Studenten schreiben über Schilder

Design kann auch das sein, was uns im Alltag gar nicht auffällt – so wie Verkehrsschilder. Wie sie gestaltet sind und was sie über die Mentalitäten in verschiedenen Ländern aussagen können, das haben jetzt Studenten an der Fachhochschule untersucht.

"Denken Sie erst gar nicht daran, hier zu parken" – diese Aufschrift ist kein Witz, sondern ein amerikanisches Parkverbotsschild. Verkehrsschilder aus aller Welt mit lateinischen Schriftzeichen hat ein Team von Studenten an der Fachhochschule Düsseldorf unter die Lupe genommen. Dabei ging es nicht etwa um verwaltungsrechtliche Hintergründe, sondern ums Design. "Schrift und nationale Identität sind eng miteinander verbunden", sagt Projektleiter Andreas Uebele, der an der FH Kommunikationsdesign unterrichtet. Beschilderungen im Straßenverkehr, im öffentlichen Nah- und Fernverkehr sowie im Flugverkehr haben sie untersucht.

Das Projekt wurde jüngst mit Fördermitteln des Instituts für internationale Kommunikation ausgestattet. Die 1000 Euro fließen in ein Buchprojekt, in dem eineinhalb Jahre akribischer Recherche stecken. Bei unzähligen Behörden haben die Designstudenten Ilona Pfeifer, Johannes Henseler, Christian Fischer und Philipp Schäfer angefragt und um genaue Beschreibungen gebeten. Doch ebenso wie die Gestaltung der Schilder in jedem Land für sich spricht, war auch die Bürokratie nicht selten ein Hindernis – diese Erfahrungen machte das Team. Oft war daher eine Anschauung vor Ort unausweichlich. "Wir haben zum Beispiel nach dem genauen Blauton von Metro-Schildern in Paris gesucht", sagt Johannes Henseler (27). Also schickten sie eine Kommilitonin im Parisurlaub mit dem Farbfächer auf die Suche. Schriftforscher haben kurze Einleitungstexte für die Kapitel des Buches beigesteuert.

Wie bei Filmen oder der Musik sind auch Verkehrsschilder charakteristisch für jedes Land. "Die Schrift auf deutschen Schildern ist geradliniger, strenger", sagt Uebele. Dagegen gehe es in Italien eher bildhaft zu. Die Unfallgefahr auf einem Straßenabschnitt verdeutlicht eine Zeichnung, die auch in einem Comic vorkommen könnte: Zwei Autos kollidieren, es sprühen Funken. Auch die Buchstaben sind ein wenig verspielter gestaltet, mit leichten Schwüngen zum Beispiel.

In den USA vertraut man auf konkrete Anweisungen. "Die Sprache ist unverblümter. So gibt es ein Schild, auf dem ,Wrong way – go back' steht", sagt Uebele. Als ob das Schild mit einem spräche.

Um Einheitlichkeit ist man im internationalen Straßenverkehr aber bemüht. So schreibt die Wiener Straßenverkehrskonvention von 1968 zum Beispiel vor, dass Gebotsschilder rund, Stoppschilder achteckig sein müssen. Auch das "viereckige Spiegelei" zeigt grenzenübergreifend die Vorfahrtsstraße an. "In Großbritannien kennt man allerdings kein Vorfahrt-endet-Schild", sagt Johannes Henseler. Außerdem gelten unterschiedliche Maßstäbe. So muss ein Schild im Straßenverkehr leicht erkennbar sein, bei einer U-Bahn-Beschilderung kann die Schrift kleiner sein. Und manchmal stoßen die Symbole auch bei Fremden auf Verwirrung. So wie eine ausgestreckte Hand. Erst auf den zweiten Blick erkennt man: Sie gebietet Halt.

(RP)
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