Porträt Edith Catrein-Diering Realschul-Pädagogin mit Leib und Seele

Xanten · Rektorin Edith Catrein-Diering wird morgen, zwei Jahre vor dem Aus ihrer Schule, offiziell in den Ruhestand verabschiedet.

 Edith Catrein-Diering (vorne) gibt ihren Kollegen allesamt Bestnoten. "Es ist traurig, dass hier alles auseinanderdriftet", sagt die angehende Pensionärin, die die Schule vor 18 Jahren aus der Taufe gehoben hat.

Edith Catrein-Diering (vorne) gibt ihren Kollegen allesamt Bestnoten. "Es ist traurig, dass hier alles auseinanderdriftet", sagt die angehende Pensionärin, die die Schule vor 18 Jahren aus der Taufe gehoben hat.

Foto: Armin Fischer

Alpen Sie ist ein Energiebündel. Eine Powerfrau. Auch noch mit 65. Doch Edith Catrein-Diering muss das, was als "mütterliches Gen" in ihr steckt, neu ausrichten. Mit Schuljahresende bricht für die Rektorin der Realschule die Zeit der Pension an. Ruhestand, nein, das weist sie weit von sich, ist nicht der richtige Begriff für ihren neuen Lebensabschnitt. "Ich werde ganz sicher nicht in ein tiefes Loch fallen", sagt sie im RP-Gespräch. Und es sei ja auch noch nicht so weit. "Ich gehe noch jeden Tag sehr gerne zur Schule", sagt sie bestimmt und froh. Das lässt keinen Raum für Zweifel. Dennoch. Morgen ist der Tag für den offiziellen Abschied. Die leidenschaftliche Pädagogin freut sich darüber, dass eine ihrer ersten Schülerinnen von der Geschwister-Scholl-Realschule aus Moers zugesagt hat. Dort hat sie vor mehr als 40 Jahren ihren beruflichen Weg begonnen.

In die Freude auf das, was kommt, mischt sich Bedauern über das, was geht. "Es ist traurig, dass hier alles auseinanderdriftet", sagt die "Realschullehrerin mit Leib und Seele". Für sie ist es nur ein schwacher Trost, dass ihr erspart bleibt, in zwei Jahren die Schule zu beerdigen, die sie vor 17 Jahren aus der Taufe gehoben hat. Die Realschule hat nach den Ferien nur noch die Jahrgänge 9 und 10. Dann ist hier endgültig Schluss.

Catrein-Diering hat aus ihrer Meinung nie einen Hehl gemacht, dass die Gemeinde bei der Sekundarschule aufs falsche Pferd gesetzt hat. "Der Weg über die Realschule, in der mehr als die Hälfte zum Abitur kommen, wäre vielleicht der bessere, am Ende erfolgereichere Weg gewesen", sagt sie.

Die Tochter eines Hausarztes hat an der Uni in Münster Geschichte, Geographie und Mathe studiert. Ihr Referendariat absolvierte Catrein-Diering an der Liebfrauen-Realschule in Geldern, ehe sie für zwölf Jahre an Geschwister-Scholl unterrichtete. Die weiteren Stationen: Jeanette-Wolff-Realschule Dinslaken, Realschule Heinrich-Pattberg in Moers, Vize-Chefin an der Realschule Rheinberg und schließlich Rektorin in Alpen. Im Fußball würde man sie einen Wandervogel nennen. Sie hält wenig davon, wenn Lehrer 44 Jahre an einer Schule unterrichten: "Der Wechsel setzt ungeheure Energien frei."

Ihre Power lenkt die 65-Jährige künftig noch stärker auf die Hilfe für das Dorf Copceac in Moldawien, wo im Herbst eine Sozialstation eröffnet werden soll, auf den Pädagogischen Austauschdienst mit Ost-Europa und auf ihre vielfältigen Aktivitäten für die Rotarier. Und sie kümmert sich seit Anfang des Jahres um einen 87-jährigen Freund der Familie. Nicht zu vergessen die acht Enkel. Sich um die zu kümmern, findet die Oma "einfach nur schön".

Catrein-Diering denkt "voller Dankbarkeit" daran, was sie zurück lässt: die tolle Zusammenarbeit mit Kindern und Eltern, die verlässliche Unterstützung aus dem Rathaus, an die wertvollen Dienste der Hausmeister Manfred Bemong, Herbert Hermsen und Gorden Hase sowie von Lucia Heilen und Anette Louis im Sekretariat und ein klasse Kollegium. "Da ist es Freude zu arbeiten."

Edith Catrein-Diering wünscht dem "wunderbaren Schulstandort", dass er bleibt. Die scheidende Lehrerin nennt sich lieber gerecht als streng, "ohne Lieblinge". Sie habe immer auch die Probleme gesehen, die Schüler daran gehindert hätten, ihre Leistung abzurufen. Sie habe ein Faible für die, die nicht den geraden Weg wählen. "Wenn die dann am Ende die Kurve kriegen, hat sich der ganze Einsatz gelohnt."

(RP)
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