Kreis So feiern die Gemeinden Reformation

Kreis · Morgen ist Reformationstag. 500 Jahre, nachdem Martin Luther seine Thesen an die Kirchentür in Wittenberg genagelt hat, feiern Evangelische Kirchengemeinden das Jubiläum auf vielfältige Weise.

Wesel (bp/up/jas) In Alpen feiert die Evangelische Kirchengemeinde einen besonderen Festgottesdienst. Der beginnt in der Kirche um 18 Uhr. Danach wird der Musikverein Menzelen vor dem Gemeindehaus An der Vorburg den Gemeindegliedern zum Reformations-Jubiläum ein Ständchen bringen. Anschließend findet im Gemeindehaus eine besondere Veranstaltung statt. Bei einem "Luther-Mahl" mit Getränken und einem kleinen Imbiss trägt Rezitator Jörg Zimmer Texte des Reformators vor. Über viele Aussagen Luthers wird das Publikum überrascht sein. Die Besucher dürfen sich auf einen geselligen Luther-Abend freuen.

In der Evangelischen Kirchengemeinde Rheinberg gibt es am Dienstag um 19 Uhr einen Gottesdienst mit Abendmahl - weiter nichts. "Kleines Besteck", sagt Vikar Michael Hammes. Anders in der Gemeinde Orsoy bei Pfarrer Uwe Klein. Auch dort ist um 19 Uhr in der Kirche Gottesdienst mit Abendmahl. Anschließend wird allerdings gegessen und getrunken. "Wir rechnen mit rund 100 Gästen", so Klein, "darunter etwa 20 Asylbewerber aus der Zentralen Unterkunftseinrichtung." Das Ganze dauert bis gegen 23 Uhr. Gemeinsam möchte man über die Reformation nachdenken. "Wir wollen nicht nur geistig zusammensein, sondern auch physisch", sagt der Pfarrer.

Pfarrerin Ulrike Thölke aus der WOB-Gemeinde (Wallach-Ossenberg-Borth) lädt zum 11-Uhr-Gottesdienst in der Wallacher Kirche. "Anschließend gibt es ein Mittagessen im Gemeindehaus", so Ulrike Thölke. Devise: "Futtern wie bei Luthern". Die Kirchengemeinde Budberg, momentan ohne Pfarrer, richtet um 19 Uhr eine Reformationsfeier in der Kirche aus. Anschließend ist ein gemütliches Zusammensein im Gemeindehaus geplant.

In Sonsbeck feiern die Evangelische und die Katholische Kirchengemeinde am Dienstag, 31. Oktober, zusammen ein ökumenisches Fest. Es beginnt mit einem Luther-Frühstück von 8.30 bis 10 Uhr im Café Lensing. Einige wenige Tickets sind noch in den Pfarrbüros der beiden Gemeinden erhältlich. Um 10 wird in St. Maria Magdalena eine ökumenische Messe gefeiert, um 18 Uhr ist ebenso ein gemeinsamer Gottesdienst in der evangelischen Kirche. Von 12 bis 18 Uhr kann man dann einen Ausflug in die Zeit Martin Luthers machen: Im Kirchgarten der Evangelischen Kirche und in deren Inneren herrscht buntes Treiben. Handwerker erzählen vom Alltag zu Beginn des 16. Jahrhunderts und demonstrieren ihre Kunst. Historische Kulissen und Kostüme berichten vom Zeitgeist. Gemeinsam wird mit Tinte und Feder ein Kunstwerk aus einem Text der Bibel geschaffen. Und natürlich gibt es reichlich Kaffee und Kuchen in gemütlicher Atmosphäre im Gemeindehaus. Für beide Gemeinden, so Wolfgang Ebert, sei das alles ein wichtiger Schritt aufeinander zu: "Gemeinsam wird gefeiert - zu einem Anlass, der heute weniger trennt, als vereint."

In Xanten lädt die Evangelische Kirchengemeinde Xanten-Mörmter zu einem besonderen Gottesdienst zu einer besonderen Zeit ein. Am Reformationstag, 31. Oktober, beginnt der Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Xanten am Markt um 15.17 Uhr. So wird von Anfang an erkennbar, dass sich an diesem Tag ein Ereignis zum 500. Mal jährt. Im Jahr 1517 veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen. Der Legende nach tat er das, indem er sie an die Kirchentür der Schlosskirche zu Wittenberg nagelte. Statt mit dem üblichen Geläut wird darum der Gottesdienst in Xanten mit 95 einzelnen Glockenschlägen eingeläutet.

Im Gottesdienst wird nicht nur auf das ausklingende Jubiläumsjahr geblickt, das weltweit mit kleinen und großen Veranstaltungen gestaltet wurde. "Der Reformation Flügel verleihen", ist das Motto des Gottesdienstes, den eine Gruppe vorbereitet. Da klingt an, dass es vor allem um das gehen wird, was für die Zukunft mitzunehmen ist, was den Menschen im Glauben "Auftrieb" geben kann.

Durch die Reformation, die vor 500 Jahren die Menschen außerordentlich bewegt hat, wurde die Freiheit, selbst zu lesen, zu denken, zu diskutieren, auch und gerade in Glaubensfragen, möglich und zu einem hohen Gut. Durch die Bibel in deutscher Sprache, die durch die Entwicklung des Buchdruckes vielen zugänglich wurde, entwickelte sich das Bildungsangebot fürs Volk. Vor allem aber wurde die Macht derer in Frage gestellt und gebrochen, die mit Furcht regierten und die Bevölkerung mit der Angst vor einem angeblich willkürlich strafenden Gott klein und armselig hielten.

Dass die Kirchenspaltung damals nicht gewollt, aber in der Verhärtung der Auffassungen begründet war, wird in den Kirchen heute zum Anstoß genommen, das Gemeinsame zu suchen und das Trennende im Gespräch zu halten. Auch das hat das Jubiläumsjahr der Reformation vielfach in den Blick genommen.

So wird am 31. Oktober der evangelische Gottesdienst in Xanten im Sinne ökumenischer Gastfreundschaft mit der herzlichen Einladung an katholische Christen verbunden, mitzufeiern. Nach dem Gottesdienst sind alle zu einem Empfang ins Gemeindehaus eingeladen.

(RP)
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