Zum Sonntag Mehr Zurückhaltung

Xanten · In der Bergpredigt warnt Jesus - nicht nur hier - eindringlich davor, gute Taten ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stellen. Nächstenliebe und Barmherzigkeit brauchen keinen öffentlichen Beifall.

Tue Gutes und sprich darüber!" - Natürlich ist es nachvollziehbar und gesellschaftlich leicht zu durchschauen, warum wir unsere Mit-Menschlichkeit mitunter so deutlich vor uns hertragen. Zu gerne möchten wir vorbildhaft wirken, auf der richtigen Seite stehen und nicht zuletzt etwas von unserem Einsatz haben - und sei es nur Bewunderung oder Lob.

Und doch sagt Jesus in der Bergpredigt bekanntlich etwas ganz anderes: "Habt Acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden ... wenn du Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, damit dein Almosen verborgen bleibe." (Math. 6,1-4) Jesus will natürlich nicht sagen, dass es sich nicht lohnt für die Nächstenliebe einzustehen, barmherzig zu sein, Bedrückten zu helfen, sich gegen Hass und für Liebe einzusetzen. Allerdings warnt er - nicht nur hier - eindringlich davor, seine guten Taten ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stellen. Warum ist das nur so? Zum einen ist Jesus grundsätzlich eher skeptisch mit dem sogenannten "Guten". Nicht einmal er selbst möchte als "gut" bezeichnet werden. (Mk. 10,18) Vor allem aber sieht er wohl die Gefahr, dass wir das "Gute" mit dem Plakativen, dem momentan Angesagten, Korrekten, Anständigen oder Sympathischen verwechseln und damit am Ende ins politische Fahrwasser geraten.

Im Kern ginge es dann um uns selbst, um Beliebtheit und Eitelkeit und unser Ansehen bei den Leuten. Mehr Zurückhaltung und Demut steht Christen besser zu Gesicht: Manchmal begegnet mir im Leben ein Mensch, der offensichtlich Hilfe braucht. Dann versuche ich der Situation gerecht zu werden. Ob ich es richtig mache, weiß ich nicht. Ob ich es "gut" mache schon gar nicht. Hängen wir das nicht zu hoch, überschätzen wir nicht unsere Möglichkeiten. Dann geschieht unser Handeln vielleicht aus der stillen Dankbarkeit gegenüber Gott, der uns selbst aufgeholfen hat, der unser Herz kennt und ins Verborgene schaut.

DER AUTOR DR. HARTMUT BECKS IST PFARRER DER EVANGELISCHEN KIRCHENGEMEINDE ALPEN.

(RP)
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