Sommerinterview Matthias C. Voll Und Werner Paessens Kurpark für Xanten eine Nummer zu groß

Xanten · Die Ratsmitglieder der BBX warnen vor hohen Folgekosten. Am Ende drohe Xanten die Haushaltsicherung. Steuererhöhung wird abgelehnt. Anliegerkosten sollten gesenkt werden. Ermittlungen in DBX-Affäre auch gegen Paessens.

 Im Garten von Haus Thomas sprach RP-Redaktionsleiter Dirk Möwius mit Matthias C. voll (links) und Werner Paessens (Mitte). Sie bilden die Fraktion der BBX.

Im Garten von Haus Thomas sprach RP-Redaktionsleiter Dirk Möwius mit Matthias C. voll (links) und Werner Paessens (Mitte). Sie bilden die Fraktion der BBX.

Foto: Arfi

In Ihrem neuen Bürgerbrief greifen Sie zentral das Thema Kurpark auf. Die Stadt Xanten habe kein Geld für das 5,6 Millionen Euro teure Projekt, das Ausschöpfen von Zuschüssen verleite zu "permanenter Schuldenmacherei"?

Werner Paessens Genau. Schon vor dem Kurpark gab es ja große Projekte wie den Radweg Boxteler Bahn, bei dem auf die Zuschüsse verwiesen wird. Am Ende bleibt doch die Frage, wer das alles bezahlen soll? Ein Kurpark in dieser Größe bringt auch erhebliche Folgekosten mit sich. Vier bis fünf Mann wird man für die Pflege beschäftigen müssen. Und nun wird schon wieder über die Gartenschau gesprochen...

Matthias C. Voll Das ist alles eine Nummer zu groß für uns in Xanten. Und irgendwann landen wir dann im Haushaltssicherungskonzept. Das kann doch nicht unser Ziel sein.

Paessens Das Ganze etwas kleiner würde doch reichen. Sonst ist der Rat irgendwann nur noch Bittsteller und der Bürgermeister Schuldenverwalter. Wie unsere Großeltern schon sagten: Jong, blief op de Teppich.

Trotzdem haben Sie nicht gegen das Projekt gestimmt?

Voll Wir haben uns enthalten.

Paessens Wir sind keine Verhinderer. Schauen Sie zurück, und Sie sehen, wie wir in den vergangenen Jahren oft allein mit der CDU Entscheidungen getragen haben, damit es weiter geht in der Stadt. Auch für das neue Baugebiet - mit Auflagen im Sinne der Altanlieger. Aber ohne die Einnahmen aus den Grundstücksverkäufen wäre der Haushalt ja schon am Ende.

Also muss Xanten immer weiter wachsen...

Voll Da gibt es bei uns schon ein Umdenken. Man muss das Wachstum in Relation zur Stadt bringen.

Sie setzen sich stark für Anlieger wie in Marienbaum ein, die hohe Beiträge wegen des Straßenausbaus zahlen müssen. Nun fragte Pankraz Gasseling im Sommerinterview, wie diese Entlastung funktionieren soll, wenn Sie andererseits auch gegen Steuererhöhungen sind?

Voll Unsere Wahlaussage steht: Keine Anhebung von Grundsteuer A und B oder der Gewerbesteuer. Wir müssen auf die Ausgaben achten, für strikte Haushaltsführung sorgen und uns das Personalmanagement in der Verwaltung anschauen. Potenzial ist da.

Paessens Viele Kommunen haben niedrigere Sätze. Da muss etwas passieren. Ich werde nicht vergessen, wie die ältere Dame mir mit Tränen in den Augen sagte, dass sie das nicht bezahlen kann.

Sie befürworten auch die Umstrukturierung beim DBX.

Voll Ja. Aber man kann doch nicht einfach sagen, wenn ihr das wollt, dann müsst ihr auch die Steuern erhöhen. Da ist zu einfach konstruiert. Ich jedenfalls weiß, wie es ist, wenn der Kollege neben Dir für die gleiche Arbeit doppelt so viel in der Lohntüte hat wie Du. Das habe ich in vier Jahren als Leiharbeiter erlebt.

Wenn wir auf den DBX schauen, geht es auch um die Korruptionsaffäre. Herr Paessens, Sie gehören nach unseren Informationen zu den Ratsmitgliedern, gegen die ermittelt wird.

Paessens Die Vorwürfe sind unhaltbar. Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Aber da die Staatsanwaltschaft noch prüft, möchte ich derzeit dazu nicht mehr sagen.

Die FBI spricht von politischem Versagen bei der DBX-Affäre.

Voll Natürlich sind wir Prüfungsorgan. Aber Sie haben als Verwaltungsrat keine Chance, solche Dinge aus den Jahresabschlüssen zu erkennen. Leider ist der Bereich der Vergaben korruptionsanfällig. Für mich ist das Ganze vor allem auch eine menschliche Enttäuschung. Aber es hat den Strukturwandel beim DBX vorwärtsgebracht. Und der neue Vorstand Harald Rodiek ist der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt. Das haben wir ja gerade bei den Starkregenfällen gemerkt.

DIRK MÖWIUS FÜHRT DAS INTERVIEW.

(RP)
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