Xanten Lüttingens Helden bleiben unvergessen

Xanten · 1971 entging das Fischerdorf knapp der Katastrophe. Keith Holmes und Christopher King schafften es gerade noch, das abstürzende Flugzeug über das Dorf zu fliegen. Ihre Schwestern waren gestern erstmals an der Absturzstelle zu Gast.

 Wendy Holmes, Lorna Marsh und Patricia Young (v. l.) vor der Gedenktafel mit den Fotos ihrer Brüder. Zum ersten Mal waren sie an der Stelle, an der die Piloten starben.

Wendy Holmes, Lorna Marsh und Patricia Young (v. l.) vor der Gedenktafel mit den Fotos ihrer Brüder. Zum ersten Mal waren sie an der Stelle, an der die Piloten starben.

Foto: af

Ein bewegender Moment: Wendy Holmes, Patricia Young und Lorna Marsh zünden Kerzen vor der Tafel an, auf der die Fotos ihrer Brüder zu sehen sind. "Sie gaben ihr Leben, um unseres zu retten" heißt es auf der Gedenktafel, die der Heimat- und Bürgerverein Lüttingen 2011 zu Ehren der beiden Piloten an der Südsee aufgestellt hat. Auf der Wiese dahinter zerschellte am 5. Oktober 1971 das Flugzeug. Die beiden jungen Männer starben.

Das britische Flugzeug der Royal Air Force des Typs Canberra, das in Weeze-Laarbruch gestartet war, drohte, direkt auf Lüttingen zu stürzen. Ein Triebwerk war ausgefallen, die Maschine war nicht mehr zu kontrollieren. Pilot Keith Holmes und Navigator Christopher King hatten nur Sekundenbruchteile für ihre Entscheidung. Sie steuerten das Flugzeug über Lüttingen hinweg, statt den Schleudersitz auszulösen, und entschieden sich für den eigenen Tod. 150 Meter hinter der letzten Bebauung schlug die Maschine auf. Die beiden Männer waren nicht zu retten.

Ihre Familien erfuhren lange nichts über die Umstände des Absturzes. Es sei nur mitgeteilt worden, dass die Maschine nach Vogelschlag abgestürzt sei, berichtete Wendy Holmes gestern. Besonders tragisch: Ihre Eltern, die 1981 an den Niederrhein kamen, um die Absturzstelle zu suchen, trauten sich nicht, in Lüttingen jemanden anzusprechen. Da sie die wahre Geschichte nicht kannten, fürchteten sie, in Lüttingen könnte auch die Zivilbevölkerung bei dem Unglück zu Schaden gekommen sei.

Erst als 40 Jahre nach dem Absturz der Heimat- und Bürgerverein auf Anregung von Ludger Rodermond die Tafel aufstellte und viele Medien das Thema aufgriffen, wurde Airforce-Veteran Peter Garner im Internet darauf aufmerksam. Er kannte Wendy Holmes, sie kam in E-Mail-Kontakt mit dem Heimat- und Bürgerverein. Später gelang es dann auch, die Schwestern von Christopher King zu erreichen. Gern nahmen alle die Einladung zum Besuch in Lüttingen an. Sie zeigten sich gestern gerührt und beeindruckt von der Anteilnahme und der Dankbarkeit, mit der Lüttingen an ihre Brüder erinnert. Wendy Holmes, die heute in Kanada lebt, machte mit ihrem Mann eine lange Radtour von Großbritannien über Frankreich und die Niederlande, bevor sie am Donnerstag nach Xanten kam. Die kleine kanadische Flagge, die sie auf ihrem Fahrrad hatte, ließ sie gestern an der Gedenkstätte. Alle drei zeigten sich beeindruckt von der landschaftlichen Schönheit rund um die Gedenkstätte zwischen Südsee und Rhein.

Wenn die Schwestern Xanten wieder verlassen, will man in Kontakt bleiben. Ludger Rodermond, der als Schüler den Absturz erlebte und nie vergessen hat, dass die Piloten auch sein Leben retteten, nahm gern die Einladung zu Gegenbesuchen an und wird nach British Columbia in Kanada wie nach Southampton und zur Isle of Wright reisen.

(RP)
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