Xanten Kita-Küche im alten Kuhstall

Xanten · Agnes Sanders bekocht in ihrer Küche in einem restaurierten Stall auf dem elterlichen Bauernhof in Marienbaum für 17 Kindergärten im ganzen Kreisgebiet sowie für die Montessori-Schule in Borth.

 OptiMa(h)le Getreide-Bratlinge für Kinder: Agnes Sanders, Lydia Sommer und Claudia Paeßens (v.l.) zeigen dem SPD-Landtagsabgeordneten René Schneider, wie es gesund und vollwertig rundgeht.

OptiMa(h)le Getreide-Bratlinge für Kinder: Agnes Sanders, Lydia Sommer und Claudia Paeßens (v.l.) zeigen dem SPD-Landtagsabgeordneten René Schneider, wie es gesund und vollwertig rundgeht.

Foto: Armin Fischer

Früher einmal, da standen hier die Rindviecher. Bis Agnes Sanders endeckte, dass der ehemalige Kuhstall des elterlichen Hofes ideal ist für eine ganz andere Nutzung: Hier hat die heute 49-jährige eine moderne Küche eingerichtet und sich vor fünf Jahren mit ihrem kleinen Unternehmen "OptiMa(h)l" selbstständig gemacht. Fünf Tage in der Woche kocht sie nun im Haus an der Labbecker Straße gemeinsam mit den beiden Wirtschafterinnen Claudia Paeßens und Lydia Sommer sowie einer weiteren Küchenhilfe für Kinder. Vollwertig, versteht sich, mit Zutaten, die sie von der Vollwert-Bäckerei Spiegelhoff aus Uedem und der Firma Knorth aus Wesel bekommt, die frisches Obst und Gemüse liefert.

"Die Kinder müssen sich darauf verlassen können, dass das, was sie auf den Tisch bekommen, auch wirklich gut ist", ist ihre Philosophie. Sie selber ernährt sich vollwertig-vegetarisch. Viele Jahre hat sie in Großküchen gearbeitet, "wo wir auch für Kinder gekocht haben". In ihrer Küche aber gibt es keine Fertigprodukte, kein Knorr, kein Maggi und vor allem keinen Zucker oder andere Geschmacksverstärker. Und die Reste, die bekommen die zwei Rinder, die ihr Bruder noch auf dem Hof hält. "Hier wird wirklich alles verwertet", sagt Agnes Sanders.

Um fünf Uhr schellt der Wecker, ab 6 Uhr wird in der Küche vorbereitet, geschnippelt, gekocht, in große Behälter gefüllt. Drei Mitarbeiterinnen liefern das Essen aus, eine Bürokraft komplettiert das Team. Die Brötchenpresse in der Küche heißt Erika, das Planetenrührwerk Berta. "Wir haben die Frauenquote zu 100 Prozent erfüllt", sagt Agnes Sanders und lacht.

Zu ihren Kunden gehören fast ausnahmslos Kindergärten - "bei den Kleinen ist der Geschmack noch nicht verdorben". Die beiden Awo-Kindergärten, die Arche, der Waldblick und Seestern in Xanten, der Kindergarten St. Ulrich Alpen, die DRK-Kindertagesstätte und die Wiesenkinder in Sonsbeck sowie acht weitere Kindergärten, außerdem die Montessori-Schule in Borth werden von "OptiMa(h)l" mit Mittagessen beliefert. Einmal in der Woche steht auch Fleisch oder Fisch auf dem Speiseplan.

Was Agnes Sanders freut: Viele Einrichtungen fragen nach den Rezepten. Die Leiterinnen der Kindertagesstätten geben regelmäßig Rückmeldung, was bei ihren Zöglingen gut und eher weniger gut ankommt. In der Regel schmeckt den Kindern, was die Chefin und ihre Helferinnen servieren: Kartoffel-Gemüsegulasch mit Schmandklacks beispielsweise, als Dessert Möhren-Nusskuchen. Oder Mehrkorngemüsebratlinge mit Ketchup (selbst gemacht natürlich!), dazu Kartoffelpüree und Erbsengemüse.

Und wenn ein Gast kommt, gibt es auch schon morgens um halb zehn "was Gesundes": Der SPD-Landtagsabgeordnete René Schneider jedenfalls konnte (und wollte) nicht Nein sagen, als Agnes Sanders ihm beim Besuch einen Teller Suppe mit gerösteten Kürbiskernen und dazu ein frisch zubereitetes Dinkelleinsamenbrötchen reichte. Es hatte einen Grund, warum der Politiker aus Kamp-Lintfort in der Küche ihrer Firma "OptiMa(h)l" an der Labbecker Straße in Marienbaum stand: Gesunde Ernährung mit regionalen Produkten steht auf der Agenda des SPD-Politikers, und er hatte im September seine Praktikantin, Studentin der Politikwissenschaften, gebeten, alle Kindertagesstätten in seinem Wahlkreis anzuschreiben und nachzufragen: Kocht ihr selber und wenn ja: Kocht ihr vollwertig? Und aus mehreren KiTas kam die Rückmeldung: "Nein, das macht Frau Sanders für uns". Da wurde Schneider neugierig.

Essen, da stimmen Agnes Sanders und René Schneider überein, hat gesamtgesellschaftlich nicht den Stellenwert, den es haben müsste: "Das fängt doch schon beim Brotaufstrich an: Da wird eher zur geschmacklosen Margarine als zur guten Butter gegriffen." Es sei immer noch der Preis, der Eltern abschrecke - obwohl 2,80 Euro für ein vollwertiges und gesundes Mittagessen nicht zu teuer ist. "Menschen geben für alles Mögliche viel Geld aus, kaufen das beste Öl fürs Auto, aber das billigste für den Salat."

René Schneider will jetzt die Rückmeldungen der Kindergärten auswerten und dann über das Ergebnis mit Christina Kampman, Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW, sprechen. Die gesundes Essen und regionale Vermarktung bleibt ein Thema für den ernährungsbewussten Vater von zwei Kindern.

OptiMa(h)l Vollwertküche Agnes Sanders, Labbecker Straße 13, Xanten-Marienbaum, Tel. 02804 1813698

(jas)
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