Michael Girbes EM-Helden sollen Nachwuchs mitreißen

Xanten · Dem Handballkreis Wesel gehen seit Jahren Mannschaften verloren. Der Männerspielwart hofft auf einen neuen Boom.

Menzelen Immer weniger Kinder und Erwachsene wollen Handball spielen. Die Verantwortlichen hoffen, dass der Europameister-Titel der Männer-Nationalmannschaft die negative Entwicklung bremst oder sogar wieder mehr Mädchen und Jungen diese Ballsportart für sich entdecken. Michael Girbes aus Menzelen, der seit drei Jahren Männerspielwart des Handballkreis Wesel ist, meint, dass die Verbände und Vereine noch mehr tun müssen.

Warum interessiert sich der Nachwuchs nicht mehr in dem Maße wie früher für den Handball?

Michael Girbes Wenn die sportlichen Erfolge ausbleiben und es keine Idole gibt, hat es jede Sportart nicht einfach, bei der Jugend für Aufmerksamkeit zu sorgen. Und wenn dann auch noch die mediale Präsenz fehlt, dann ist es umso schwerer, mit der Fußballeuphorie in Deutschland mitzuhalten. Die tolle EM bringt den Handball hoffentlich wieder mehr Sendezeit. Ich hoffe, dass diese junge Mannschaft eine neue Euphorie auslösen wird und die Kids mitreißt, so wie unsere Sportart das nach dem WM Titel 2007 auch kurz erleben durfte.

Der Handball liegt also bei der Jugend nicht mehr im Trend?

Girbes Wenn man sich die nackten Zahlen ansieht, dann nicht. Seit 2010 geht's bergab. Der Handballverband Niederrhein hat seit dem Jahr 23 Prozent weniger Nachwuchsmannschaften verzeichnet. Im Kreis Wesel sind es in allen Altersklassen sogar 33 Prozent. Vor allem der Jungenbereich ist mit 45 Prozent besonders stark betroffen. Spielten 2008 noch 171 Teams in der männlichen Jugend Handball, waren's 2015 nur noch 119.

Was muss passieren?

Girbes Der nationale Verband versucht schon seit längerem, dem Trend mit verschiedenen Konzepten entgegenzuwirken. Das war mal mehr, mal weniger erfolgreich. Ich habe auch kein Patentrezept, wie es im Kreis Wesel und Kleve wieder bergauf gehen könnte. Aber die Vereine sollten noch mehr auf die Schulen zugehen, um Werbung für sich zu machen. Im vergangenen Jahr gab's in Deutschland einen Grundschultag zum Thema Handball, der vom Dachverband, dem DHB, veranstaltet wurde. Mancherorts schauten sogar Handballgrößen vorbei. Den sollte es jetzt öfter geben. Ein richtiger Schritt war, auch in unserem Handballkreis ein Final-Four-Turnier zu veranstalten, um den Kreispokalsieger auszuspielen. Das steigert die Attraktivität. Der findet am 21. und 22. Mai zum zweiten Mal in Hiesfeld statt.

Im Fußball finden Jugendpartien nicht mehr nur mit elf, sondern auch mit weniger Spielern statt. Gibt's im Handball Überlegungen, die Mannschaftstärke zu reduzieren?

Girbes Nein, meines Wissens nicht. Das würde auch nicht funktionieren. Die Fachleute haben sich stattdessen verschiedene Spielkonzepte ausgedacht. Noch mal: Ich denke, dass es jetzt wichtig ist, dass die Europameister mit ihren Typen wie Torwart Andreas Wolff oder dem Aldekerker Julius Kühn ihren Bekanntheitsgrad nutzen, um den Handball wieder interessanter für den Nachwuchs zu machen. Und diesen Boom müssen wir Verbände und die Vereine gemeinsam aufnehmen.

RENE PUTJUS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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