Xanten Von der Bauschreinerei zum Möbelhaus

Xanten · Wilhelm Gerhard Janßen gründete vor 113 Jahren das Unternehmen in Lüttingen. In wenigen Wochen schließt das Möbelhaus nun seine Türen. Die Tischlerei und das 1983 angemeldete Bestattungsgewerbe werden fortgeführt.

 Räumungsverkauf bei Möbelhauses Janßen an der Salmstraße. Ende Februar, 113 Jahren nach der Unternehmensgründung durch Wilhelm Gerhard Janßen, wird der Bereich schließen.

Räumungsverkauf bei Möbelhauses Janßen an der Salmstraße. Ende Februar, 113 Jahren nach der Unternehmensgründung durch Wilhelm Gerhard Janßen, wird der Bereich schließen.

Foto: Olaf Ostermann

"Schlüsselfertiges Bauen" - dieses Angebot ist keine Wortschöpfung von Bauträgern unserer Zeit, sondern dies hat sich schon Anfang des vergangenen Jahrhunderts Wilhelm Gerhard Janßen auf die Fahne geschrieben, als er einen Betrieb eröffnete und ihn als Bauschreinerei anmeldete. Mit seinen Mitarbeitern baute der Lüttinger Handwerker Dachstühle und lieferte Türen, errichtete Rohbauten und fügte die Holzgestelle zusammen, damit anschließend die Maurer in den Rahmen hochziehen konnten. Außerdem hatte sich der Firmengründer als Stellmacher einen Namen gemacht und wurde angesprochen, wenn wieder einmal ein Bauernwagen zu reparieren war. So begann die Erfolgsgeschichte des späteren Möbelhauses Janßen, das jetzt Ende Februar, 113 Jahren nach der Unternehmensgründung, schließen wird.

Wilhelm Gerhard Janßen ging mit der Zeit: Als der Siegeszug des Autos nicht mehr aufzuhalten war und die Motorisierung das Handwerk der Stellmacherei immer mehr in den Hintergrund drängte, suchte er nach einem neuen Geschäftsfeld und stellte seinen Betrieb 1935 auf die Tischlerei um. Die Firma Janßen stellte Möbel her und verkaufte sie. Ein Schwerpunkt lag auf der Fertigung von Schlafzimmern.

 Gerd Janßen bei Möbel Janßen in der Abteilung für Einbauschränke und Boxspringbetten.

Gerd Janßen bei Möbel Janßen in der Abteilung für Einbauschränke und Boxspringbetten.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Das Unternehmen blieb stets in Familienbesitz. Sohn und Tischlermeister Ewald übernahm, aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, 1946 die Geschäfte und führte sie fort. Jetzt wurden auch Dielenmöbel gefertigt. Sohn Wilhelm folgte ihm Mitte der 60er Jahre in der Geschäftsführung, dessen Söhne Wilhelm, der im vergangenen Herbst verstarb, und Gerd gründeten 1994 als Nachfolger die Möbel Janßen GmbH.

Mehrfach konnte die Firma expandieren und modernisieren. Vier Jahre nach dem 50. Firmenjubiläum, 1956, wurden die alten Ausstellungsräume abgebrochen. Der Neubau bietet Ausstellungsflächen auf drei Etagen. 1984 erwarb das Unternehmen ein Grundstück gegenüber den Betriebsgebäuden und baute dort eine 700 Quadratmeter große Möbel-Ausstellungshalle. Bald darauf wird Möbel Janßen Mitglied im Garant-Möbel-Einkaufsverband. Das Angebot wächst weiter, die Kunden profitieren außerdem von der nun bestehenden Möglichkeit, im Verband größere Mengen zu günstigeren Konditionen einzukaufen. Erst vor wenigen Jahren eröffneten die beiden Brüder nach mehrwöchiger Umbauzeit die neugestalteten und mit einem erweiterten Sortiment bestückten Räume beiderseits der Salmstraße: Auf der einen Seite steht ein Flachbau mit einem Fachmarkt für Polstermöbel und gegenüber sind die Ausstellungsräume über zwei Stockwerke mit Küchen, Wohn-, Ess- und Schlafzimmern. "Auch wenn Möbel Janßen sich ständig verändert, wir verbinden Tradition mit Neuem", betonten sie ihr Credo anlässlich der Neueröffnung, zu dem viele Kunden und Vertreter aus Politik und Wirtschaft gekommen waren.

In wenigen Wochen schließt das Möbelhaus seine Türen. Derzeit läuft ein Räumungsverkauf. Von der Schließung unberührt bleibt die angegliederte eigene Tischlerei und das 1983 angemeldete Bestattungsgewerbe. Beides wird auch über Ende Februar 2016 hinaus fortgeführt.

(pek)
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