Lokalsport Eiskalt serviert Sonsbeck drei Tore

Sonsbeck · Fußball-Oberliga: Der abstiegsbedrohte SV Sonsbeck gastierte gestern Abend beim 1. FC Bocholt. Die Mannschaft von Trainer Thomas Geist besiegte den Tabellensechsten 1. FC Bocholt ganz überraschend mit 3:0 (2:0).

 Michel Tißen (r.) erwischte auf dem Hünting einen "Sahnetag". Gegen den 1. FC Bocholt erzielte Sonsbecks Mittelfeldspieler seine ersten beiden Tore in der laufenden Saison.

Michel Tißen (r.) erwischte auf dem Hünting einen "Sahnetag". Gegen den 1. FC Bocholt erzielte Sonsbecks Mittelfeldspieler seine ersten beiden Tore in der laufenden Saison.

Foto: Olaf Ostermann

Die Reise der Oberliga-Fußballer des SV Sonsbeck ging gestern Abend nach Bocholt. Auf dem altehrwürdigen Hünting, einer Traditionsstätte des westmünsterländischen Fußballs, wartete auf ihn der nach einigen Jahren der Flaute mittlerweile wieder erstarkte 1. FC Bocholt. Prunkstück der Mannschaft ist die Defensive. Die Abwehr der "Schwatten" gehört mit erst 25 kassierten Toren nach dem MSV Duisburg zum Besten, was die Liga zu bieten hat. Auseinander zu setzen hatte sie sich gestern Abend mit dem schwächsten Angriff der Liga. Der nämlich ist beim SV Sonsbeck zu Hause. Erst 22 Mal traf deren Angreifer in die gegnerischen Maschen. Doch es gab gestern Abend bei besten äußeren Bedingungen auch eine Gemeinsamkeit. Die Trainer bliesen vor dem Anstoß ins gleiche Horn, da ihre Teams personell arg gebeutelt waren. Improvisationskunst war demnach gefragt.

Thomas Geist schien die bessere Lösung ausgeklügelt zu haben. Nachdem seine Mannschaft die ersten Distanzschüsse der Gastgeber schadlos überstanden hatte, setzte sie ein offensives Lebenszeichen. Und was für ein sehenswertes. Nach einem Eckball hämmerte Michel Tißen den Ball mit dem Rücken zum Tor stehend in den Giebel des Bocholter Tores. Die heimliche Wunschkonstellation der Sonsbecker war damit nach nur zwölf Minuten hergestellt: Der SVS lag auf fremdem Platz mit 1:0 in Führung und verdammte die gegnerische Mannschaft, mit etwas weniger Verve und größerer Behutsamkeit hinsichtlich der Verteidigung des eigenen Tores zum Angriff zu blasen. Dagegen konnte die Geist-Truppe ihr Spiel aus einer kompakten Abwehr heraus weiter forcieren und mit nadelstichartigen Kontern den Bocholtern weiter schaden.

Sie machten das gut. In der 29. Minute lief Felix Terlinden alleine auf Keeper Maik Welling zu, doch dieser vereitelte den Sonsbecker Treffer. Der aber war eine Minute danach dennoch fällig. Der noch A-Jugendliche Robin Schoofs, der bisher eine beeindruckende Saison hinter sich gebracht hat, schalete sich mit in den Angriff ein, fasste sich ein Herz und baute mit einem Flachschuss ins lange Eck des Bocholter Tores die Führung seiner Mannschaft auf 2:0 aus.

Der Gastgeber, der als Tabellen-Sechster in diese Nachholpartie gegangen war, schien sichtlich beeindruckt zu sein. Der FC benötigte einige Zeit, bis sich dessen Spieler wieder dem Tor von Ahmet Taner näherten. Doch ein Schuss von Michael Prost (36.) konnte den Sonsbecker Torwart nicht über Gebühr erschrecken, stieg er doch hoch über der Querlatte in den mittlerweile dunklen Abendhimmel. Gefährlicher war da schon der Kopfball des Bocholters Tim Winking, der nach einer Hereingabe von der rechten Seite nur den Pfosten traf. Doch das war es dann im ersten Durchgang. Sonsbeck führte zur Pause 2:0 - etwas, was den Rot-Weißen in den bisher 25 ausgetragenen Saisonspielen noch kein einziges Mal gelungen war.

FC-Coach Jara reagierte. Mit Dominik Göbel und Timo Hebing (Comeback nach einer gefühlt halbjährigen Verletzungspause) brachte er zwei frische Spieler und versuchte damit dem Offensivspiel seiner Mannschaft größere Durchschlagskraft zu geben. Im Bocholter Spiel war jetzt mehr Struktur zu erkennen, zu zwingenden Torchancen führte das jedoch nicht. Dagegen blieben die Sonsbecker eiskalt. Allen voran wieder einmal Tißen, der in der 57. Spielminute vorne den Ball unbedrängt aufnahm und ihn anschließend seelenruhig zum Sonsbecker 3:0 ins lange Eck schob.

Die Überraschung - oder muss man richtiger von einer Sensation sprechen - erhielt jetzt eine klare Kontur. Das, was die Bocholter noch im Sonsbecker Strafraum fabrizierten, war nicht wirklich mehr gefährlich. Als schließlich der zweifache SVS-Torschütze Tißen, der wie gewohnt enorm viel unterwegs war, den Platz für Sebastian Schulz verließ, war der Drops gelutscht. Die Geist-Truppe entführte vom Hünting drei im Abstiegskampf enorm wichtige Punkte.

(RP)
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