Xanten Klangerlebnis im Dom im Weltklasseformat

Xanten · "The Choir of Trinity College" aus Cambridge überzeugte mit Literatur aus fünf Jahrhunderten. Es war stimmungsvoll und andächtig zugleich.

 Tolle Klangfarbe im Dom: Der rund 30-köpfige Chor aus Cambridge unter Leitung von Stephen Layton gilt als einer der besten der Welt.

Tolle Klangfarbe im Dom: Der rund 30-köpfige Chor aus Cambridge unter Leitung von Stephen Layton gilt als einer der besten der Welt.

Foto: Armin Fischer

Englische Chormusik aus verschiedenen Epochen war im gut besetzten St.-Viktor-Dom mit dem Studentenchor "The Choir of Trinity College" unter Leitung von Stephen Layton zu hören. Chorliteratur aus fünf Jahrhunderten stand A-cappella auf dem Programm.

Der gemischte, rund 30-köpfige Chor aus Cambridge gilt als einer der besten der Welt. Er überzeugte gleich zu Anfang in Arvo Pärts emotional gewichtigem "Bogoróditse Djévo", als Huldigung an die Jungfrau Maria, mit klarem Stimmfokus und bemerkenswerter Frische, hoher Dynamik und exzellenter Aussprache. Pärt ist ein estnischer Tonkünstler. Er gilt als einer der bedeutendsten lebenden Komponisten neuer Musik. So wie Melodiestimme und Dreiklang verschmolzen, erlebten die Zuhörer moderne Entwicklungen, aufbauend auf Gregorianik und früher Polyphonie.

"O Lord, make thy servant Elisabeth", ein Werk von William Byrd, brachten die Sänger mit schlank geführten Stimmen zum Leuchten und verliehen den komplexen Verflechtungen opulente Tiefe. Dirigent Layton fächerte die Musik breit in immer neue Klangfarben auf. Das gab ihr große meditative Kraft. In Thomas Tallis' "Salvator mundi" war Vokalmusik zu hören, in der vor allem metrische Stabilität und expressive Unaufdringlichkeit zum Ausdruck kamen, um zu verhindern, dass das Hören über ehrfürchtiges Bewundern hinauswachsen kann. Der College-Chor meisterte die Intimität der von Henry Purcell vertonten Glaubenslyrik "Remember not, Lord, our offences" in ausgezeichneter barocker Phrasierung und ausgewogener, ausbalancierter Mehrstimmigkeit.

Alten Traditionen folgend, bauten sie lautmalerisch beseelt beim "O sacrum convivium" einen stimmungsvollen Klangteppich auf, der vom lettischen Komponisten Çriks Eenvalds aus fortschreitenden Harmonien geknüpft wurde. Eric Whitacres "I thank you god for most this amazing day" schien von psychedelischen Sphärenklängen inspiriert. Die Stimmen spielten mit den Klangwirkungen von Dissonanzen und Konsonanzen. Beliebtes Stilmittel: leise gesungene Cluster.

Das Ergebnis ergab eine gefällige Moderne, die nicht überforderte. Der Finne Einojuhani Rautavaara hatte das richtige Gespür für seine eher traditionell ausgerichtete Musiksprache. Seine Ausgestaltung des Chors wirkte fein und besonnen, vor allem in lyrischen Passagen. Immer wieder gelangen ihm äußerst differenzierte dynamische Abstufungen und eine beeindruckende Balance zwischen den Registern.

Energiegeladene Spannung herrschte in Pawel Lukaszewskis "Nunc Dimittis" in den einzelnen Stimmgruppen. Der polnische Komponist führte die Phrasen dicht, doch transparent genug, um die oft veralteten Fakturen durchscheinen zu lassen. Bemerkenswert: die stabile Intonation des Chores.

Ein höchst interessantestes, unter Sängern und Dirigenten sehr beliebtes geistliches Chorwerk des 20. Jahrhunderts gab es zum Schluss: Messe für zwei vierstimmige Chöre des Schweizer Komponisten Frank Martin. Die Studierenden sangen frisch und lebendig, in ebenso leichten wie beweglichen Registern. Das Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei wirkten stimmungsvoll und andächtig.

(usp)
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