Xanten Mittermeier ist auch ohne Musik wild

Xanten · Kabarett bei einer Musikveranstaltung? Egal - Michael Mittermeier, der zu den besten deutschen Comedians gehört, hat bei der Sommermusik in Xanten überzeugt. Rund 800 Besucher klebten zwei Stunden an seinen Lippen.

 Michael Mittermeier gastierte am Dienstagabend in Xanten.

Michael Mittermeier gastierte am Dienstagabend in Xanten.

Foto: armin Fischer

"Willkommen zur Dienstagsausgabe" begrüßte der künstlerische Leiter der Sommermusik im Ostwallpark, Günter vom Dorp, rund 800 Frauen und Männer, die sich den Abend mit Michael Mittermeier nicht entgehen lassen wollten. Und sie taten gut dran: Kaum hatte der Vorkämpfer der deutschen Stand-up-Comedy, der auch mit 51 noch mehr aussieht wie der renitente Lausbub als ein Mann im mittleren Alter, die große Bühne betreten, da legte er auch schon los. Und er griff nicht ein einziges Mal zur Flasche in den gut zwei Stunden, in denen er forschen Schrittes die komplette Bühne durchschritt und dabei eine Anekdote nach der anderen raushaute.

"Die Fakten stimmen alle - ich pimpe immer nur die Dialoge auf", strafte er all diejenigen Lügen, die sich zwischendurch immer mal wieder fragten, ob das denn alles so stimmt, was der Bayer da so erzählt, der 30 Jahre als Comedian unterwegs ist und sich jedes Mal fragt, warum bei seinen Auftritten ausgerechnet der Stuhl mitten in der ersten Reihe oft frei bleibt.

"Wild" steht in roten Lettern auf der verblassten Stoffbespannung hinten an der Bühne. "Wild" hat der Comedian sein neues Programm genannt, für den Gefährder "Terroristen-Azubis im zweiten Lehrjahr" sind und der froh ist, dass es zumindest kurzzeitig Pokemon gab - "die einzige Chance, dass sich dicke Kinder mal draußen bewegen, die garantiert den Felgaufschwung in der Schule nicht drauf hatten". Warum eigentlich niemand vom Lügenfernsehen spricht, fragt er sich und nennt als Beispiel die Serie Frauentausch - "da siehst du zwei Frauen, für die würdest du noch nicht mal 'ne Kiste Bier eintauschen". Und warum "die da in Berlin" nicht einfach Klinken kaufen und montieren, wenn sich die automatischen Türen am neuen Flughafen nicht öffnen lassen. Die Dom-Uhr schlägt neun Mal. "Habt ihr da so einen Buckeligen, der da oben sitzt?", fragt er das Publikum und sinniert, dass man mit einfachen Mitteln aus der Domstadt die Kalifat-Stadt machen kann: "Zwiebeln drauf auf die beiden Dom-Türme, fertig!" Freunde sind heute Follower, Selfies der moderne Darwinismus, ein Nazi auf Dschihad ist für Mittermeier ein Dschihadzi, Trump zollt er Respekt, weil er "der erste amerikanische Präsident mit einer gefühlt toten Katze auf dem Kopf" ist. Und eines stehe ja wohl fest: "Jeder von uns, nicht nur der Österreicher, hat einen Keller".

Oh Baby, baby it's a wild world: Es gibt nur sehr wenige Momente, wo man dem Mann in Jeans und Jeanshemd gerne zurufen möchte: Mensch (Mitter-)Meier, nu is gut, reite da doch jetzt nicht länger drauf rum. Denn er hat es auch bei der Sommermusik im Ostwallpark geschafft, die Menschen, die an seinen Lippen kleben, zum Lachen zu bringen. Und Lachenkönnen, so Mittermeier, ist, "was uns als erstes unterscheidet von den Isis-Terroristen." Gegen die, sagt er, "haben wir erst dann verloren, wenn wir alle aufhören, das zu tun, was wir normalerweise tun". Großartig. Applaus. Und zum Schluss macht der Bayer noch schnell ein Selfie, von sich und dem Publikum.

Sommermusik und Mittermaier: Das hat gepasst, auch wenn da nur in der Pause Musik drin war!

(jas)
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