Xanten Schüler gestalten die Gedenkfeier zur Befreiung von Auschwitz

Xanten · Das Datum 27. Januar 1945 steht für die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz und symbolhaft für millionenfachen Mord. Der damalige Bundespräsident Roman Herzog rief 1996 den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus ins Leben. In Xanten traute sich der Geschichtsleistungskurs des Stiftsgymnasiums am 71. Jahrestag an die Gestaltung der Feierstunde - ansprechend und intensiv. Bürgermeister Thomas Görtz ("Wir müssen eine Form des Erinnerns für die Zukunft finden, die den Opfern gewidmet ist und in die junge Generation getragen wird.") lobte den Mut von Nadja Riddermann, Janina Heekeren, Anastasija Dubovickaa, Hendrik Limbach, Fabian Rudnick und Oliver Koppers, sich bewusst für diese Form der Aufarbeitung entschieden zu haben. Der Focus, den die jungen Menschen gefunden haben, richtet sich auf Zeitzeugen und ihre Erlebnisse im Nationalsozialismus. Die Frage, die sich anknüpft, lautet: "Wie ist im Land der Täter ein Weiterleben möglich?"

 Beeindruckende Gedenkfeier: Nadja Riddermann und Hendrik Limbach lassen Zeitzeugen sprechen. Rechts ihr GeschichtslehrerAlexander Kalniò.

Beeindruckende Gedenkfeier: Nadja Riddermann und Hendrik Limbach lassen Zeitzeugen sprechen. Rechts ihr GeschichtslehrerAlexander Kalniò.

Foto: OO

Für die Bearbeitung unter dieser Perspektive hatte Geschichtslehrer Alexander Kalniò ihnen freie Hand gelassen. "Keine Vorgaben. Wir hatten vollstes Vertrauen", sagte er. Das notwendige Material bekamen die Jugendlichen über Dr. Katalin Morgan, Dozentin an der Universität Duisburg-Essen, die ebenfalls die Veranstaltung besuchte. "Ich bin tief beeindruckt und zugleich sprachlos", sagte sie in Anbetracht der Schülerbeiträge. "Sie haben sich in die Situation dieser Zeitzeugen versetzt und in ihrer Betroffenheit zugleich eigenen Gefühlen Raum gegeben."

Zwei Zeitzeugen der Shoah wählte die Gruppe aus und zeichnete über Videosequenzenderen Schicksale sowie das Leben nach 1945 nach. Beide, Dina und Jack, gaben als Folge den Verlust ihrer Identität an. Sie litten unter psychologischen Langzeitproblemen - Verdrängung, Misstrauen, Distanz, Hass und Wut Akribisch richtete die Schülergruppe den Blick auf Nischenbereiche, um für ihr eigenes Leben auch ein persönliches Fazit zu ziehen. Die Geschichte sei zwar geschrieben, der Blick müsse aber nach vorne gehen, wenngleich sie Angst davor haben, als Deutsche vorverurteilt zu werden. "Wir haben uns verantwortungsbewusst gegen das Vergessen aufgestellt", sagten sie und erinnerten an internationale Begegnungen wie den Schüleraustausch beispielsweise mit Polen.

Für Anastasija Dubovickaa (18) ist das Mahnung zugleich: "So etwas darf sich nicht wiederholen. Menschen müssen vom diesem Leid erfahren." Mit Worten von Anne Frank endete die Gedenkstunde, die Dave Tchorz und Kees Cuypers musikalisch gestalteten. Es folgten Augenblicke tiefer Stille.

(sabi)
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