Xanten Seestern erhöht die Schlagzahl

Xanten · Der neue Hafen Xanten bringt frischen Wind auf Nord- und Südsee. Das Fahrgastschiff Seestern wird umgebaut und generalüberholt. Anfang April startet die neue Rundfahrtsaison auf Nord- und Südsee.

Sie arbeiten gegen die Zeit. Karfreitag soll die Seestern wieder auf Tour über Nord- und Südsee gehen. Doch noch gleicht sie einer schwimmenden Baustelle. "Wir brauchen Wärme, 15 bis 18 Grad", sagt Bruno Alfert, Eigner und einer der Kapitäne des Fahrgastsschiffes. Die Seestern braucht einen neuen Anstrich, doch bei den aktuellen Temperaturen würde die Farbe nicht trocknen. Alfert schüttelt den Kopf. "Seit Weihnachten sind wir dran. Fast ständig gab es Frost, unglaublich!"

Gemeinsam mit Wilfried Strahmann – auch er ein Seestern-Kapitän – macht Alfert das Schiff im Hafen Vynen klar für die achte Saison der Seestern in Xanten. Eine ganz besondere werde es: "Der Hafen Xanten wird ein großer Erfolg", ist Alfert sicher. "Wir rechnen mit mehr Passagieren." Schon lange bekomme er Anfragen von Reisegruppen, die Xanten im Sommer besuchen und die im neuen Hafen an Bord kommen wollen. Da soll sich die gute alte Seestern möglichst frisch, schön und leistungsfähig zeigen. "Wir wollen die Schlagzahl erhöhen", kündigt Alfert an.

Ein Luxusliner wird aus dem 77 Jahre alten Pott trotz des Einsatzes vieler Tausend Euro und unzähliger Arbeitsstunden nicht mehr. Aber die Schiffer tun ihr Bestes. So bauen sie den Fahrgastraum im Unterdeck komplett um. Statt zehn wird es dort künftig nur noch acht Tische geben. "Die Leute mögen es nicht so eng", sagt Alfert. Inklusive Oberdeck bleibe aber wie bisher Platz für 70 Personen an Bord. Zusammen mit Strahmann hat Alfert auch die Fenster ausgebaut; unter den Dichtungen hatte es gerostet. Hinten im Unterdeck setzen die beiden zwei Schiebefenster ein, ein einfaches Mittel gegen den Wärmestau im Sommer. Die bisherigen Klimageräte sorgten in der Nähe für Frostbeulen und waren ein paar Meter weiter schon fast wirkungslos.

Auch der Antrieb der Seestern wurde generalüberholt. Eine Duisburger Firma ersetzte verschlissene Kolben und andere Teile der alten Mercedes-Unimog-Maschine (120 PS, sechs Zylinder). Sie gegen eine neue austauschen? Niemals! "Bei ihr weiß man, was man hat", meint Strahmann. 20 Jahre lang lief sie seit der letzten Überholung. "Nur ab und zu neues Öl, fertig." Der Ausbau des 600 Kilo schweren Motors war ein Kraftakt. Er musste durch eine Öffnung im Sonnendeck gehievt und dann über das ganze Deck, durch den oberen Fahrgastraum, vorbei an der Brücke, an Land gewuchtet werden. "Wir haben uns gefühlt wie die alten Ägypter beim Pyramidenbau", sagt Strahmann und schmunzelt.

Neuer Fahrplan

Die beiden Kapitäne – Alfert ist noch aktiver, Strahmann pensionierter Binnenschiffer – haben einen neuen Fahrplan ausgearbeitet und den Hafen Xanten darin aufgenommen. Die Rundtour dauert künftig anderthalb statt bisher zwei Stunden. Doch es soll weiterhin gemütlich an Bord zugehen. Das werde von den Passagieren geschätzt: "Die Leute bezahlen für die Fahrt", sagt Alfert, "und trotzdem bedanken sich hinterher fast alle bei uns."

Das liegt natürlich auch am speziellen Charme der Mannschaft, der dem des Schiffsoldtimers in nichts nachsteht. Kleine Schönheitsfehler sind da unerheblich, weiß Alfert: "Wenn sie einer Oma mit dem Rollator an Bord helfen, dann kommt das besser an als ein neues Schiff."

(RP)
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