Xanten Vom Leben als "Lehrerkind"

Xanten · Gut 140 Religionslehrer aus dem Kirchenkreis erlebten Auftritt von Bastian Bielendorfer in Xanten.

Die Lesung in Xanten war auch für Bastian Bielendorfer, leidgeplagter Sohn einer Grundschullehrerin und eines Deutschlehrers, etwas besonderes. Zum ersten Mal trat er in einer Kirche auf.

Die Lesung in Xanten war auch für Bastian Bielendorfer, leidgeplagter Sohn einer Grundschullehrerin und eines Deutschlehrers, etwas besonderes. Zum ersten Mal trat er in einer Kirche auf.

Foto: Armin Fischer

Es ist schon eine stattliche Zahl von Lehrern, die sich da im evangelischen Gemeindehaus an der Kurfürstenstraße eingefunden hatten. Gut 140 begrüßt Superintendent Wefers in einer kurzen Ansprache. Und sie alle eint ein Fach: evangelische Religion. Zum Beginn des neuen Schuljahres sei dieser "Neujahrsempfang" eine gute Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen und vor allem auch die "Neuen" kennenzulernen, erklärt die Pfarrerin für den evangelischen Kirchenkreis Kleve, welche im Schulamtsbezirk Kleve tätig ist. Mitten unter den Gästen: "Lehrerkind" Bastian Bielendorfer, der dem Abend des evangelischen Schulreferates Duisburg-Niederrhein seine besondere Note gibt.

Für Bastian Bielendorfer ist der Auftritt in Xanten der erste in einer Kirche. "Ich bin ein Heidenkind" stellt er zum Anfang seiner zweistündigen Show fest. Und dann springt er zwischen den Themen hin und her. Erst redet er über seinen Auftritt bei "Wer wird Millionär" 2010, kurz darauf ist er schon bei seiner Flugangst. Bielendorfer, ein außergewöhnlich großer Mann Anfang 30 steht da unter der Kanzel der evangelischen Kirche und erzählt Geschichten aus seinem Leben. Er ist Sohn einer Grundschullehrerin und eines Deutschlehrers und sagt selbst von sich, er sei ein Lehrerkind Stufe drei: Er war auf der Grundschule, an der seine Mutter Lehrerin war, sein Vater war Lehrer an dem Gymnasium, auf dem er war, und sein Onkel war der Direktor dieses Gymnasiums. Bielendorfer: "Schwänzen konnte ich nicht. Ich musste mir immer Krankheiten ausdenken und bin wohl der einzige Mensch, der drei mal die Windpocken hatte!" Und die Geschichte, in der der unter Flugangst leidende, in Gelsenkirchen geborene Autor kurz vor einem Flug in den Urlaub seine Eltern anruft, um sich zu verabschieden. Während seine Mutter ihm einredet, dass nichts passieren könne, zählt sein Vater mögliche Absturzursachen auf. Nach dem Abitur wollte Bielendorfer, trotz des Berufes seiner Eltern, Lehrer werden, erzählt er im Gespräch mit der RP.

"Das war der Klassiker: Die Leistungskurse nach dem Abitur auf Lehramt studieren", erklärt er. Er kenne, so sagt er, viele Leute, die es genau so versucht hätten, "und genauso wie ich nach vier oder fünf Semestern erfolgreich gescheitert sind." Vor allem sein Vater wäre von den Plänen seines Sohnes gar nicht begeistert gewesen: "Mein Vater hat gesagt, er enterbt mich und lässt mich umbenennen, wenn ich auch Lehrer werde." Durch einen Auftritt bei "Wer wird Millionär" 2010, bei dem sein Vater als Telefonjoker half und er von seiner Familie erzählte, erhielt er die Chance, sein Buch "Lehrerkind" zu veröffentlichen. "Das erschien mit einer Auflage von 1000 oder 2000 Stück, bis heute wurde fast eine halbe Million verkauft", so Bielendorfer. Zwei weitere Bücher sind dazu gekommen, heute ist Schreiben und Erzählen sein Beruf. Nebenbei studiert er Psychologie. "Ich werde nie wieder etwas anderes machen als das, was ich jetzt mache, hoffe ich", sagt Bielendorfer. "Psychologie ist nur Plan B".

(rid)
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