Xanten Wühlen und fühlen auf dem Stoffmarkt

Xanten · Das Angebot beim Stoffmarkt in der Innenstadt war wieder riesengroß. Ob uni, kariert, gestreift, geblümt, beidseitig bedruckt, mit und ohne Motiven - die Auswahl war beeindruckend. Die Schnittmuster gab es häufig inklusive.

 Die weibliche Kundschaft war am Sonntag eindeutig in der Überzahl. Wer sich mit dem Zuschneiden der Stoffe schwer tat, der absolvierte einen Crash-Kurs auf der Marktplatz-Bühne.

Die weibliche Kundschaft war am Sonntag eindeutig in der Überzahl. Wer sich mit dem Zuschneiden der Stoffe schwer tat, der absolvierte einen Crash-Kurs auf der Marktplatz-Bühne.

Foto: Armin Fischer

Am Sonntag brauchte mancher Ehemann schon einige Zeit, um seine Angetraute auf dem Marktplatz wieder zu finden. Die war längst abgetaucht hinter den Stoffen, die vom Dach der Stände herabhingen, wühlte sich durch die unzähligen Stoffbahnen, die Händler mit nach Xanten gebracht hatten. Und die Dialoge ließen schmunzeln: "Was suchst du denn eigentlich?", fragten ein ums andere Mal die begleitenden Herren der Schöpfung; "weiß ich nicht" kam es dann aus den tiefsten Katakomben.

Denn das Angebot beim Stoffmarkt in der Innenstadt war wieder riesengroß. Da gab es eigentlich nichts, was es nicht gab. Leinen und mercerisierte Baumwolle, Seide und Jersey, Samt und Filz, groben und feinen Nessel, Vlies und "italienische Designer-Futterstoffe". In uni, kariert, gestreift, geblümt, beidseitig bedruckt, mit und ohne Motiven. Dicht umlagert gerade auch von jungen Müttern mit Kleinkindern waren die Stände, an denen bunt bedruckte weiche Stoffe in allen Variationen und mit den schönsten Motiven angeboten wurden, aus denen sich schnell ein bequemes Höschen oder schickes Röckchen für den Nachwuchs nähen lässt, Schnittmuster inklusive.

Gut besucht war auch ein Stand, an dem neben diversen Stoffen auch Bezüge für Sofakissen angeboten wurden. Aber nicht irgendwelche, sondern solche mit Motiven: Vom englischen Doppelstock-Bus in Rot über den Käfer und VW-Bulli, Hasen, Eulen, Äpfel, den röhrenden Hirschen bis hin zur Gitarre und der Hausfrau in Kochschürze mit dem Schriftzug "Baked with love". Mit Liebe gebacken halt.

"Guck mal, der sähe schön aus bei uns in der Küche, auf dem Tisch", zieht eine Dame einen Stoffballen ganz zuunterst heraus und drückt dem Gatten das Ende (oder den Anfang) in die Hände. Der bleibt skeptisch: "Den kannst du doch gar nicht abwaschen!". Ein kurzer Augenaufschlag, die Brille auf die Nasenspitze gezogen: "Ja macht doch nichts, es gibt doch Waschmaschinen".

"Wie breit liegt der denn?" war eine der meist gehörten Fragen an die Händler, gleich hinter der nach dem Preis für den Quadratmeter. "Eigentlich 7,50 Euro - für sechs kann ich den abgeben"; "macht 75 Euro - für Sie 50 Euro": Da schlägt Frau doch gerne zu, auch wenn sie eigentlich keine Verwendung hat. Noch nicht...

Auch Kurzwaren fand die nähbegeisterte Klientel auf dem Stoffmarkt in Xanten-City. Knöpfe in allen Größen, Farben und Farben, Bügelbilder, Nähgarn, Endlosreißverschlüsse, Applikationen, Bordüren, Scheren, Nadel und Faden. Apropos: Wer bis dato zwar mit Nadel und Faden umgehen konnte, sich aber mit dem Zuschneiden der Stoffe schwer tat, der absolvierte einen Crash-Kurs auf der Marktplatz-Bühne. 15 Minuten lang und ohne groß Luft zu holen erklärte ein Vertreter der Lutterloh-Schnittsysteme interessierten Damen, was es mit dem "Goldenen Schnitt" auf sich hat und dass es eigentlich reicht, wenn man zwei Maße kennt: die Oberweite und den Hüftumfang. "Acht mal die Kopflänge ergibt die Köpergröße, der Abstand vom Handgelenk zur Armbeuge ist identisch mit der Größe der Füße".

(jas)
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