Xanten Letztes Basteln für den Basar der Lebenshilfe

Xanten · Schweren Herzens muss die rund zehnköpfige Gruppe aufgeben. Es fehlen jüngere Mitstreiter. So erging es 2001 schon der kfd.

 Sie basteln für den Basar (unten links): Sybille Sygula und (rechts) Nathalie Kotyrba, die beiden jüngeren Mitglieder der Gruppe. Dahinter mit Bewohnern: die Eltern Gertrud van den Boom, Käthi und Heinrich Jorissen, Henny und Friedel Kraemer und die Leiterin Dr. Silke Wöllke.

Sie basteln für den Basar (unten links): Sybille Sygula und (rechts) Nathalie Kotyrba, die beiden jüngeren Mitglieder der Gruppe. Dahinter mit Bewohnern: die Eltern Gertrud van den Boom, Käthi und Heinrich Jorissen, Henny und Friedel Kraemer und die Leiterin Dr. Silke Wöllke.

Foto: arfi

Der Basar zugunsten der Lebenshilfe im Wallfahrtsheim Marienbaum am Wochenende vor dem 1. Advent gehört seit 15 Jahren zur vorweihnachtlichen Tradition am linken Niederrhein. Auch am kommenden Samstag öffnet er wieder seine Pforten - zum letzten Mal. Die Basargruppe hat zu kämpfen - wie ähnliche Gruppierungen am Niederrhein auch.

Es ist viel Wehmut dabei, wenn Gertrud van den Boom die selbst gestrickten Wollsocken in einen der Waschkörbe mit den Waren legt, die beim Basar im Wallfahrtsheim verkauft werden sollen. Das ganze Jahr über hat sie mit anderen Eltern von behinderten Bewohnern sowie einigen Betreuern des Xantener Lebenshilfehauses für den Basar hingearbeitet, und das wird ihr künftig fehlen.

Einmal im Monat kam die rund zehnköpfige Gruppe bisher zusammen, um zu besprechen, was auf dem nächsten Basar angeboten werden sollte. Zuhause machte man sich dann an die Arbeit. Die Materialien wurden aus eigener Tasche bezahlt. Lediglich für das Holz für Nistkästen oder hübsch bemalte Weihnachtsdekoration hatten die Männer der Gruppe einen Spender gefunden.

Auch einige der Behinderten beteiligen sich an den Basar-Vorbereitungen. Sie bemalen Gläser mit weihnachtlichen Motiven. Und Betreuerin Sybille Sygula bindet fachmännisch Adventskränze. Die Altenpflegerin war Floristin, bevor sie in das Haus der Lebenshilfe kam.

Man spürt ihr Engagement, wenn Käthi Jorissen berichtet, was der Basar darüber hinaus alles zu bieten hat: "Marienbaumer Bürger unterstützen uns mit selbst gemachten Plätzchen, mit Marmelade oder Eierlikör. Andere bringen Nudelsalat oder Würstchen mit, die wir dort servieren." Und für die Tasse Kaffee zahle man nur 50 Cent, fügt ihr Mann hinzu.

"Viele kommen inzwischen zum Basar, um etwas Leckeres zu essen und zu quatschen", erläutert Käthi Jorissen. "Das Abräumen der Tische übernehmen meist die Behinderten", erklärt ihr Mann. "Sie haben immer großen Spaß dabei. Das wird ihnen im nächsten Jahr fehlen."

Dr. Silke Wöllke, die Leiterin des Lebenshilfehauses, weist auf die Tombola hin, für die viele Unternehmen aus Xanten und Umgebung Preise gestiftet haben - Essensgutscheine sind ebenso dabei wie Frühstückskörbe oder Dekorationsartikel. "Ein Los kostet nur 50 Cent", wirbt Wöllke. Und es gibt Samstag und Sonntag je eine Verlosung.

In den letzten Jahren lag der Erlös des Basars immer bei über 4000 Euro. "Davon konnten wir Dinge für die Behinderten kaufen, für die es keine Fördergelder gibt", erläutert Wöllke: "Terrassenmöbel beispielsweise oder ein Fahrrad für Rollstuhlfahrer".

Aber: Die Eltern um Käthi Jorissen, die in den vergangenen 15 Jahren die Organisation des Basars in den Händen hatten, sind nun alle längst über 70 Jahre alt. Und so haben sie sich schweren Herzens entschlossen, den Basar, den sie 2001 bereits von einer Gruppe der Katholischen Frauen Deutschlands (kfd) übernommen hatten, im kommenden Jahr nicht weiterzuführen. Damals fehlten der kfd nach langen Jahren die jüngeren Basar-"Mitarbeiter".

"Und jetzt haben wir Angst, wir schaffen es nicht mehr", bedauert Käthi Jorissen. Nachfolger haben sie trotz intensiver Suche nicht gefunden: "Niemand hat mehr Zeit, das Berufsleben ist so eng geworden", weiß sie. Was der Gruppe bleibt, ist die Dankbarkeit, dass über die Jahre so viele gespendet und mitgeholfen haben.

(RP)
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