Xanten Studenten putzen mit Pinseln die Römerküche

Xanten · Zur internationalen Sommerakademie kommen jedes Jahr angehende Altertumsforscher nach Xanten. Für viele ist es die erste Ausgrabung.

 Glücklich trotz Blasen an den Händen: Gwendolin Klinger zeigt eines der Fundstücke.

Glücklich trotz Blasen an den Händen: Gwendolin Klinger zeigt eines der Fundstücke.

Foto: Armin Fischer

Gwendolin Klinger hat Blasen an den Händen. Die Wienerin gehört zu den Studenten der internationalen archäologischen Sommerakademie, die im Archäologischen Park in Xanten Fundstücke aus ehemaligen "Colonia Ulpia Traiana" ausgraben. In den Händen hält sie eins der Stücke. "Ich habe eine Schale gefunden, die ich in dieser perfekten Qualität niemals töpfern könnte", staunt die Studentin. Sie strahlt. Inmitten der Ausgrabungsstätte mit Häusern aus dem ersten Jahrhundert nach Christus sagt sie: "Man entdeckt immer wieder Neues."

Die Sommerakademie des Archäologischen Parks in Xanten (APX) bietet angehenden Altertumsforschern aus aller Welt die Möglichkeit, selbst an einer Ausgrabung teilzunehmen. Vier Wochen dauert ein Praktikum, zwei bietet der APX in jedem Sommer an. Dabei erfahren jeweils 15 Studenten mehr über Museumspädagogik, römischen Schiffsbau, Bodenkunde, Archäobotanik und -zoologie, Fundbearbeitung und Vermessung. Vor allem aber lernen sie, genau zu dokumentieren, was sie gefunden haben. "Was wir einmal ausgegraben haben, ist für immer vernichtet. Der wissenschaftlichen Dokumentation der Funde kommt daher eine enorme Bedeutung zu", erklärt Grabungsleiter Johannes Schießl.

 Zwei Meter sind die Schnitte tief. Die Studenten befinden sich demnach in einem Häuserblock aus dem ersten Jahrhundert.

Zwei Meter sind die Schnitte tief. Die Studenten befinden sich demnach in einem Häuserblock aus dem ersten Jahrhundert.

Foto: Fischer Armin

Die Grabungsstätte liegt hinter der römischen Herberge, in der die Studenten wohnen. Dort graben sie sich Schicht für Schicht durch die Zeitgeschichte. Die Schnitte - so nennen Archäologen Ausgrabungsstätten - sind zwei Meter tief. "Das bedeutet, wir befinden uns in einem Häuserblock aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Anhand der Funde wollen wir herausfinden, wer hier gelebt hat", erklärt Schießl. Dazu putzen die Studenten momentan mit ihren Pinseln den Boden einer römischen Küche.

Die Ausgrabung ist für die Studenten oftmals eine völlig neue Erfahrung. "Wir kommen ja praktisch aus der Universitätsbibliothek und setzen jetzt das um, was wir in der Theorie gelernt haben", sagt der Freiburger Student Johannes Wetzel.

Davon profitiert auch der APX, dem neben einer professionell dokumentierten Ausgrabung die Vernetzung mit künftigen Fachleuten am Herzen liegt. "Der Kontakt mit den Universitäten und dem wissenschaftlichen Nachwuchs ist für uns ganz wichtig", sagt APX-Pressesprecher Ingo Martell.

Am Wochenende findet wieder die beliebte "Grabung Live" statt. Besuchern des Parks bietet sich dann die Gelegenheit, mit den Archäologen ins Gespräch zu kommen und Fundstücke in die Hand zu nehmen.

(erko)
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