Kreis Landwirte verteidigen Gülle-Düngung

Kreis · Die Kreisbauernschaft Wesel feierte Erntedank auf Schloss Bloemersheim in Neukirchen-Vluyn. Dabei wurde es politisch. Die Bauern beklagen immer weniger Flächen, hohe Sicherheitsauflagen für Silos und die Hochwasserschutzauflagen.

 Der Vorsitzende des bäuerlichen Ortsverbandes, Diethelm Keesen, begrüßte die Gäste auf Schloss Bloemersheim.

Der Vorsitzende des bäuerlichen Ortsverbandes, Diethelm Keesen, begrüßte die Gäste auf Schloss Bloemersheim.

Foto: Armin Fischer

wESEL Erntedankfeste sind in vielen Kulturen zuhause. In Deutschland feiert man sie nach einem Dekret des Preußischen Königreiches seit 244 Jahren stets in den christlichen Gottesdiensten beider Konfessionen am ersten Sonntag im Oktober. Die Kreisbauernschaft Wesel feierte ihren diesjährigen Erntedank jetzt bereits fünf Tage vorher auf Schloss Bloemersheim in Neukirchen-Vluyn.

"Dieses Fest soll zum Nachdenken, aber auch zum fröhlichen Beisammensein einladen." Mit diesen Worten empfing um 19.30 Uhr Schlossherr Freiherr Friedrich von der Leyen die an diesem Abend rund 150 erschienenen Gäste in der festlich von den Neukirchen-Vluyner Landfrauen geschmückten Apfelsortierhalle seines Obstanbaubetriebes, um anschließend das Rednerpult für den Vorsitzenden des bäuerlichen Ortsverbandes, Diethelm Keesen, für eine weitere kurze Begrüßungsansprache freizugeben.

Ihm folgte der Weseler Landrat Ansgar Müller, der in seiner Rede unter anderem "die Pflege der Erde" als "besondere Herausforderung der Menschheit" anmahnte: "Das Vertrauen in gute Landwirtschaft und gute Lebensmittel ist heute wichtiger denn je", sagte er. Eine Ansicht, die auch der katholische Pfarrer der örtlichen St.-Quirinus-Gemeinde, Andreas Fink, und sein Kollege von der Evangelischen Gemeinde Neukirchen-Vluyn, Pfarrer Stefan Vogt, in den Vordergrund ihrer anschließenden "Gedanken zum Erntedankfest" vorbrachten. "Ja, es ist für viele Menschen tatsächlich nicht selbstverständlich, jeden Tag genug Essen auf dem Teller zu haben", bestätige die Vorsitzende des Rheinischen Landfrauenverbandes, Antonia Bruns, anschließend: "Wir sollten uns bewusst machen, dass auch unsere landwirtschaftlichen Erträge immer noch vom Wetter abhängig sind."

Dem stimmte der Hauptredner dieses Abends, der stellvertretende Vorsitzende Johannes Leuchtenberg, uneingeschränkt zu. Deswegen und auch wegen der zunehmenden Öffnung der internationalen Märkte forderte er zukünftig für die deutsche Landwirtschaft eine "angemessene Entlohnung und einen "ausreichenden Schutz".

Man empfinde das heutige Erntedankfest nämlich auch als einen "politischen Tag". Dabei sprach er unter anderem den von Seiten der Politik "grundsätzlich als schlecht suggerierten" Wert der Gülle als "wertvollen Wirtschaftsdünger", sowie die immer strenger werdenden Sicherheitsauflagen für Siloanlagen an: "Und nach dem Ausgang der Bundestagswahl gibt es kaum Hoffnung, dass sich uns Landwirten entlastende Positionen wiederfinden werden."

In einem anschließenden kurzen Interview machten ihm dabei vor allem die Grünen Sorgen: "Es sind einige dabei, die uns nicht verstehen", bedauerte er. "Dabei sind auch bei uns die meisten für nachhaltige Landwirtschaft. Aber dazu brauchen wir Zeit."

Persönlich machte ihm dagegen mehr die ständige Reduzierung von ernährungsrelevanten, landwirtschaftlichen Nutzflächen zu schaffen, wie zum Beispiel der zunehmende Flächenverbrauch von Strom- und Gastrassen, im Güterverkehr sowie die ökologischen Hochwasserschutzmaßnahmen, die unter anderem auch in seiner Rede ausführlich zu Sprache gekommen waren.

Der Abend wurde musikalisch begleitet von einer Gruppe Jagdhornbläser des Kreises und endete mit einem kleinen Imbiss und geselligen Gesprächen.

(RP)
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