Xanten Studenten suchen nach Römer-Scherben

Xanten · Der Archäologische Park Xanten bietet 30 angehenden Wissenschaftlern aus ganz Europa die Chance, vier Wochen lang Grabungen in all ihren Facetten kennenzulernen. Die Teilnahme an der international einzigartigen Sommerakademie ist sehr begehrt.

 Grabung mit vielen wertvollen Funden (v.l.): Akademieleiterin Silke Lauinger mit einer gestempelten Tonscherbe, Annamaria Matesewicz aus Padua und Marina Danicic aus Zagreb

Grabung mit vielen wertvollen Funden (v.l.): Akademieleiterin Silke Lauinger mit einer gestempelten Tonscherbe, Annamaria Matesewicz aus Padua und Marina Danicic aus Zagreb

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Erst einmal weg mit dem Regenwasser. Mit Schaufeln und Spaten räumten die jungen Leute gestern nach einem heftigen Gewitter ihre Baustelle im Archäologischen Park in Xanten auf. Eine besondere Erfahrung nach fast drei Wochen meist schweißtreibender Arbeit: 15 Nachwuchswissenschaftler aus acht europäischen Ländern lernen unter der Leitung der Archäologin Silke Lauinger in Xanten die Facetten des modernen Grabungshandwerks kennen.

Der Archäologische Park Xanten (APX) macht mit der Internationalen Sommerakademie ein vermutlich sogar weltweit einzigartiges Angebot: "Wir dürfen schaufeln, fotografieren, zeichnen, vermessen und selbst die Eintragungen ins Grabungstagebuch vornehmen", sagt Annamaria Matesewicz. "Diese Beschreibungen sind normalerweise nur der Grabungsleitung vorbehalten", erklärt die 21-jährige Studentin aus Padua.

Dass die Studenten nicht nur alle wichtigen Ausgrabungstechniken, sondern auch die komplette Dokumentation erlernen, macht den APX seit fast 30 Jahren zu einer der international bekanntesten und beliebtesten Ausgrabungsstätten für angehende Archäologen. "Uns erreichten auch in diesem Jahr wieder mehr als 100 Bewerbungen", sagt APX-Sprecher Ingo Martell.

Insgesamt 30 "Auserwählte" dürfen in zwei Gruppen jeweils vier Wochen lang auf wissenschaftliche Entdeckertour gehen. "Glück gehabt", sagt Annamaria Matesewicz, deren Eltern aus Polen stammen und die selbst in Südtirol aufgewachsen ist. So erklären sich auch ihre guten Deutschkenntnisse.

"Deutsch ist eine der Voraussetzungen für die Teilnahme an der Sommerakademie, deren praktische Inhalte keine Universität in dieser Intensität vermitteln kann", ist auch Marina Danicic aus Zagreb überzeugt. Auch sie hat sich, wie die meisten der Erst- bis Fünftsemester, "eigentlich schon immer für Geschichte interessiert. Dann hat sie noch ein altsprachliches Abitur gemacht. Das kann durchaus zur andauernden "Liebe zu Scherben" führen.

Von denen haben die Studenten in den vergangenen Wochen tatsächlich eine Menge gefunden. "Dazu eine Reihe von Münzen, die eine genauere Datierung ermöglichen", sagt Akademieleiterin Silke Lauinger. Schließlich graben die Studenten in dieser Kampagne in den Überresten römischer Wohnhäuser aus dem 2. und 3. Jahrhundert. Wissenschaftliches Graben, Fundbestimmung, Vermessen, Knochenkunde, Archäobotanik, Archäozoologie und Geophysik stehen auf dem praktischen und theoretischen Stundenplan. Fachleute wie Dr. Josef Klostermann, Leiter des Geologischen Landesdienstes NRW, und die Archäobotanikerin Dr. Jutta Meurers-Balke von der Uni Köln, arbeiten mit den Studenten. Dazu gibt es Exkursionen. Und immer wieder Grabungsbesprechungen, offizielle und abends in den Unterkünften im Obergeschoss der Taverne. Das gehört dazu.

Unterstützt wird die Sommerakademie übrigens von der Sozial- und Kulturstiftung des Landschaftsverbandes Rheinland. Gut angelegtes Geld: "Es gibt in ganz Europa inzwischen viele ehemalige Teilnehmer, die in leitenden Positionen archäologischer Einrichtungen tätig sind," sagt Ingo Martell. Solche Vernetzungen sind auch und gerade unter Wissenschaftlern von hohem Wert.

(RP)
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