Sonsbeck So fährt man sicher mit dem Pedelec

Sonsbeck · In den ersten neun Monaten des Jahres gab es insgesamt 57 Pedelec-Unfälle im Kreis Wesel, acht davon in Xanten. Tendenz steigend. Aus diesem Grunde bietet die Kreispolizei Fahrtrainings an - so wie gestern in Sonsbeck.

 Für den theoretischen Teil arbeitet die Polizei mit einem Simulator. Dabei sitzen die Teilnehmer auf dem Rollentrainer vor einem Bildschirm und "fahren" über Straßen und Radwege. Dabei werden sie mit alltäglichen Situationen im Straßenverkehr konfrontiert und müssen entsprechend reagieren.

Für den theoretischen Teil arbeitet die Polizei mit einem Simulator. Dabei sitzen die Teilnehmer auf dem Rollentrainer vor einem Bildschirm und "fahren" über Straßen und Radwege. Dabei werden sie mit alltäglichen Situationen im Straßenverkehr konfrontiert und müssen entsprechend reagieren.

Foto: Fischer

Dieses surrende Geräusch dürfte vielen Menschen bekannt sein. Man ist auf dem Rad oder zu Fuß unterwegs und plötzlich saust ein Pedelec-Fahrer mit eben jenem Geräusch an einem vorbei. Pedelecs, das sind Fahrräder, die mit einem Elektroantrieb ausgestattet sind, der allerdings nur dann hinzugeschaltet wird, wenn der Fahrer selbst in die Pedale tritt. Vornehmlich ältere Menschen nutzen sie, um selbst mobil zu bleiben oder es wieder zu werden.

Dass die Nutzung dieser Elektrofahrräder aber auch Gefahren birgt, darauf wies die Kreispolizei Wesel gestern bei einem Training hin, das - initiiert von der kfd Sonsbeck - auf dem Schulhof der Grundschule Sonsbeck stattfand. "Aktuell gibt es 3,5 Millionen Pedelecs in Deutschland. Doch nicht alle Nutzer setzen sich im Vorfeld mit diesen Fahrrädern auseinander. Und so ist es in der jüngeren Vergangenheit vermehrt zu Unfällen gekommen", sagt Janine van Geldern, Verkehrssicherheits-Beraterin bei der Kreispolizei Wesel. Konkret: Von Januar bis Ende September gab es insgesamt 57 Pedelec-Unfälle im Kreis Wesel, acht davon in Xanten.

Vor allem deshalb bietet die Polizei regelmäßig Lehrgänge an, die dann in den Schulferien stattfinden. Gestern waren etliche Senioren in die Sonsbecker Grundschule gekommen, um sich in Theorie und Praxis für die Nutzung eines Pedelecs schulen zu lassen. Auf dem Schulhof mussten sie unterschiedliche Parcours bewältigen, mal im Slalom, mal mit künstlichen Bodenerhebungen. "Dabei haben wir festgestellt, dass die Räder einiger Teilnehmer nicht richtig eingestellt waren. Einige Damen mussten von ihren Rädern abspringen, weil schon die Rahmenhöhe für sie nicht passte", erklärt Janine van Gelder.

Sie rät dazu, sich bei der Anschaffung eines Pedelecs in den Fachgeschäften beraten zu lassen. Denn zum einen geben Interessenten nicht selten bis zu 2500 Euro für ein Elektrofahrrad aus. Zum anderen geht es um die Sicherheit im Straßenverkehr. "Das beginnt bei der Einstellung eines solchen Rades und hört bei ganz herkömmlichen Dingen wie Größe und Sitz des Helmes auf", so van Gelder.

Die Hauptursachen für die vermehrt auftretenden Unfälle sieht sie aber bei der falschen Einordnung der Geschwindigkeit der Pedelecs. Und dies betrifft sowohl die Autofahrer als auch die Radfahrer. "Autofahrer schätzen oft falsch ein, wie schnell ein Pedelec da sein kann. Und Pedelec-Fahrern fehlt oft die Übung, mit dem ungewohnten Tempo umzugehen", sagt van Gelder. Deshalb befürwortet sie eindringlich, dass Menschen, die sich ein Pedelec zulegen wollen, vorher an einer Trainingsmaßnahme teilzunehmen. Denn es gibt neben der Sensibilisierung für die höhere Geschwindigkeit noch weitere Faktoren, die für die Nutzung eines Elektrofahrrades wichtig sind. Zum Beispiel das höhere Gewicht, mit dem der Nutzer klar kommen muss. Immerhin wiegen Pedelecs rund 25 Kilogramm. Hinzu kommt der gewisse Schub, den das Rad erhält, wenn der Elektromotor hinzugeschaltet wird.

Für den theoretischen Teil arbeitet die Polizei beim Training mit einem Simulator. Die Teilnehmer des Kurses sitzen auf dem Rollentrainer vor einem Bildschirm und "fahren" über Straßen und Radwege durch ein Stadtgebiet. Dabei werden sie mit alltäglichen Situationen im Straßenverkehr konfrontiert und müssen entsprechend reagieren. Der Simulator zeigt ihnen an, wie schnell sie reagiert haben und wie lange ihr Bremsweg war.

Hans-Gerd Singendonk ist extra aus Geldern gekommen, um an dem Training teilzunehmen. Der 62-Jährige nutzt seit acht Jahren Pedelecs, ist mittlerweile auf ein Dreirad, ebenfalls mit Elektroantrieb, umgestiegen. "Pedelecs sind eine sehr gute Sache, auch wenn man man in Geschäften leider nicht immer gut beraten wird. Verzichten möchte ich aber nicht mehr drauf", sagt er. "Sie verhelfen gerade älteren Menschen zu neuer Mobilität", stimmt Janine van Gelder zu.

(RP)
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