Xanten Mit dem Wörterbuch zum Praktikum

Xanten · Asrah Azizi, Flüchtling aus dem Iran, war sechs Wochen Praktikant im Bauamt der Stadt Xanten. Der 33-Jährige ist diplomierter Bauingenieur. Die Maßnahme "Perspektiven für Flüchtlinge" bietet Hilfe.

 Asrah Azizi war sechs Wochen lang Praktikant im Bauamt. Dieser Zeit folgen die Nachbereitung des Praktikums, Deutschunterricht und Bewerbungstraining.

Asrah Azizi war sechs Wochen lang Praktikant im Bauamt. Dieser Zeit folgen die Nachbereitung des Praktikums, Deutschunterricht und Bewerbungstraining.

Foto: arfi

Er ist 33 Jahre jung, kommt aus dem Iran, hat dort sein Diplom als Bauingenieur gemacht und zusätzlich Architektur studiert und lebt jetzt seit sieben Monaten in der Flüchtlingsunterkunft in Vynen: Sechs Wochen machte Asrah Azizi ein Praktikum im Rathaus Xanten, ist einer von zehn Flüchtlingen, die Svenja Dunkerbeck von der Agentur für Arbeit für die Maßnahme "Perspektiven für Flüchtlinge" ausgeguckt hat und die von Ivonn-Madlen Kerlen vom CJD (Christliches Jugenddorf)-Berufsförderungszentrum Wesel betreut wurden.

Ein Bibliothekar aus Syrien gehört zu dieser Gruppe, er hat sechs Wochen in der Uni-Bücherei in Essen praktiziert. Ein Journalist aus Afghanistan beispielsweise war bei Radio KW, ein Karosseriebauer aus dem Iran hat sechs Wochen bei Mazda Schnickers in Xanten ein Praktikum absolviert.

Das Wörterbuch hat der junge Iraner, der mit dem Schiff über die Türkei nach Mazedonien reiste und dann mit dem Bus weiter nach Deutschland fuhr und sich das Zimmer in Vynen mit fünf weiteren Asylsuchenden teilt, immer dabei. Er spricht persisch, hat den ersten Deutschkurs schon hinter sich und lernt schnell. Seine Familie lebt in Kermanshah im Norden des Iran, seine Schwester lebt als Asylbewerberin in Düren.

Arash Azizi ist Kurde und christlich, und er hatte seine Gründe, warum er die Heimat verließ. Im Iran hat er bei einer großen Firma als Bauingenieur gearbeitet. Im Bauamt im Xantener Rathaus konnte er noch einiges dazu lernen. Zum Beispiel, wie man ein geneigtes Dach statisch berechnet - solche Dächer kennt man im Iran nicht. Zwei Wochen fährt der 33-Jährige jetzt jeden Tag mit dem Bus nach Wesel, zur Nachbereitung des Praktikums, um weiter Deutsch zu lernen oder zum Bewerbungstraining. Allesamt Module innerhalb der Maßnahme "Perspektiven für Flüchtlinge".

Noch hat Arash Azizi nur die so genannte "BüMA", eine grüne Karte, die jeder Flüchtling bekommt und auf der ihm bescheinigt wird, dass er sich als Asylsuchender gemeldet hat. Ob er als Asylbewerber anerkannt wird, entscheidet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge; der Termin für ein Gespräch in Düsseldorf, in dem er seine Fluchtgründe schildern muss, steht noch aus.

Die Kollegen im Bauamt, der Technische Dezernent der Stadt Xanten, Niklas Franke, und Christina Kutschaty, Leiterin des Fachbereichs Bauen-Planen-Wohnen, stellen ihm ein gutes Zeugnis aus: Er habe immer sehr viel Initiative gezeigt, immer in seinem Wörterbuch nachgeschaut, wenn er das ein oder andere Wort nicht verstand oder selber Fragen hatte.

Höflich sei er, sehr freundlich, bestätigt auch Sieghard Schwinning aus Xanten, der sich mit dem jungen Iraner angefreundet hat. Kennengelernt hat er ihn in der Evangelischen Kirchengemeinde, seitdem treffen sich die beiden regelmäßig. Und der kleine Langenscheidt reicht längst nicht mehr aus. "Jetzt muss schon das dicke Wörterbuch her", so Schwinning, der den Flüchtling aus dem Iran als "sehr lernbegierig" kennengelernt hat. Und er wird ihn sicher auch zukünftig auf seinem weiteren Weg durch die Instanzen begleiten.

(RP)
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