Xanten Palmsonntag wieder in der alten Kirche

Xanten · Nach einem Brand haben Fachfirmen länger als ein Jahr an den Kunstwerken, der Orgel und den alten Malereien der Wallfahrtskirche St. Mariä Himmelfahrt in Marienbaum gearbeitet. Bald werden hier wieder Messen gelesen.

 Noch fehlt das Barthel-Bruyn-Bild: der Hochalter mit den alten Fresken im Gewölbe.

Noch fehlt das Barthel-Bruyn-Bild: der Hochalter mit den alten Fresken im Gewölbe.

Foto: Armin Fischer / Heinz Kühnen (1)

Aschermittwoch 2017: Unbekannte entzünden neben dem Kerzenständer am Opferstock im hinteren Teil der St.-Mariä-Himmelfahrt-Kirche in Marienbaum ein Feuer. Rauch und Ruß verbreiten sich im ganzen Raum der aus dem 15. Jahrhundert stammenden Kirche. Seither kümmert sich ein gutes Dutzend Fachfirmen um die Restaurierung des Gemäuers. Nach mehr als einem Jahr hält die Gemeinde in der nächsten Woche am Palmsonntag wieder Einzug in die Kirche. Auf die Bänke, die Orgel und die Hälfte der teils ebenfalls sehr alten Kunstwerke müssen die Gläubigen allerdings immer noch verzichten. "Bei solch umfangreichen Arbeiten geht nie alles nach Plan", sagt Verwaltungsreferent Tobias Faasen.

Und wenn es einmal zu Verzögerungen komme, dann summiere sich das bei den nachfolgenden Gewerken. Immerhin: Inzwischen arbeiten die Fachleute in der Wallfahrtskirche selbst. Propst Klaus Wittke und Kaplan Pater Jeremias hoffen, dass in zwei, drei Wochen nach Ostern alle Arbeiten beendet sind.

 Holzrestauratorin Birgit Engel Bangen aus Havixbeck bei Arbeiten am Chorgestühl.

Holzrestauratorin Birgit Engel Bangen aus Havixbeck bei Arbeiten am Chorgestühl.

Foto: Fischer Armin

Und auch jetzt schon ist die frühere Pracht der Kirche in einem Ort zu erahnen, der zu den ältesten Marienwallfahrtsstätten am Niederrhein gehört. Ein gelähmter Hirt soll hier um 1430 nach einem Traumerlebnis in einem Baum eine Marienstatue entdeckt, Maria um Hilfe gebeten haben und gesund geworden sein. Graf Adolf I. ließ an diesem Ort später eine Kapelle errichten, und als die Birgitten hier ein Kloster errichteten, kümmerten sie sich um den Strom der Pilger. Zeitweilig lebten hier 60 Nonnen und 25 Priester.

Welche Pracht einst die später erweiterte Kirche ausstrahlte, lässt sich bereits nach der Restaurierung des Gewölbes im ältesten Kirchteil, dem Altarraum bewundern. Feine Malereien, Engel- und Apostel-Fresken sind da zu finden. Die Farben des Hochaltars aus dem Jahr 1441 wurden erneuert - ein Altar mit drei Bildern von Barthel Bruyn dem Älteren, die zu unterschiedlichen liturgischen Festen ausgetauscht werden konnten. In der vergangenen Woche beherrschten allerdings noch Folien den Rest der Kirche. Säulen, Altar, Chorgestühl - alles war "eingepackt" für die Arbeiten am Boden. Die Fliesen wurden abgeschliffen, mit kristallinem Pulver und Wasser gewischt, um die Farben der Steine wieder zum Glänzen zu bringen.

 Letzte Arbeiten am Steinfußboden. Die gesamte Umgebung war in dieser Woche mit Folien abgedeckt.

Letzte Arbeiten am Steinfußboden. Die gesamte Umgebung war in dieser Woche mit Folien abgedeckt.

Foto: Heinz Kühnen

Elektro-Fachleute versehen derzeit die Fenster, die früher von Hand und mit Ketten geöffnet und geschlossen wurden, mit Motoren, die ferngesteuert bedient werden können. "Wir wollen angesichts der vielen wertvollen Kunstwerke für ein gleichmäßiges Raumklima sorgen", begründet Faasen diese Maßnahme. Zu den Kunstwerken, die in mehreren Etappen wieder in Kirche gebracht werden, gehören auch uralte Zeugnisse aus der Geschichte Marienbaums, die bislang im Haus an der Emil-Underberg-Straße ausgestellt waren und nun in Vitrinen im Raum hinter der Orgelbühne ihren Platz finden. Auch die Kronleuchter werden bald wieder angebracht - mit LED-Licht - "aus ökologischen Gründen", sagt Faasen.

Beim Orgelbauer Seifert in Kevelaer liegen derweil noch satte 1681 Pfeifen der 1890 für die reformierte Osterkerk in Arnheim erbaute van-Dam-Orgel gelagert, die alle einzeln gereinigt werden mussten. Da bestand als Folge des Rußfilms die Gefahr, dass durch den verengten Innenraum nicht mehr die benötigte Luftmenge fließen kann. Veränderte Schwingung, falsche Frequenz - das Ende einer Orgel.

Nach Ostern werden die Orgelbauer noch etwa zwei Wochen für den Einbau benötigen, und wenn dann kein Hubsteiger mehr im Kirchenschiff benötigt wird, können auch die schweren Bänke wieder auf den Holzunterlagen verschraubt werden.

Bis dahin muss sich die Gemeinde mit Klappstühlen begnügen. Und eine E-Orgel wird erklingen, wenn am nächsten Samstag in der Vorabendmesse und am Palmsonntag um 9.30 Uhr wieder die erste Familienmesse nach dem Brand in der Kirche beginnt. "Wir ziehen am Tag des bejubelten Einzuges Jesu in Jerusalem in die Kirche ein", freut sich Pater Jeremias, der sich danach auf die feierliche Osternacht und auf die Feier der Ersten Heiligen Kommunion am Weißen Sonntag eben in der Kirche vorbereitet.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort