Xanten Sonderausstellung über Hexenwahn am Niederrhein

Xanten · Das Siegfriedmuseum in Xanten zeigt Aberglaube-Sammlung des Grafschafter Museums in Moers.

 Die Ausstellung zeigt auch Folterinstrumente wie den Spitzsitz.

Die Ausstellung zeigt auch Folterinstrumente wie den Spitzsitz.

Foto: kdi

Die vom Grafschafter Museum in Moers konzipierte Ausstellung "Aberglaube und Hexenwahn am Niederrhein", die nun im Siegfriedmuseum zu sehen ist, thematisiert die Hexenverfolgung am Niederrhein vom 15. bis zum 18. Jahrhundert.

Vorstellungen von Zauberei lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. Aber erst in der Neuzeit, als sich die modernen Wissenschaften entwickelten, prägte sich eine fatale "Hexenlehre" aus. Zu den Vergehen zählten zum Beispiel Teufelspakt, Teufelsbuhlschaft, Hexensabbat, Hexenflug und Schadenszauber.

Das 1486/87 vom päpstlichen Inquisitor Heinrich Kramer veröffentlichte Buch "Malleus maleficarum", besser als "Hexenhammer" bekannt, befeuerte eine Hysterie, von der auch die Orte am Niederrhein nicht verschont blieben. Das Erzbistum Köln galt weithin als Zentrum der Verfolgung, während in den umliegenden Herrschaftsgebieten zahlreiche Gegner ihre Stimmen erhoben haben. Doch neuere Forschungen belegen, dass auch dort prozessiert und gefoltert wurde.

Erst im 18. Jahrhundert setzten sich die Kritiker durch und beendeten die systematische Verfolgung. Auch wenn von offizieller Seite die Hexereiverfahren eingestellt wurden, bestand der Glaube an Magie und Zauberei fort. Zahlreiche Exponate zeugen von Aberglaube und volkstümlichen Bräuchen, um Haus und Hof vor bösen Geistern und Dämonen zu schützen. Die Ausstellung beleuchtet die Entwicklung der Hexenverfolgung und zeigt anhand von einzelnen Schicksalen ein differenziertes Bild des Hexenwahns zwischen Rhein und Maas.

Das große wissenschaftliche und populäre Interesse an der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung, teils von Abscheu, teils aber auch von Faszination genährt, führte zwangsläufig zur Mythenbildung. Von der Forschung überholte Erkenntnisse halten sich bis heute hartnäckig. Die Ausstellung möchte dieser Betrachtungsweise entgegenwirken. Somit steht sie in einer Reihe mit der vorangegangenen Sonderausstellung "Mythos Germanien - Mythos Nibelungen" und dem Kernthema der Dauerausstellung Mythenbildung und Mythenenttarnung.

Bis 8. Januar 2017, Kurfürstenstr. 9 Xanten, Eingang Tourist-Information

(RP)
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