Xanten "Rheingold" auf dem Strom vor Xanten

Xanten · Rüdiger Oppermanns musikalische Zeitreise macht am Abend des 25. Juli Station vor der Siegfried-Stadt. Die Zuschauer erleben Musik-Arrangements und Instrumentenklänge aus 2000 Jahren Kulturgeschichte rund um den Rhein.

Fast ungerührt sitzt er da im Siegfriedmuseum, zupft gelegentlich an seiner Leier aus 900 Jahre altem Eichenholz. Das Instrument zu spielen, hat er in Afrika gelernt. Und selbst mit moderner Bespannung klingen die Weisen wie aus minniglichen Zeiten. Rüdiger Oppermann - grau geworden ist der wilde Schopf des gebürtigen Pfälzers, der zu den besten Harfenspielern gehört - jenseits der Klassik, wie es so schön heißt. Gleichzeitig aber ist der 61-jährige Sozialpädagoge aber eines: "Verkäufer von Musik" - im besten Sinne.

Xanten wird in seinem Musiksommer Ende Juli in den Genuss eines Projektes dieses Weltbürger-Anchormans kommen, eines, das bei den ersten Aufführungen im vergangenen Jahr in Worms und am schweizer Oberlauf des Rheins Begeisterung hervorgerufen hat: "Rheingold, eine musikalische Zeitreise am Strom", wie der im Elsass lebende Musiker es nennt.

Vielleicht trifft es das wirklich am besten: Musikalisch (und textlich) erleben Zuschauer und Hörer eine Rheinreise von der Quelle bis zur Mündung - von der Neuzeit bis zum Mittelalter, von römisch-vorderasiatischen Garnisonskulturen, den alten Germanen und Alemannen und selbst den frühesten musikalischen Zeugnissen der Menschen in der Eisenzeit.

Dazu gehört - natürlich - das Nibelungenlied. Also auch Xanten - oder Worms, woher auch der Text stammt. Volker Gallé, Vorsitzender der dortigen Nibelungenliedgesellschaft hat ihn für dieses Projekt geschrieben, das aus Anlass des "wunderhören"-Festivals im vorigen Jahr entstand. Oppermann gestand gestern, dass ihn das Thema "Rheingold" sofort angesprungen habe, obwohl die Erzählung lange missbraucht worden war. Musik und Text aber näherten sich nun dem wahren Kern, dem Rheingold der Landschaft, den Hortfunden in Museen, den zeitgenössischen Goldquellen von Staustufen, Kies- und Chemiewerken . . .

Das alles bringt der Klavier-, Cello-, E-Gitarren- und Harfenspieler nun auf die Bühne eines Schiffes, mit dem er in den nächsten Wochen den Rhein hinunterfahren wird. 19 Musiker unterschiedlicher Stilrichtungen, die ausschließlich für dieses Projekt zusammenkommen, werden am letzten Tourtag am Rheinufer vor dem Restaurant zur Rheinfähre mit einer Mischung aus moderner Minimalmusik und historischen Klängen den Rhein erfahrbar machen. Je nach Zeitalter kommen zum Beispiel Knochenflöten zum Einsatz, Mundbogen, Alphorn, Keltische Hörner, bulgarischer Dudelsack, Gläser oder eins von Oppermanns Lieblingsinstrumenten, das Schrottophon. Das alles wird zu einem geschichtlich fortschreitenden, klingenden Gesamtbild aus Musikrichtungen aller "Rheinzeiten". Sprecher ist Bert Wesselmann, dessen Stimme unter anderem "Arte"-Seher zu schätzen wissen.

Über den Text(er) kommt das Schiff nun auch nah Xanten. "Wir kooperieren seit Jahren gerne mit den Einrichtungen in der Kriemhild-Stadt", sagt die Leiterin des Siegfriedmuseums, Anke Lyttwin. In Worms wurde Oppermanns "Rheingold" allerdings im Stadttheater aufgeführt. Die Schiffsreise stellt die Akustiker hingegen an jeder Station vor eine neue Herausforderung. Es wird schließlich ganz laut und ganz lyrisch-leise. Und es wird Oppermanns einziges "Ganzgroßwerk". Sagt Oppermann. Vielleicht braucht er auch noch ein Blasorchester aus der Region. Dann gibt er aber noch Laut . . .

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort