Bürgermeister Thomas Görtz Neue Spielregeln für Xantens Verwaltung

Xanten · Nach den Ermittlungen in Sache DBX: In dieser Woche wird die Gemeindeprüfungsanstalt die Abläufe durchleuchten. Danach wird es erhebliche Veränderungen geben. Die Vorbereitungen für den Hotel-Neubau liegen im Zeitplan.

Bürgermeister Thomas Görtz: Neue Spielregeln für Xantens Verwaltung
Foto: Fischer, Armin (arfi)

Xanten Nach ereignisreichen Wochen mit dem Brandanschlag auf die frühere Förderschule, ständig steigenden Flüchtlingszahlen und den Ermittlungen in Sachen DBX stellt sich Bürgermeister Thomas Görtz den Fragen unserer Zeitung. Er fordert die Politik zur Gemeinsamkeit auf.

Gibt es einen neuen Sachstand zu den Ermittlungen in Sachen DBX?

Thomas Görtz Nein, zu den Ermittlungen können wir nichts Neues berichten. Die Staatsanwaltschaft gibt derzeit keine weiteren Auskünfte. Wir haben aber Akteneinsicht beantragt und sind im Gespräch mit den Anwälten der beschuldigten Mitarbeiter.

Sind denn in der Folge schon Maßnahmen umgesetzt worden?

Görtz Nächste Woche kommt die Gemeindeprüfungsanstalt nach Xanten und wird unsere Abläufe durchleuchten. Das gilt dann für das ganze Haus, nicht nur für den DBX. Wir wollen die Vorgehensweisen bei Vergaben vereinheitlichen und werden uns in Zukunft bei Ausschreibungen auch von einem externen Fachmann mit technischem Sachverstand begleiten lassen. Wir werden die Empfehlungen der GPA umsetzen und ich kann heute schon sagen, dass das zu erheblichen Veränderungen führen wird.

Inwiefern?

Görtz Vieles in Xanten war auf Schnelligkeit und Effizienz getrimmt, was ja auch durchaus positive Seiten hatte und Projekte schnell umgesetzt werden konnten. Wir sollten nun Spielregeln einführen, wie sie auch in vielen anderen Rathäusern üblich sind, auch wenn dann manchmal eine Entscheidungen etwas länger dauert. So wie die Wertgrenzen bei Entscheidungsbefugnissen einzelner Mitarbeiter. Das dient am Ende dem Schutz aller Mitarbeiter. Diese Maßnahmen dürfen aber nicht so verstanden werden, als wenn die bisherigen Abläufe zu den nun laufenden Ermittlungen geführt haben, dies sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe.

Hinter Ihnen liegen ungewöhnliche Wochen. Erst der Brandanschlag auf die geplante Flüchtlingsunterkunft, dann das Feuer in der bewohnten Unterkunft. Nun die Durchsuchungen und die Ermittlungen. Wie verkraftet die Belegschaft das alles - wie kommen Sie persönlich damit klar?

Görtz Die Mitarbeiter sind natürlich verunsichert - ziemlich verunsichert. Aber sie bleiben besonnen, und ich spüre keine große Beeinträchtigung im Dienstbetrieb. Alle sind weiterhin hoch motiviert. Es gibt keinen Stillstand, und den darf es auch nicht geben, weil wir uns allein schon der Herausforderung der hohen Flüchtlingszahlen stellen müssen. Dafür möchte ich meinem gesamten Team ein großes Lob aussprechen. Ich finde es auch sehr wichtig, dass es kein gegenseitiges Misstrauen oder interne Grabenkämpfe gibt. Wir dürfen uns jetzt nicht auseinanderdividieren lassen, sondern noch mehr zusammen stehen.

Und wie geht es Ihnen dabei?

Görtz Der letzte Monat war extrem. Arbeiten unter dieser extremen persönlichen Belastung darf kein Dauerzustand bleiben. Dass es bei uns einen Brandschlag gibt, hätte ich mir nie träumen lassen. Danach das Feuer am Küvenkamp. Dann ist ein guter, langjähriger politischer Freund verstorben, was mich auch mitgenommen hat. Und dann plötzlich die Hausdurchsuchung. Das kann doch jetzt nicht wahr sein, schoss mir durch den Kopf. Es ist mehr als, man eigentlich stemmen kann, aber weglaufen gilt nicht. Ich bin mir meiner Verantwortung gegenüber den Bürgern und auch den Mitarbeitern durchaus bewusst. Man darf zu Recht von einer Führungskraft erwarten, dass sie sich jetzt vor die Mitarbeiter stellt.

Kommt denn aus der Politik ausreichend Unterstützung?

Görtz Es ist jetzt die Zeit, den Blick auf Parteipolitik und alte Rechnungen zu vergessen. Wir müssen zusammenzustehen und an einem Strang zu ziehen. Ich erwarte zum Schutz meiner Mitarbeiter, dass jetzt auch einige Erwartungen seitens der Politik mal zurückgeschraubt werden, wenn man auf die Belastung der Verwaltung schaut. Nicht alles ist derzeit leistbar. Ich wünsche mir auch durchaus positive Unterstützung durch die politischen Vertreter in dieser wirklich krisenhaften Situation.

Nun ist das Jahr fast schon zu Ende. War es denn wirklich so schlecht, wie es nach den vergangenen Wochen ausschaut?

Görtz Natürlich nicht. Die derzeitige Situation ist eine große Herausforderung. Wenn wir sie bewältigen, können wir am Ende auch darauf stolz sein. Aber wir haben wieder vieles erreicht und Xanten hat weiterhin einen hervorragenden Ruf. Nehmen wir nur die Weichenstellung für den Kurpark, das Hotel-Projekt oder die gelungene Sommermusik an - das sind alles andere als alltägliche Erfolge. Und sie sind getragen von breiten politischen Mehrheiten.

Stichwort Hotelbau. Wo stehen wir da?

Görtz Wir liegen im Zeitplan. Zum Jahresende soll der Bauantrag gestellt werden, Mitte nächsten Jahres sollte dann die Baugenehmigung erteilt werden. In der zweiten Jahreshälfte wäre dann Baubeginn. Es läuft, kann man sagen.

Sie wirken sehr fit. Bleibt denn bei allem noch Zeit für ein wenig Ausgleich und Sport?

Görtz (lacht) Na ja, heute Morgen beim Blick auf die Waage habe ich festgestellt, dass ich in den letzten Wochen fünf Kilo abgenommen habe, was auch schon anderen aufgefallen ist. Grundsätzlich ja zu begrüßen, aber sicher neben regelmäßigem Sport frühmorgens um 5.30 Uhr auch eine Folge des Stresses.

DIRK MÖWIUS FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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