Einschätzung eines psychiatrischen Gutachters seine Frau bestrafen. Diese hatte damit gedroht, erneut die Polizei zu alarmieren, falls er sie noch einmal misshandeln sollte.

Nach Darstellung des Verteidigers war der Syrer nach Flucht und Entwurzelung mit dem veränderten Rollenverständnis in Deutschland nicht zurechtgekommen. Demnach fühlte sich der Mann in seiner Ehre verletzt, weil sich ihm seine vier Jahre jüngere Frau in Deutschland plötzlich nicht mehr unterordnete. Im Gegensatz zu ihm kann sie lesen und schreiben und lernt Deutsch. Er selbst sieht sich dazu nicht in der Lage. Er habe nach eigenen Angaben nie eine Schule besucht. Ständiger Streit war die Folge. Als er sie mit einem Kochtopf ins Gesicht schlug, war das Maß voll: Sie zeigte ihn an. Und er musste feststellen, dass die Polizei in Deutschland tatsächlich auf der Seite seiner Frau steht. Vorübergehend musste er die Wohnung verlassen - unfassbar für ihn. Eine solche Demütigung wollte er kein zweites Mal hinnehmen.

Reue hat der Angeklagte nicht gezeigt, dafür, so der Richter, eine "frappierende Gleichgültigkeit". Er sei ein Narzisst, bei dem sich alles um ihn selbst drehe, und eine "Drama-Queen", wie er während des Prozesses "grandios belegt" habe, so der Richter. Viel schockierender aber war wohl ein Satz von ihm, den der Richter in seiner Urteilsbegründung noch einmal zitierte: "In Syrien wäre ich nach einem Monat entlassen worden".

(dpa)
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