Xanten Platanen in neuer Reihe

Xanten · Drei Platanen versetzt, eine vierte wird hinzugekauft. Und auf die Umpflanzung einer weiteren wird aus Kostengründen verzichtet. Mittwoch ging's auf Xantens Märkten bereits am frühen Morgen zu wie in Wimmlingen.

Morgenstund' hat Gold im Mund; doch Hans Tervoort ist nicht nur deshalb um sieben Uhr hellwach, weil die Morgensonne freundlich strahlt. Denn direkt vor seinem Haus am Markt beginnt mit Lautstärke ein geschäftiges Treiben. "Die haben ja heute Gerätschaften", staunt der Senior, den es inzwischen vor die Haustüre gelockt hat. Ratzfatz ist altes Marktpflaster aufgenommen, sauber geschüttelt und auf einer Lkw-Ladenfläche verschwunden.

30 Minuten später wird's spannend, denn eine schwere Baumpflanzmaschine sperrt auf der Orkstraße die Zufahrt zum Markt. Sie kann nicht zum Einsatzort, weil der Lkw mit Pflastersteinen den Weg versperrt. Irgendwie breitet sich eine gespielte Stimmung von "Ach, wir haben ja so viel Zeit" aus. Doch der Trupp der Landschaftsgärtner von der Baumschule Bünsch in Kevelaer fixiert die Tiefbautruppe mit leicht strengem Blick — bis der Lkw Platz macht.

Archäologe fand nichts

Dann geht alles flott — naja, nicht flott genug. Denn kaum haben die mehrfach geteilten Greifschalen der Pflanzmaschine an zuvor fixierter Stelle ein Pflanzloch gegraben, ist ein Archäologe zur Stelle. Stilles Aufatmen, denn er findet nichts. Die Maschine nähert sich dem ersten der rund 30 Jahre alten Bäume mit seitlich geöffneten Greifschalen, damit sie den Ballenbereich der Baumwurzeln umfassen kann. Langsam schneidet sich der Greiferstahl durch das Erdreich. Plopp, der Baum ist ab und kann versetzt werden. Die zweite Platane wehrt sich sich, und die Maschine schwebt zeitweise mit ihren Hinterrädern in der Luft. Doch auch diese Platane verliert.

Ringsum schwirren Kommentare von Zaungästen durch die Luft: "Das geht so nicht, die Bäume sind zu alt, zu wenig Mutterboden." Einer der Landschaftsgärtner — wohl der Truppführer — klärt milde auf: "Das ist das Verfahren wie in der Baumschule."

Ein neuer Baum

Ludger Sämisch vom DBX hat ebenfalls ein wachsames Auge auf die Umpflanzaktion. Er erläutert, warum die Platane an der Ausfahrt des Kleinen Marktes entgegen der Ankündigung jetzt doch stehen bleibt: "Wir haben den Lageplan noch einmal genau überprüft. Unterm Baum liegen viele Leitungen." Die Umpflanzung hätte wegen der Vorbereitung zehn Tage Zeitverzug mit hohem Risiko für die Leitungen bedeutet. Kalkulierte Mehrkosten: rund 15 000 Euro. Sämisch: "Das muss alles in einem wirtschaftlichen Rahmen bleiben. Wir kaufen die vierte Platane hinzu — für 6500 Euro."

Am späteren Vormittag ist der Kleine Markt etwas größer geworden. Und die Bäume bilden eine Flucht mit der Orkstraße.

Und Hans Tervoort wünscht sich, dass die Märkte "endlich fertig werden".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort