Sonsbeck Sonsbeck mag Möhren mit Blutwurst

Sonsbeck · Radio KW machte Station auf dem Alttorplatz. Die Moderatoren kochten im Wohnmobil das Leib- und Magengericht der Sonsbecker: "Woartele onderen met Blutwursch". Es geht zurück auf einen Nachtwächter im Mittelalter.

 Die Küchen-Crew (v.l.): Marc Torke, Leon (13) und Miriam (11), Celina van Schweinichen und Lena Semmrock

Die Küchen-Crew (v.l.): Marc Torke, Leon (13) und Miriam (11), Celina van Schweinichen und Lena Semmrock

Foto: Olaf Ostermann

Gestern hat das Wohnmobil von Radio KW bei seiner letzten Etappe der "Lieblingsorte-Tour" auf dem Alttorplatz Station gemacht. Dabei sollte es buchstäblich um die Wurst gehen. "Egal wo wir waren, irgendwann kam das Thema immer aufs Essen. Irgendwer hat immer was Leckeres mitgebracht. Da haben wir uns gedacht, kochen wir doch mal selbst", sagte Chef-Redakteur Andre Fritz.

Die Frage war nur: Was? Davon hatten weder er noch die Moderatoren Celina von Schweinichen und Marc Torke die geringste Ahnung. "Wir haben die Bürger aufgerufen, ein typisches Sonsbecker Gericht zu nennen. Das haben sie mit breiter Mehrheit getan", berichtete Bürgermeister Heiko Schmidt, bevor er den verschlossenen Umschlag dem Moderatoren-Duo überreichte. Das konnte zunächst nicht mal den Namen der Sonsbecker Leibspeise aussprechen. Heiko Schmidt sprang ein: "Woartele onderen met Blutwursch" oder auf Hochdeutsch: "Möhreneintopf mit Blutwurst." Während die Moderatoren die Zuhörer aufriefen, Zutaten zu bringen, nannte der Bürgermeister seinen Lieblingsort im Lieblingsort: "Mein Geheimtipp ist der Waldteich am Forsthaus Hasenacker."

Inzwischen brachten Franziska Rütten und Maria Janßen von der Flüchtlingshilfe Kartoffeln, Möhren und Zwiebeln, die sie kurzerhand in einem türkischen Lebensmittelladen an der Hochstraße gekauft hatten. Für das passende Rezept sorgte Maria Nellesen. Die 84-jährige brachte ein Hauswirtschaftsbuch anno 1914 mit. Neben Tipps zur Herstellung von Kriegsseife oder falscher Schokoladensuppe fand sich auch die begehrte Kochanleitung.

Für die Beilage hatte Maria Nellesen einen speziellen Tipp: "Am besten die billigste Blutwurst nehmen, die man kriegen kann. Die hat mehr Mehl. Bei der teuren ist zu viel Fett drin, die kann man nicht braten." Marc Torke hatte dafür kein Ohr, er klapperte die Nachbarschaft ab, um Salz zu besorgen, während sein Chef im Wohnmobil Möhren und Kartoffeln schälte. "Ich bin für alles zu haben", so Fritz.

Dass "Woartele onderen" praktisch ein original Sonsbecker Gericht ist, hat einen geschichtlichen Hintergrund. "Man sagt, dass es hier im Mittelalter einen Nachtwächter gab, der den Holzstift zum verschließen des Stadttores vergessen hatte und stattdessen eine Möhre nahm. Die wurde von Gänsen gefressen, und so gelangte in der Nacht Gesindel in den Ort", erzählt das Urgestein Heinrich Kerstgens. Das Möhrengericht ist aber nicht die einzige Sonsbecker Spezialität. Am Nachmittag brachte die Bäckerei Tebarth "Sonsbecker Moppen". Das süße Gebäck wurde nach dem Spitznamen der Frau des Firmengründers "Moppen-Trüj" benannt.

Nachdem mehrere Sonsbecker Blutwurst zum Alttorplatz gebracht hatten, war die Zutatenliste komplett, und es hieß: "Guten Appetit".

(erko)
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