Xanten Umweltministerin zu Gast in Xantens Dom

Xanten · Ihre Sonntagsworte widmete Barbara Hendricks der Barmherzigkeit - von der Flüchtlingshilfe bis zum persönlichen Erl eben.

 Bei der Abendmesse im Xantener Dom sprach Bundesumweltministerin Barbara Hendricks über Barmherzigkeit.

Bei der Abendmesse im Xantener Dom sprach Bundesumweltministerin Barbara Hendricks über Barmherzigkeit.

Foto: O. Ostermann

Papst Franziskus hat das Thema Barmherzigkeit in den Mittelpunkt des Heiligen Jahres gerückt. Sonntagsworte bei der Abendmesse im Xantener Dom, immer am zweiten Sonntag eines Monats, knüpfen daran an und stellen außergewöhnliche Ereignisse und Begegnungen vor. In der Fastenzeit war es Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), die sich in der Messe mit persönlichen Erlebnissen dem Begriff Barmherzigkeit näherte.

"Wie konkret kann Barmherzigkeit werden?", fragte die Niederrheinerin zunächst. Gerade in Anbetracht der vielen erschütternden Flüchtlingsschicksale sei diese Frage berechtigt. "Wir fragen, wo ist Gott", so Barbara Hendricks. Speziell das Foto des toten Dreijährigen Aylan Kurdi am Strand, bekleidet mit rotem T-Shirt und blauer Hose, ließe diese Frage aufkommen. Ein Bild, das die Herzen berührt habe. Aylan ertrank auf der Flucht vor dem Krieg in Syrien. Von "fortgespülter Menschlichkeit" sei dabei die Rede. "Wir sind voller Zweifel um einen Gott, der das zulässt", sagte sie. Aber Gott sei auch Hoffnung, die sich in ganz unterschiedlicher Weise offenbare. Beispielsweise, wenn Flüchtlinge empfangen werden und sich allzu menschliche Situationen abspielen, wie mit dem kleinen Jungen, dem der diensthabende Polizist einfach seine Polizeimütze aufgesetzt. Wird aus Mitgefühl und Empathie Barmherzigkeit? "Wir sollten uns den Moment nicht nehmen lassen", forderte die Ministerin auf und erweiterte dann den Blick auf die Frage, wann sich Barmherzigkeit offenbare und für den Einzelnen sichtbar werde.

Für Barbara Hendricks hat sich ein solcher Moment am Nationalen Dodenherdenking der Niederländer in der Gedenkstätte Sachsenhausen am 4. Mai ergeben. Die Verbrechen der Schoah seien überall spürbar. "Als erste deutsche Ministerin durfte ich dort sprechen", erzählte sie und berichtete von ihrer Begegnung mit Joop Snep, der als Vertreter des Internationalen Komitees Sachsenhausen und Überlebender von Konzentrationslagern ebenfalls eine Rede hielt.

Snep war in drei Konzentrationslagern, weil er Juden mit gefälschten Papieren bei der Flucht aus den besetzten Niederlanden geholfen hatte. Nach ihrem Beitrag in niederländischer Sprache bedankte sich Joop Snep bei ihr. Hendricks: "Wir haben kein Recht, die Versöhnung einzufordern." Die Begegnung mit Snep und sein Handschlag seien für sie ein barmherziges Geschenk. "Nie war es mir deutlicher, als in diesem Moment." Nach der Messe gab's die Möglichkeit, sich im Kapitelsaal mit der Ministerin auszutauschen. Barbara Hendricks aus Kleve ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken sowie im Kuratorium der Aktion Pro Humanität.

(sabi)
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