Xanten "Mocca": Sonderausgabe nach 30 Jahren

Xanten · Fünf Jahrgänge, 53 Ausgaben: Von 1986 bis 1990 brachte eine Gruppe junger Leute aus Moers mit "Mocca" eine Zeitung heraus, die so manche Schlagzeile parat hatte. Im September steht nach 30 Jahren das Wiedersehen an.

 Rafael Pilsczek (links) und Achim Müntel zeigen einige der Mocca-Ausgaben, die in den Jahren 1986 bis 1990 von einer Gruppe junger Leute produziert wurden.

Rafael Pilsczek (links) und Achim Müntel zeigen einige der Mocca-Ausgaben, die in den Jahren 1986 bis 1990 von einer Gruppe junger Leute produziert wurden.

Foto: Klaus Dieker

Achim Müntel und Rafael Pilsczek basteln schon seit einiger Zeit an der Jubiläums-Ausgabe von "Mocca". Einige der Autoren von damals haben dazu Texte geliefert, die anderen werden noch immer gesucht. Gar nicht so leicht: Denn in fünf Jahren, so lange gab es den Moerser Cultur Calender, brachte es die Zeitschrift auf bis zu 80 Autoren, die in dem Jugendprojekt ihre ersten journalistischen Gehversuche unternahmen. Am Freitag, 16. September, soll 30 Jahre nach der ersten Mocca-Ausgabe ein Wiedersehen in der Röhre gefeiert werden.

Achim Müntel, der heute Geschäftsführer der Agentur KLXM Crossmedia ist, war fast von Anfang an dabei, auch als Mocca-Chefredakteur. Er erinnert sich noch gut an den Start des Zeitungsprojekts. "Das war 1986, und an meiner Schule lag so ein Zettel aus. Es wurde zu einem Treffen eingeladen." Achim Müntel ging hin und wurde Teil der ersten Jugend-Redaktion, die einen Kulturkalender für Moers entwickeln sollte. "So etwas fehlte damals noch." Starthilfe erhielten die jungen "Zeitungsmacher", die aus Moers und Neukirchen-Vluyn kamen, von Reinhard Rosemann, der beim Jugendamt beschäftigt war, und Gerhard Klinkhardt.

Die erste Redaktion traf sich in einer Spielstube in Meerbeck. "Die Texte wurden auf Schreibmaschine geschrieben und die Fahnen mit Tippex hergestellt", erinnert sich Rafael Pilsczek, der ein Jahr nach Müntel zur Mocca-Truppe stieß und damals auch freier Mitarbeiter der Rheinischen Post war. Es sei eine spannende Zeit gewesen, erinnern sie sich. "Vor allem haben wir gelernt, dass Zeitungmachen mehr ist als nur Texte zu schreiben. Wir kümmerten uns um Planung, Layout, Anzeigenverkauf, Werbung und Vertrieb. Jeder hatte seine Aufgabe und Funktion", erzählt Pilsczek, der heute in Hamburg eine Public Relations Agentur betreibt. Einen Zuschuss von 600 DM habe es pro Ausgabe gegeben. "Ansonsten mussten wir zusehen, wie wir die Produktion finanziert bekamen." Zuletzt habe die Auflage 5000 Stück gezählt. Mocca sei aber mehr als ein Kulturkalender gewesen. Es sei so manche Schlagzeile fabriziert worden, über die in der Stadt geredet oder diskutiert worden sei - wenngleich die "Moerser Stattzeitung" damals das deutlich politischere Blatt gewesen sei. "Wir haben als erste das Thema Fremdarbeiter in Neukirchen-Vluyn aufgegriffen, nachdem wir auf Gräber kyrillische Buchstaben entdeckt hatten. Es gab nach der Berichterstattung hitzige Diskussionen im Stadtparlament", erzählt Pilsczek.

Und so manches Mal haben die Jung-Redakteure damals auch über die Stränge geschlagen. Gut in Erinnerung geblieben ist Müntel und Pilsczek die Überschrift, mit der ein Artikel über eine Karnevalssitzung versehen war. "Wir dachten, es würde richtig Ärger geben. Es kam aber nur ein Leserbrief", sagt Müntel. Insgesamt 53 Ausgaben produzierte das Mocca-Team in fünf Jahren, darunter drei Sonderausgabe.

Stolz sind Pilsczek und Müntel auf die Ausgabe, in der das Schlosstheater-Ensemble um Pia Bierey und Rupert J. Seidl vorgestellt wurde. "Wir produzierten die Ausgabe über Nacht." Genauso habe die Redaktion aber auch gegen einen NPD-Parteitag geschrieben, der in Moers stattfinden sollte. "Wir hatten ziemlich freie Hand", sagen Müntel und Pilsczek und wundern sich noch heute ein wenig darüber, woher sie Unterstützung erhielten - so zum Beispiel von einem Moerser Rechtsanwalt, der ihnen den Schlüssel zu seiner Kanzlei an der Steinstraße überließ, damit sie seinen Computer nutzen konnten. Das Besondere an "Mocca" sei sicherlich gewesen, dass es kein Jugendzeitungsprojekt gegeben habe, dass so lange existiert habe, meint Achim Müntel.

Die letzte Ausgabe erschien übrigens im Dezember 1990. Viele der Autoren sind nach ihrer Mocca-Zeit auch beruflich im Medienbereich tätig geworden. Die Jubiläumsausgabe soll am 1. September erscheinen. Am 16. September findet in der Kulturkneipe "Die Röhre" ein Wiedersehensfest statt. "Wir suchen noch immer die Leute, die damals dabei waren", betont Pilsczek.

Alle Informationen sind auf der eigens geschalteten Facebook-Seite nachzulesen. Weitere Fragen beantwortet Rafael Pilsczek per E-Mail an pilsczek@ppr-hamburg.de.

(RP)
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