Xanten Kaisers Buche: 500 Jahre alter Baum wird gefällt

Xanten · Mit einem Stammumfang von mehr als sieben Metern und nach Angaben des Kreises Wesel einem Alter von rund 500 Jahren ist die Kaisers Buche in Schwafheim einer der stärksten Bäume seiner Art in NRW.

 Alle Versuche, den Baum zu stützen, sind fehlgeschlagen. Das Naturdenkmal ist schwach geworden.

Alle Versuche, den Baum zu stützen, sind fehlgeschlagen. Das Naturdenkmal ist schwach geworden.

Foto: Kreis

Im Internet-Lexikon Wikipedia wird die Schwafheimer Kaisers Buche in der Liste der dicksten Buchen Deutschlands auf Platz 5 geführt. Die Liste muss allerdings am Montag geändert werden - die Rotbuche am Heideweg muss gefällt werden.

Jahrzehnte lang sei sie zuerst durch die Stadt Moers und anschließend durch den Kreis Wesel betreut werden und musste zuletzt intensiv gepflegt und gestützt werden, teilte gestern Kreis-Pressesprecher Gerhard Patzelt mit. Und weiter: "Jetzt hat eine Überprüfung ergeben, dass der Baum nicht mehr erhalten werden kann. Die Ära des Flaggschiffes unter den Naturdenkmalen im Kreis geht zu Ende. Die Kaisers Buche muss jetzt gefällt werden."

Das Ende des Baumes ist schon terminiert: Die Fällung ist in Auftrag gegeben und wird am Montag, 10. August, ab 8 Uhr von einer fachkundigen Baumpflegefirma, wie Patzelt betont, durchgeführt. Bis dahin könne man noch ein Erinnerungsfoto machen.

Die "Kaisers Buche" ist seit 1938 als Naturdenkmal festgesetzt. Die Rotbuche ist ein ehemaliger Kopfbaum, der in früheren Zeiten regelmäßig im Rhythmus von rund 40 Jahren gekappt und dessen Schnittgut als Brennholz genutzt wurde.

1944 wurde der Baum im "Heimatkalender für den Kreis Moers" erwähnt und abgebildet. Sein Umfeld bestand damals noch aus Wiesen- und Ackerflächen. Inzwischen ist der Baum ringsum von Wohnbebauung umgeben.

Seine Pflege erfolgte zunächst durch Mitarbeiter des Moerser Grünflächenamtes. Baumöffnungen wurden mittels Beton "plombiert" und die Kronenäste mit Drahtseilen gesichert. Nachdem der Kreis Wesel als Untere Landschaftsbehörde die Betreuung der Naturdenkmale übernommen hatte, wurde in 1988 wegen des starken Kronenvolumens und einer gerissenen Drahtseilverbindung die Stand- und Bruchsicherheit überprüft. 1991 wurden erstmalig baumschonende Kronensicherungsgurtbänder eingebaut, die ein verletzungsfreieres Anbringen der Kronensicherungsseile ermöglichten.

Im selben Jahr ging übrigens der erste Preis der NRW-Stiftung bei dem Wettbewerb "Liebenswerte, alte Bäume im Ruhrgebiet" an die Klasse 6a des Gymnasiums in den Filder Benden aus Moers, die ein Plakat mit der "Kaisers Buche" entworfen hatte. In den Folgejahren schritt der Alterungs- und Zersetzungsprozess voran. Der Stammkopf mit den überlastigen Kragarmen konnte die schwere Last der breiten Krone nicht auf Dauer halten. Erneute Gutachten wurden erforderlich und in den 90er Jahren wurden dann Baumstützen angebracht.

2001 wurde unter großer öffentlicher Anteilnahme eine erneute Überprüfung der Stand- und Bruchsicherheit vorgenommen. Die Windlast wurde mittels Drahtseil und Greifzug mit Messsonde am Baum simuliert und anhand von Dehnungs- und Neigungsmessgeräten am Stamm direkt gemessen. Damals wurde festgestellt, dass der Baum ohne die Stützen nicht mehr ausreichend bruchsicher war. Die Tragfähigkeit hatte innerhalb von nur sieben Jahren um 50 Prozent abgenommen.

Seit 2010 wurde, so Patzelt, "mit zum Teil erheblichem Aufwand" versucht, die enorme Kronenlast nachhaltig abzufangen und zu sichern. Mit der aktuellen gutachterlichen Stellungnahme sind an den tragenden Stammteilen jedoch nur noch Restwandstärken von fünf bis zehn Zentimetern festgestellt worden. Damit könne die Buche ihre eigene Last nicht mehr länger tragen, teilte Patzelt gestern mit. Auch zusätzliche Stütz- und Sicherungsmaßnahmen reichen nicht aus, um den Baum dauerhaft zu erhalten. "Mit dem Gutachten wird damit eine traurige und für viele wahrscheinlich unfassbare Tatsache bestätigt: Die Kaisers Buche ist nicht mehr zu retten", schreibt Patzelt abschließend.

(RP)
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