Xanten Meisterbriefe - versilbert und vergoldet

Xanten · Bei der Firma Roll-tech gibt es doppelten Grund zu feiern: Inhaber Wolfgang Reineke erhält den silbernen Meisterbrief. Mit Sohn Lars ist schon die zweite Generation Meister. Heinz Heindorf freut sich über den Goldenen Meisterbrief.

Wer mit einem normalen Fahrrad nicht zurechtkommt, ist bei Wolfgang Reineke und seinem Team gut aufgehoben: "Der Fahrer muss nicht zum Fahrrad passen, sondern das Fahrrad zum Fahrer", lautet die Philosophie des Zweiradmechanikers, der sich vor 25 Jahren selbstständig gemacht hat und vor 21 Jahren die Firma Roll-tech gründete, die am Bruchweg 26 a in Birten ihr Domizil hat. Nun gab es gleich drei Gründe zu feiern: 25 Jahre Selbstständigkeit, das eigene silberne Meister-Jubiläum und den Abschluss seines Sohnes Lars, der vor der Handwerkskammer in Münster seinen Meister gemacht hat. Um die beiden Meisterbriefe zu übergeben, war Dieter Lata, Obermeister der Zweiradinnung Rhein-Ruhr, gerne ins Gewerbegebiet am Bruchweg gekommen.

Wolfgang Reineke (49) weiß, wie wichtig es ist, trotz Handicap mobil zu sein. Am 18. Juli 1991 hatte er einen schweren Verkehrsunfall, war drei Jahre in Krankenhäusern, hat 30 Operationen und mehrere Aufenthalte in Reha-Kliniken hinter sich. Aber er hat nie aufgegeben. Aus dem Bedürfnis zu eigenständiger Mobilität entwickelte er eigene Hilfsmittel mit Elektrohilfsantrieben. Und noch heute entwickelt, produziert und vertreibt Roll-tech Zwei-, Drei- und Vierräder sowie individuelle Spezialanfertigungen, verkauft sie lokal und überregional an Endverbraucher und Händler.

Über mangelnde Nachfrage und Arbeit brauchen sich Wolfgang Reineke und seine elf Mitarbeiter nicht zu beklagen. Und der Chef muss sich auch über einen Nachfolger keinen Kopf machen: Sohn Lars hat vom Vater die Leidenschaft fürs Rad geerbt (oder abgeguckt). Der 20-Jährige hat jetzt vor der Handwerkskammer in Münster mit Erfolg seinen Meister gebaut. Sein Meisterstück: ein Fahrrad. Aber nicht irgendeins, sondern ein 70 Jahre altes Rad, das er in mühseliger Kleinarbeit auf Vordermann gebracht hat. Ein Fahrrad der Marke Rabeneick, ohne Gangschaltung, mit dicken Schlappen. Ein englisches Fabrikat, von dem nur 300 Exemplare auf dem Markt sind.

Sein Meisterstück hat Lars Reineke irgendwann in Vaters Werkstatt entdeckt, völlig verrostet. Übern Daumen gepeilt 300 Stunden hat der Junior an dem Fahrrad geschraubt und geschrubbt, hat jede einzelne verrostete Schraube saubergemacht und poliert. Es ist sein ganzer Stolz - und die Antwort, ob das Rad zum Verkauf stünde, kommt freundlich, aber zügig: Nein!

Um Fortbewegungsmittel, diesmal aber stark motorisiert, geht es auch bei der Firma Heindorf: Vor genau 50 Jahren hat Seniorenchef Horst Heindorf seinen Meister als Kfz-Mechaniker gemacht. Der Hang zu Autos liegt der Familie im Blut. Schon sein Vater hatte bei Opel Beck in Xanten Autos repariert und gewartet. Da lag es nahe, dass auch Sohn Horst dort seine Lehrzeit absolvierte. Neun Jahre lang vom 1. April 1955 bis 1964 arbeitete er hier, dann zog es ihn für 14 Jahre zu Opel Scholten nach Sonsbeck, ehe er sich am 1. August 1978 selbstständig machte, zuerst in Büderich. Schon im folgenden Jahr wurde der Händlervertrag mit Mitsubishi Auto Deutschland, selbst erst ein Jahr alt, abgeschlossen. Das Geschäft expandierte: Da die Geschäftsräume 1988 viel zu klein geworden waren, zog das Unternehmen nach Xanten an die Hagedornstraße, eine eigene Motorradabteilung kam hinzu und zu Jahresbeginn 2016 Subaru. Auto Heindorf bleibt weiter ein Familienbetrieb. Denn inzwischen leiten die beiden Söhne Ulrich und Heiko Heindorf das Unternehmen, der eine als Kfz-Meister, der andere im kaufmännischen Bereich. "Ich bin jeden Tag hier", sagt Jubilar Horst Heindorf, der zur Übergabe des Goldenen Meisterbriefes auch seinen ersten Lehrherrn Ulrich Beck begrüßen konnte. "Wenn Not am Mann ist, schraube ich auch noch mit." Das will er auch noch lange so handhaben.

(jas und kump)
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