Dortmund Umfrage: Darum wollen Eltern zurück zu G9

Dortmund · 79 Prozent sind für eine Rückkehr zum alten System. Viele wollen weniger Druck für ihre Kinder.

Abitur nach acht oder nach neun Jahren? Für viele Eltern ist die Frage längst beantwortet: G 9 und sonst nichts. In einer Umfrage sprachen sich im Frühjahr 79 Prozent für eine Rückkehr zum neunjährigen System aus. In Dortmund trafen sich am Dienstagabend die G 9-Befürworter. Wir haben sie nach ihren Motiven gefragt.

In die Debatte ist Bewegung gekommen - Ministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) will eine Flexibilisierung der Schulzeit; die SPD will die Sekundarstufe I auf sechs Jahre verlängern und Schülern die Möglichkeit geben, ein "Orientierungsjahr" ins G 8 einzufügen. Für Marcus Hohenstein von der Elterninitiative "G 9 jetzt" ist das eine "Mogelpackung": "Damit bliebe es beim Nachmittagsunterricht in der Sekundarstufe I, und die Belastung in der Oberstufe würde massiv steigen. Wie man das als Erleichterung verkaufen kann, ist mir schleierhaft."

Christina Först, Meinerzhagen:
"Ich hatte zwei Töchter im G 9, eine im G 8. Die Tage sind im G 8 total durchgetaktet, und der Stoff ist einfach zu komprimiert. Außerdem ist es besser, wenn die Kinder mittags nach Hause kommen. Wir wollen selbst bestimmen, wie wir die Nachmittage verbringen."

Manuela Lindkamp, Herford:
"Ich bin Biologie-Lehrerin am Gymnasium. Ich würde dort gern wieder Arbeitsgemeinschaften anbieten wie früher, aber unter G 8 geht das nicht, weil die Kinder drei- oder viermal pro Woche Nachmittagsunterricht haben. G 8-Abiturienten fehlt die Reife fürs Leben."

Andreas Graf Praschma, Haltern am See:
"Ich bin einer der Mitgründer der Initiative ,G 9 jetzt', weil ich sehe, unter welchem Druck die Kinder stehen — auch meine Tochter. Keiner hat mehr Zeit für Sport oder Musik. Viele haben gesundheitliche Probleme, häufig findet praktisch kein Familienleben mehr statt."

Antje Schuh, Düsseldorf:
"Meine beiden Töchter kommen in G 8 gut klar, aber viele andere bleiben auf der Strecke. Die kriegen es, wenn überhaupt, nur mit Nachhilfe hin. Es fehlt die Zeit für den Reifungsprozess — viele haben nur das Abi vor Augen, danach aber keinen Plan, wie es weitergehen soll."

(fvo)
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