Xanten Wetter macht Landwirten Sorgen

Xanten · Landwirte sind mit dem Wetter selten zufrieden. Mal ist es zu kalt, dann zu regnerisch, anschließend wieder zu trocken und zu heiß. "Wir brauchen durchschnittliches Wetter mit durchschnittlichen Temperaturen und durchschnittlichen Niederschlägen", sagt Wilhelm Neu, der Vorsitzende der Kreisbauern im Kreis Wesel. Das war aber in diesem Jahr nicht der Fall. "2016 sind wir beinahe abgesoffen, jetzt beinahe vertrocknet." Folge: Die Ernte fällt vor allem beim Getreide geringer aus. Allerdings, sagt Neu, sei dies nicht überall gleich; der Vorsitzende unterscheidet je nach Region. In Rheinnähe mit guten Böden konnte noch gut abgeerntet werden. Doch je weiter die Äcker vom Rhein entfernt liegen, umso leichter und sandiger ist die Erde und es wird weniger Getreide eingefahren. Deutliche Niederschlagsdefizite seit der Aussaat im Herbst und viel zu hohe Temperaturen im Mai und Juni lassen Ertragseinbußen befürchten, hieß es schon Mitte Juli beim Rheinischen Landwirtschafts-Verband (RLV). "Die bisher gemeldeten Erträge lassen insgesamt nichts Gutes erwarten. Die Erträge dürften um 10 bis 20 Prozent niedriger liegen als normal. Bei sandigeren Böden sind noch höhere Ertragseinbußen eingetreten."

Damit setzt sich der Trend fort, der schon bei der inzwischen abgeschlossenen Ernte der Wintergersten im Rheinland erkennbar war. Die Qualität sei zwar insgesamt gut, aber die Erträge hätten auf den sandigeren Böden und in den sehr trockenen Regionen um rund zehn Prozent unter dem gewohnten Niveau gelegen, fasst der RLV zusammen.

Die Niederschläge in letzter Zeit seien zu spät gekommen. Das Wasser habe gefehlt, dadurch sei das Getreide früher abgereift, sagt Christina Fonders von der Landwirtschaftskammer Kleve. Das wiederum schmälerte den Ertrag. Dagegen herrscht beim Silomais eine gewisse Zufriedenheit. Es habe eine durchschnittliche Ernte gegeben, fasst Wilhelm Neu für 2017 zusammen.

Wetterextreme wie Starkregen oder längere Trockenheit hängen mit dem Klimawandel zusammen, sucht Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, nach einer Erklärung. "Die Ausschläge und Extreme nehmen deutlich zu. Dadurch steigen die Risiken für die Landwirte." Für Kreisbauernchef Neu bedeutet dies eine Herausforderung für die Pflanzenzüchter. "Wir werden Sorten benötigen, die mit extremen Verhältnissen wie Nässe oder Trockenheit fertig werden. Hier sind unsere Pflanzenzüchter gefragt." Das betreffe nicht nur das Getreide, sondern "alles, was im Boden steckt".

Sorgenfalten treibt den Landwirten zudem der Flächenverbrauch auf die Stirn, denn in den vergangenen 40 Jahren verschwand rund ein Drittel der landwirtschaftlich nutzbaren Areale, davon etwa die Hälfte durch ökologische Ausgleichsmaßnahmen. "Wir müssen gedanklich in eine andere Richtung steuern und neue Ideen entwickeln", meint der Kreisbauernvorsitzende und schlägt vor, auch Flächen im innerörtlichen Bereich, zum Beispiel Industriebrachen, für Kompensationsmaßnahmen zu nutzen. "Darüber sollte jede Kommune mal nachdenken."

(kump)
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