Xanten Palais Het Loo erinnert an den Kaiser

Xanten · Nach seinem erzwungenen Abdanken lebte Wilhelm II. noch 21 Jahre im niederländischen Exil. Eine Ausstellung im Palais Het Loo bei Apeldoorn erinnert daran. Gelebt hat er allerdings in Doorn.

Das Ende des Ersten Weltkriegs war auch das (politische) Ende des letzten europäischen Kaisers. Wilhelm II., der Deutschland in den Ersten Weltkrieg geführt hatte, dankte nach dem verlorenen Krieg am 28. November 1918 ab. Nach der Niederlage des Kaiserreichs blieb ihm nur, die neutral gebliebenen Niederlande um Asyl zu bitten. Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt: Er durfte Huis Doorn nahe Utrecht kaufen, das dadurch zur letzten Wohnstatt des ehemaligen Kaisers wurde, der noch bis 1941 lebte. Im Paleis Het Loo bei Apeldoorn gibt es derzeit eine Ausstellung zum Thema.

Als einer der Verantwortlichen für viele Millionen Weltkriegstote konnte Wilhelm II. natürlich nicht einfach seinen Wohnort wechseln; verkleidet und mit falschen Papieren ausgestattet floh er am 10. November 1918 aus seinem Hauptquartier im belgischen Spa zunächst nach Amerongen ins Exil, etwas später, 1920, siedelte er nach Doorn über. Dort hatte er in dem hübschen kleinen Schloss, in dem er mit der Familie, mit Personal und Adjutanten lebte, offenbar ein schönes Leben. Mehr als 50 Güterwaggons mit Familienbesitz, bestehend aus Möbeln, Kunstwerken und Erinnerungen, ließ er sich an seinen Alterssitz bringen, heißt es. Im riesigen Schlosspark ging Wilhelm noch lange seinem Hobby nach, das in der Ausstellung mit einigen Fotos gewürdigt wird: Wilhelm II. hackte mit Begeisterung Holz. Obwohl er seinen bekanntlich verkrüppelten linken Arm kaum nutzen konnte.

Lange soll der Exilant aus dem Fürstengeschlecht der Hohenzollern, die mit den niederländischen Oraniern verwandt sind, mit der Restauration des Kaiserreichs gerechnet haben. Doch die Zeit der Monarchien war vorüber. Um nicht in "republikanischer" Erde begraben zu werden, ließ sich Wilhelm II. ein Mausoleum im Schlosspark von Doorn errichten. Einiges aus dem "Privatleben" des Ex-Kaisers, vor allem aber dessen alte Uniformen, Reisesouvenirs und Kriegstagebücher zeigt die Ausstellung im Palais Het Loo. Porträts von Wilhelm II. und seiner Familie sind ebenso zu sehen wie der offene Mercedes 770 K, den der ehemalige Kaiser 1930 bestellt hatte. Den Höhepunkt der Ausstellung bildet die Rekonstruktion des Galadiners, das der Kaiser und seine Frau Auguste Victoria anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter in Berlin im Jahr 1913 veranstalteten - eines der letzten Großereignisse des europäischen Hochadels vor dem Ersten Weltkrieg. Viktoria Luise von Preußen war das siebte Kind und die einzige Tochter des Kaiser-Paares. Gut gesichert hinter hohen Glaswänden ist eine opulente Tafel mit riesigen Blumengestecken, zahlreichen massiven Lüstern und silbernen Figurenarrangements aufgebaut.

Zustande gekommen ist die komplett zweisprachige Ausstellung durch die Zusammenarbeit der Museen Huis Doorn und Palais Het Loo. Gäste sind noch bis zum 28. Februar willkommen. Sie können auch die übrigen Säle des Schlosses, das die Oranier vom 17. Jahrhundert bis 1975 (als Sommersitz) nutzten, besichtigen. 300 Jahre fürstliche Wohnkultur und ein Barockgarten, der gerade von Grund auf erneuert wird. Der Eintritt kostet 14, für Kinder fünf Euro.

(RP)
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