Xanten Natur und Industrie unter einem Hut

Xanten · Der Nabu machte auf seiner NRW-Landtagswahltour "Natur" Halt in Xanten, um mit Naturschützern und Vertretern der Kiesindustrie zu diskutieren. Ergebnis: Das Land soll ein langfristiges Landnutzungskonzept vorlegen.

 Die Auskiesung in Lüttingen, direkt am Ortseingang gegenüber dem Eingang zum Hafen

Die Auskiesung in Lüttingen, direkt am Ortseingang gegenüber dem Eingang zum Hafen

Foto: Armin Fischer

Das Land wird aufgefordert, ein langfristiges Gesamtkonzept zur künftigen Nutzung der niederrheinischen Landschaft anzuschieben, das alle Betroffenen an einen Tisch bringt. Dabei sollen Hoch- und Grundwasserschutz, die Anforderungen der Landwirtschaft und des Naturschutzes, Freizeitbedürfnisse der Bevölkerung und die Interessen der Kiesindustrie gleichermaßen berücksichtigt werden. Zu dem Ergebnis kamen Teilnehmer einer Podiumsdiskussion des Nabu NRW zu Kiesabbau und Flächenverbrauch am Donnerstagabend in der Jugendherberge an der Xantener Südsee.

Die Nabu-Landtagswahltour "Natur" hat in Xanten Station gemacht. In zehn Etappen von Kranenburg bis Köln präsentiert t der Nabu seine Forderungen an die künftige Naturschutzpolitik des Landes. In Xanten diskutierte der Nabu-Landesvorsitzende, Josef Tumbrinck, mit Norbert Meesters (SPD), Rainer Groß (CDU), Holger Ellerbrock (FDP), Lukas Aster von den Grünen, Vertretern von Bürgerinitiativen, die sich um die Zerstörung des Niederrheins sorgen, sowie mit Repräsentanten der Kiesindustrie.

 Der Kandidat der CDU bei der NRW-Landtagswahl, Rainer Groß (re.), diskutierte mit Nabu, Bürgern und Kiesindustrie.

Der Kandidat der CDU bei der NRW-Landtagswahl, Rainer Groß (re.), diskutierte mit Nabu, Bürgern und Kiesindustrie.

Foto: Armin Fischer

In einem Impulsvortrag stellte Melanie Gronau von der Bürgerinitiative EDEN (Erhaltet den einzigartigen Niederrhein) einen Zusammenhang her zwischen den Hochwasserereignissen im Juni vergangenen Jahres in Hamminkeln und Sonsbeck und den landschaftlichen Veränderungen, die die Kiesgewinnung mit sich gebracht hat. Laut Gronau kann der Regen im Falle eines Hochwassers nicht mehr wie früher in den Rhein abfließen. Ferner wies sie darauf hin, dass beim sogenannten "Wasserparken", dem Einleiten von Wasser in Baggerseen, wie es bei Hochwasser verschiedentlich praktiziert wird, diese beispielsweise durch Gülle- oder Pestizidrückstände von den Feldern kontaminiert würden. Eine Verunreinigung des Grundwassers könne somit die Folge sein. Gronau forderte eine genaue geologische und hydrologische Untersuchung der Wasserqualität am Niederrhein.

Nachdem Gronaus Thesen zunächst auf Widerspruch etwa bei Christian Strunk, dem Geschäftsführer der Hülskens Holding, und dem FDP-Landtagsabgeordneten Holger Ellerbrock stießen, stellte Moderator Ede Wolff (WDR Lokalzeit Duisburg) schnell fest, dass letztendlich sämtlichen Teilnehmern Fachwissen und gesicherte Erkenntnisse fehlten, um Aussagen darüber zu machen, inwieweit die Folgen des Kiesabbaus tatsächlich für die angespannte Situation bei den Strakregenfällen beispielsweise in Hamminkeln, in Sonsbeck und in der Umgebung im vergangenen Jahr verantwortlich gemacht werden können.

Auch Nabu-Chef Tumbrinck unterstrich die Dringlichkeit, seitens des Landes genaue Bewertungen zur Grund- und Hochwassersituation anzugehen, da mit Starkregen wie im vergangenen Jahr aufgrund der Klimaveränderungen immer häufiger zu rechnen sei.

Niemand bestritt, dass der Rohstoff Kies auch weiterhin benötigt wird, lediglich über den Umfang der künftigen Ausbeutung des Bodenschatzes am Niederrhein war man sich nicht einig. Schließlich werden bereits zehn Prozent des Kreises Wesel vom Kiesabbau in Anspruch genommen. Den hohen Freizeitwert etwa der Xantener Seen oder des Weseler Auesees bestritt auch niemand. Nur brauche man keine fünf Aueseen, so Heiner Langhoff von der Biologischen Station des Kreises Wesel, der im Publikum saß.

Christian Chwallek aus Alpen, Vize-Vorsitzender des Nabu NRW, erläuterte die Möglichkeiten des Recyclings von Beton, auf die auch Hülskens-Geschäftsführer Strunk setzt. Allerdings glaubt Strunk, dass höchstens fünf Prozent des Kieses dadurch ersetzt werden können.

Auf Fragen aus dem Publikum wies der ehemalige Xantener Bürgermeister darauf hin, dass manche Kiesabgrabung wieder verfüllt und erneut landwirtschaftlich nutzbar gemacht werden könnte. Nachdem Heiner Langhoff von der Biologischen Station erläuterte, dass in den Niederlanden schon seit langem sämtliche Betroffenen gemeinsam in die Landschaftsplanung einbezogen würden, endete ein zunächst kontroverser Abend doch noch im Konsens - das Land wurde zu schnellem Handeln aufgefordert.

(evka)
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