Lokalsport Freiwilligkeit oder eine Pflichtaufgabe?

Kreis · Mietkostenzuschuss abgelehnt: Der Vorsitzende des Kreissportbundes, Heinrich Gundlach, nimmt den Kreis Wesel in die Pflicht.

Der Kreis Wesel hatte dem Kreissportbund (KSB) bislang Büroräume zu einer geringen Anerkennungsgebühr überlassen. Nach der Kündigung musste der Verband neue Räume anmieten, diese allerdings zu den ortsüblichen Mieten. Mit Erleichterung hat man im KSB die Nachricht aufgenommen, dass der bisherige Zuschuss nicht gestrichen wurde. Mit Bedauern stellten die Funktionäre um den KSB-Vorsitzenden Heinrich Gundlach (TuS Xanten) aber fest, dass der Antrag auf einen Mietkostenzuschuss im verantwortlichen Ausschuss abgelehnt wurde, weil es eine freiwillige Ausgabe sei.

"Die Sportvereine mussten sich zunehmend den veränderten Lebensaufgaben anpassen, warum nicht auch die Politik. Vor mehr als 50 Jahren war das Vereinsleben auf die Ausrichtung von sportlichen Wettbewerben konzentriert, an Integration und Gesundheit verschwendete man keinen Gedanken. Heute sind diese Aufgaben in vielen Vereinen eine Selbstverständlichkeit. Aus Freiwilligkeit wurde eine Pflichtaufgabe, weil man erkannt hat, dass der Breitensport das Leben der meisten Mitglieder bestimmt. In der Politik wurde es aber offensichtlich nicht wahrgenommen, dass sich der Begriff Freiwilligkeit ändern und den neuen Gegebenheiten anpassen muss", sagt Gundlach. Was vor einigen Jahren noch "Freiwilligkeit" war ist heute eine "Pflichtaufgabe". Den Einwand, dass man Sportvereine fördern könne, aber nicht eine Dachorganisation, kann man so nicht stehen lassen. Ohne die Begleitung des KSB wären die Projekte des Landessportbundes und der Landesregierung "NRW bewegt seine Kinder", "Bewegt gesund bleiben", Bewegt älter werden" und "Integration durch Sport" nie umgesetzt worden.

Der Pakt für den Sport hat für eine enge Zusammenarbeit des Kreises mit dem Kreissportbund gesorgt. Dabei hat die gemeinsame Veranstaltung mit den kommunalen Integrationszentren gezeigt, wie lebensnah die Sportvereine das Thema Integration angehen. Selbst die kommunalen Integrationszentren waren erstaunt über eine Netzwerkarbeit, die weit über eine sportliche Betreuung hinausgeht. In Kooperation mit den Jugendämtern der Kommunen und des Kreises packt der KSB nach den Ausfphrungen Gundlachs das Thema "Jugendschutz im Sportverein" an: "Ohne unsere Mithilfe wäre diese Aktion zum Scheitern verurteilt. Unsere Arbeit wird immer wieder gelobt, auch von den Politikern des Kreises, aber vom Lob allein können wir nicht leben, wir benötigen auch die notwendigen Gelder."

Kaum bekannt ist - so Gundlach - die Tatsache, dass die bisherige Förderung 0,29 Euro pro Mitglied beträgt. "Hat sich ein Politiker darüber schon mal Gedanken gemacht, ob dies nicht schon ausgesprochen sparsam ist", fragt er. "Am Ende unserer Überlegungen sprechen wir die Hoffnung aus, dass ein Überdenken der freiwilligen Leistungen dem Kreishaushalt nicht den Todesstoß versetzt."

(NJ)
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