Xanten Xanten baut Unterkunft für 300 Flüchtlinge

Xanten · Der Rat entschied sich mit überwältigender Mehrheit für die Großeinrichtung: Die aktuellen Wohnkapazitäten reichen nur bis März.

Auf der Freifläche neben der Unterkunft am Küvenkamp soll der Bau für 300 Flüchtlinge entstehen.

Auf der Freifläche neben der Unterkunft am Küvenkamp soll der Bau für 300 Flüchtlinge entstehen.

Foto: Armin Fischer

Der Rat hat den Bau einer Unterkunft für Asylbewerber im Gewerbegebiet Sonsbecker Straße beschlossen. In den Holzständer- oder Betonfertigbau, der bis zu vier Millionen Euro kostet, soll Platz sein für 300 Asylsuchende. Im benachbarten Bau am Küvenkamp leben bereits 100 Flüchtlinge.

Vertreter des Arbeitskreises Asyl zeigten sich vor Beginn der Ratssitzung entsetzt über das Vorhaben, über das sie gerade erst informiert worden seien, so Dr. Wolfgang Schneider. Er und seine Mitstreiter befürchten eine Ghetto-Bildung im Gewerbegebiet fast ohne Nachbarschaft und befürworten eher eine dezentrale Unterbringung in Häusern, die über den sozialen Wohnungsbau finanziert werden.

Einwände, die Bürgermeister Thomas Görtz und später in der über 75-minütigen Aussprache auch die Ratsmitglieder durchweg nachvollziehen konnten. Gleichwohl, so hieß es, bleibe keine andere Wahl. Die Zeit dränge, so Michel Verhalen vom Fachgebiet Soziales. 432 Flüchtlinge wurden bislang vom Land nach Xanten verwiesen. Die meisten leben in angemieteten Wohnungen, viele eben in solchen des sozialen Wohnungsbaus, und eben am Küvenkamp. Mit einer Belegung zum Beispiel der Grundschulen in Vynen und Birten, dem Gebäude an der Karl-Kuno-Straße und einer weiteren Halle komme die Stadt auf eine Aufnahmekapazität, die bis etwa Ende März ausreiche. Verhalen: "Dann kommt es bei wöchentlich bis zu 30 Neuzugängen je Woche zu einem Engpass."

Die Verwaltung, so Görtz, habe mehrere Alternativen geprüft. Zum einen fehlten geeignete Grundstücke für mehrere zeitgleich zu errichtende Gebäude, zum anderen sei in kurzer Zeit auch sozialer Wohnungsbau nicht möglich. Zudem sollten die Menschen möglichst nur vorübergehend im neuen Gebäude mit flexibler Nutzung untergebracht werden. Fehler wie in der benachbarten Unterkunft, die ausschließlich aus einer Aneinanderreihung von Zimmern besteht, sollen nicht gemacht werden: "Wir planen in dem soliden Gebäude Sozial- und Fachräume mit ein." Zudem werde es einen anderen Betreuungsstandard geben - eine Betreuung rund um die Uhr, mit zwei Sozialarbeitern, einen Sicherheits- und einem Ordnungsdienst. Dass der Arbeitskreis so spät ins Boot geholt wird, soll nicht wieder vorkommen.

Im Rat hatten "Bauschmerzen" Konjunktur. Vertreter aller Fraktionen erkannten den Zeitdruck an und die Notwendigkeit zum Bau einer festen Unterkunft, um Zeltstädte oder die Belegung von Sporthallen zu vermeiden. Wegen der Größe der Einrichtung, die keine Landeseinrichtung wird, müssten Bemühungen um Integration deutlich verstärkt werden, hieß es. Am Ende gab es nur drei Stimmen gegen die Planung. Die umstrittenste lieferte Eberhard Ritter (Grüne): "Wir wissen auch nicht, wie es anders gehen könnte. Aber wir lehnen die Einrichtung aus humanitärer Sicht ab."

(RP)
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