Xanten Starkstromtrasse quer durch den Kreis

Xanten · Eine der Hauptschlagadern der Stromversorgung in Deutschland soll bald von Hamminkeln über Xanten und Sonsbeck verlaufen. Das Unternehmen Amprion erklärte Hintergründe. Die Botschaft: Regionale Unternehmen sollen profitieren.

Um die Trasse etwa 2000 Kilometer weit zu verlegen, muss vieler Orts der Boden für die Erdkabel abgetragen werden.

Um die Trasse etwa 2000 Kilometer weit zu verlegen, muss vieler Orts der Boden für die Erdkabel abgetragen werden.

Foto: Amprion

Die Präsentation des Trassenverlaufs der A-Nord-Stromleitung von Amprion war am Niederrhein mit Spannung erwartet worden. Die Leitung gilt als eine der Hauptschlagadern der Energiewende in Deutschland. Jetzt steht fest: Folgt die Bundesnetzagentur den Vorschlägen von Amprion, dann wird Hamminkeln am nördlichsten Zipfel betroffen sein. Nördlich führt die Trasse weiter im Kreis Wesel und dann durch den Reeser Ortsteil Haffen zum Rhein. Linksrheinisch trifft die Leitung bei Obermörmter wieder auf Weseler Kreisgebiet. Dann verläuft sie nördlich von Marienbaum nach Uedem, vorbei am Uedemer Wald und an dem Tüschenwald und nördlich der A 57-Ausfahrt Sonsbeck hinüber auf Kevelaerer Gebiet und weiter durch den Kreis Kleve in südliche Richtung.

"Wir haben diese Entscheidung so erwartet, dennoch wollen wir den Prozess weiter begleiten", sagte Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp (SPD) auf Anfrage. An der Infoveranstaltung in Rees in Kürze werde die Stadtverwaltung Wesel teilnehmen. Ausgewählt wurde von allen möglichen Trassenverläufen der, der am weitesten westlich am Niederrhein verläuft, wie Amprion-Projektleiter Klaus Wewering erläuterte. Noch kann die Bundesnetzagentur den Plänen einen Strich durch die Rechnung machen. Dann würden auch die Rheinüberquerungen bei Bislich, bei Voerde oder bei Dinslaken nach Rheinberg wieder ins Rennen kommen. Seit 2016 hat sich das Projektteam A-Nord bei Amprion mit den Trassenverläufen befasst. Gestern wurden auch Details genannt, die für die Anwohner von Interesse sind. Angaben machte Amprion-Projektleiter Wewering etwa zur Entschädigung für Grundstücksbesitzer: "20 bis 30 Prozent des Flächenwertes erhalten die Eigentümer einmalig", erklärte er. Ackerbau sei über dem in zwei Meter Tiefe liegenden Erdkabel weiter möglich, nur Bäume dürften auf der Trassenbreite von knapp 30 Metern nicht gepflanzt werden. Bei Landwirten, etwa im Reeser Ortsteil Haffen, gibt es Bedenken. Sie fürchten, dass sie ihre Höfe teilweise baulich nicht erweitern können. Viele regionale Betriebe sollen vom Bau der Stromleitung profitieren. "Wir werden die Baulose klein halten, auf ausdrücklichen Wunsch der Landwirte hin", erläuterte der Projektleiter. So solle gewährleistet werden, dass Baggerfahrer mit Kenntnis von den lokalen Gegebenheiten das Erdreich wieder in der Schichtung in den Boden bringen, in der es auch ausgehoben wurde. Auf die Art sei sichergestellt, dass die Pflanzen wieder schnell wachsen. "Wir wollen bodenschonend arbeiten", sagte Wewering. Man setze auf Transparenz. Im Planfeststellungsverfahren hätten Bürger die Gelegenheit, ihre Forderungen zu formulieren, vorher schon gibt es Anwohner-Infos.

Der Leitungsbau ist eine Folge der Energiewende. Die Windenergie im Norden wird stetig ausgebaut, Photovoltaik im Süden ebenfalls, die konventionelle Energie wird weniger. Rund um Emden wird künftig zehn mal so viel Strom produziert wie verbraucht werden kann. Die erneuerbaren Energien werden also dort erzeugt, wo sie keinen Abnehmer finden. Über große Entfernungen muss der Strom in die Verbrauchszentren gebracht werden. Die neuen Gleichstromverbindungen übernehmen diesen Transport, sie entlasten bestehende Netze.

(RP)
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