Düsseldorf Türkische Generalkonsulin empört über Erdogan-Wagen

Düsseldorf · Trotz Zugabsage sind die Mottowagen von Jacques Tilly gestern der Öffentlichkeit präsentiert worden. Die nämlich sind wegen ihrer Aktualität verderbliche Ware, werden wegen ihrer Treffsicherheit und Bissigkeit aber rund um den Globus von TV-Sendern, Zeitungen und Online-Portalen gezeigt.

Düsseldorf: Türkische Generalkonsulin empört über Erdogan-Wagen
Foto: Ines Räpple

Kritische Reaktionen sind bei seinen Wagen programmiert, wie der Auftritt der türkischen Generalkonsulin Sule Gürel vor dem Düsseldorfer Rathaus zeigte.

Die Mottowagen waren am Vormittag zum Rathaus gezogen worden. Als Gürel den Wagen erblickte, den Tilly über den türkischen Präsidenten Erdogan angefertigt hatte, forderte sie dessen sofortige Entfernung. Er zeige die Unwahrheit. Michael Laumen, Präsident des Comitees Düsseldorfer Carneval (CC), lehnte dies ab und verwies auf die Meinungsfreiheit. Daraufhin sei die Generalkonsulin erbost gegangen.

Tilly zeigt auf dem Wagen Erdogan, der mit einem IS-Vertreter anstößt, mit Gläsern, in denen sich das Blut der Kurden befindet. Tilly hält es für einen Skandal, "dass die westliche Welt die Kurdenpolitik der Türkei wegen ihrer Interessen in der Flüchtlingspolitik nahezu ignoriert".

Besondere Beachtung fand auch der Wagen mit Angela Merkel, die es in einem Boot sitzend mit der Flüchtlingswelle zu tun hat. Die Kanzlerin steht schon auf dem Kopf und die Frage ist: Schafft sie die Flüchtlingswelle, oder geht sie mit ihrem Boot darin unter? "Ich wollte keinen kritischen Merkel-Wagen bauen", sagt Tilly dazu, "ich bin auf ihrer Seite. Sie hält stand, lässt sich nicht beirren." Deswegen habe er ihre Hände auch zur berühmten Merkel-Raute geformt und lasse sie so Ruhe demonstrieren.

Das ist nicht der einzige Entwurf zum Thema Flüchtlinge. CSU-Chef Horst Seehofer hängt sich auf einem Mottowagen an die Grenzschranke und versucht, diese herunterzuziehen. Das Land wird abgeriegelt, lautet die Botschaft. Dazu passt der Aufschwung der AfD, der mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen interessant ist. Gestern, heute, morgen sind drei AfD-Figuren betitelt, und die geforderten Schüsse an der Grenze setzt Tilly provokant um: Das AfD-Männchen wird bei ihm immer brauner. Der Wagen hat bereits die Begehrlichkeit eines Bürgerbündnisses geweckt, das am Samstag gegen einen AfD-Kongress in Düsseldorf demonstrieren will.

(ujr)
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