Xanten Nur noch drei Grundschulen

Xanten · Interview Xantens Grundschulen schrumpfen. Der Schulentwicklungsplan geht davon aus, dass der Bestand aller fünf Grundschulen ab 2012 nicht mehr gesichert ist. Offen wird von nur noch drei Schulen gesprochen.

Der aktualisierte Schulentwicklungsplan zeigt – mit einem Zwischenhoch im Einschulungsjahr 2011 – eine rasante Kurve nach unten: In diesem Jahr starten insgesamt 221 Schulanfänger im Stadtgebiet. Im Einschulungsjahr 2013 / 2014 werden es nur noch 138 Kinder sein. Der Plan weist auch ein Paradoxon aus: Weniger Kinder bedeuten nicht automatisch weniger Räume. SPD-Fraktionschef Jürgen Kappel plädiert für ein Steuerungskonzept für die städtische Schullandschaft.

RP: Herr Kappel, Sie sind der erste, der öffentlich von nur noch drei Grundschulen im Stadtgebiet ausgeht. Wie lauten Ihre Schließungspläne ?

Jürgen Kappel: Ich will nicht der Bote sein, der für schlechte Nachrichten gehauen wird. Der Rat hat sich einmütig für die ortsnahe Beschulung der Kinder ausgesprochen. Aber der Schulentwicklungsplan sagt klipp und klar, dass der Bestand der kleinen Grundschulen nicht mehr gesichert ist. Wir werden um schmerzliche Eingriffe nicht umhinkommen. Das sollten wir als Rat frühzeitig auch den Eltern sagen.

RP: Sie plädieren für ein Steuerungskonzept. Doch was gibt es zu steuern ? Drei Grundschulen sind drei Grundschulen . . .

Kappel: Nochmal, ich will keine Grundschule schließen. Aber mit 138 Kindern im Einschulungsjahr 2013 / 2014 werden wir stadtweit statistisch nur 5,8 Starterklassen bilden können. Wie sich diese Klassen verteilen, wissen wir auch nicht. Denn mit der Aufhebung der Schulbezirke ab dem neuen Schuljahr in diesem Jahr treffen die Eltern die Schulwahl.

RP: Was gibt es zu steuern ?

Kappel: Xanten reüssiert mit dem Prädikat Schulstandort zu Recht. Ein hochwertiges Schulangebot ist ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des Wohnstandortes. Aber dieses Schulangebot muss gesichert werden. Der Rat muss also die Förderung der Schulstandorte auf die Schulen konzentrieren, die voraussichtlich bestehen bleiben. Und die Fakten legen nahe, dass drei Grundschulen ein optimales Angebot wären. Nach dem Schulentwicklungsplan hat selbst Birten mit seiner Sonderform des jahrgangsübergreifenden Unterrichts keine Chance mehr. Der Rat kann die Zahlen nicht nur abnicken. Er muss sich zu einer Position durchringen und sich offen äußern. Sonst wird unser Pfund als Schulstandort verspielt.

RP: Zwei Standorte gelten als sicher: die Viktorschule als Gemeinschaftsschule im Schulzentrum und die Katholische Grundschule in Lüttingen. Sie haben bereits den Begriff Nordschule eingeführt. Ist das der Standort Marienbaum ?

Kappel: Ich habe da weder Präferenzen noch will ich Prioritäten setzen. Aber mit dem jetzt vor der Fertigstellung stehenden Neubau für die offene Ganztagsgrundschule spricht viel dafür, dass es Marienbaum sein wird. Beide Schulen sollten sich frühzeitig zu einer gemeinsamen Lösung entschließen. Ich kenne solche Fusionsabläufe aus dem kirchlichen Raum. Bei den Kirchengemeinden ist es ähnlich verlaufen. Trotz schmerzhafter Eingriffe ist es dabei zu Lösungen gekommen, bei denen neue Kräfte freigesetzt wurden.

RP: Wie sollen die verbleibenden Schulen gefördert werden ?

Kappel: Eine Zusammenlegung bedeutet nicht automatisch, dass der Schuletat schrumpft. Die vorhandenen Mittel werden dann auf die verbleibenden Schulen konzentriert. Das Wie ergibt sich aus der Schulwahl. Da sind die Prognosen nach oben und nach unten offen, denn niemand kann jetzt vorhersagen, wie sich die Eltern entscheiden. Aber akut ist das Raumproblem an der Viktorschule. Die benötigt heute schon Fachräume.

RP: Rechnen Sie jetzt mit einem Sturm der Entrüstung ?

Kappel: Es wird keinen Sturm der Entrüstung geben. Die Leute haben das Schulmodell längst akzeptiert. Die Menschen sind den Fakten viel zugänglicher, als der Rat meint.

(RP)
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