Xanten Pater Jeremias: Seelsorge mit Instagram

Xanten · Der 29-jährige Priester aus der Prämonstratenser-Abtei in Hamborn ist als Kaplan im Xantener Norden eingesetzt. Der 29 Jahre alte Seelsorger setzt unter anderem auf den Kontakt über soziale Medien.

 Pater Jeremias Kehren in der Marienbaumer Kirche St.-Mariä-Himmelfahrt. Bis sie nach einem Brand wieder geöffnet wird, vergehen noch Wochen

Pater Jeremias Kehren in der Marienbaumer Kirche St.-Mariä-Himmelfahrt. Bis sie nach einem Brand wieder geöffnet wird, vergehen noch Wochen

Foto: Fischer

Ende August 2016: Michael Kehren spricht von seiner "typischen Messdienerkarriere". Die Eltern katholisch und in der Kirche engagiert, Jugendarbeit, Theologiestudium in Frankfurt am Main, Priesterseminar St. Georgen des Jesuitenordens, der Wunsch, in Gemeinschaft zu leben, der Eintritt in Prämonstratenserkloster. Ein gerader Weg. Und doch wirkte Bruder Jeremias irgendwie angespannt. Kein Wunder - eine Woche vor der Priesterweihe im Xantener Dom.

Eineinhalb Jahre Jahr später: Pater Jeremias Kehren, inzwischen offenbar um ein paar Pfund leichter, sitzt in einem Sessel in seinem Arbeits- und Wohnzimmer des Pastorats in Marienbaum. Völlig relaxed, steifer Priesterkragen, Jeans, Turnschuhe: Seit Oktober arbeitet der Duisburg-Hamborner Prämonstratenser als Kaplan in der Xantener Viktor-Gemeinde. Erst mit einer halben Stelle, seit Februar mit einer vollen - und nicht allein für Marienbaum, sondern zum Beispiel auch für Obermörmter und Vynen zuständig.

Aber in Marienbaum wohnt er halt - in direkter Nachbarschaft zum früheren Pfarrer Wolfgang Derix, der ein Haus weitergezogen ist. Derix befinde sich "im aktiven Ruhestand", wie Pater Jeremias es nennt. Priester zu sein, das sei eben nicht einfach ein Job, das sei Berufung. Und die langjährige Erfahrung des heute 76-Jährigen in der St.-Mariä-Himmelfahrt-Gemeinde helfe auch ihm, anzukommen. "Zumal wir beide es bei den Predigten kurz, knapp und präzise lieben", sagt der Pater, der sich in seiner ersten selbstständigen Aufgabe mit "Propst Klaus Wittke und seiner Mannschaft im Hintergrund richtig gut aufgehoben" fühlt.

Vor allem aber gehöre auch das zu einem völlig angstfreien Arbeiten: "Der Menschenschlag hier draußen liegt mir einfach." Das erinnere ihn schon an seine Heimat in Mechernich in der Eifel. In den ersten fünf Monaten in der die ganze Stadt Dinslaken umfassenden St.-Vincentius-Gemeinde, sei das viel anonymer gewesen. "In Xanten bin ich mit offenen Armen empfangen worden", freut sich der 29-Jährige, der noch einen Monat in Oulu am Bottnischen Meerbusen und Roaniemi am Polarkreis gearbeitet hat. "Das ist tiefste Diaspora in Finnland mit insgesamt nur 30.000 Katholiken, die sich auf die monatlichen Messen und Beichten so richtig freuen", fasst der Priester seine Erfahrungen aus einer Zeit zusammen, in der "Kirche ganz anders erlebbar ist".

Das solle nicht heißen, dass er in Xanten alles umkrempeln will: "Ich bin schließlich in erster Linie der örtliche Seelsorger für alle." Aber Facebook, Twitter und jetzt auch Instagram gehören nun mal heute zum Leben dazu. Und diese Kanäle in den sozialen Medien nutzt der Kaplan auch alle. Auch auf diese Weise hält er Kontakt zu einer Gruppe junger Leute, die er Anfang Januar zum gemeinsamen Kochen eingeladen hatte. "Meat an eat", nennt sich so etwas und inzwischen gebe es einen Kern, der regelmäßig zusammenkommt in einem Haus, das eigentlich viel zu groß sei für seine Bedürfnisse: Wohn-/Arbeitszimmer, Küche, Bad und Schlafzimmer das war's. Seine Ikea-Möbel haben die Jugendlichen zusammengeschraubt, und der Propst habe dann noch ein paar andere Einrichtungsgegenstände besorgt. "Mein Zuhause ist das Kloster in Hamborn, da brauch' ich das alles nicht."

Allerdings: Seine Zeit in der Zelle und mit seinen Mitbrüdern, die ebenfalls alle Priester sind, ist knapp bemessen. Einmal in der Woche ist Pater Jeremias im Duisburger Norden zu Gast. Die Seelsorge, die Gottesdienste, die örtlichen Gremien und Vereine, der regelmäßige Sport im Xantener Fitnessstudio und die Arbeit als Religionslehrer an der Viktor-Grundschule lassen mehr nicht zu. Und wenn die Kinder fragen "Hallo Pater, wie geht es dir", dann wisse er: " Genau das ist es, dafür bin ich Priester geworden. Ich fühle mich pudelwohl."

(RP)
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