Xanten Integration beginnt in der Grundschule

Xanten · 20 Flüchtlingskinder besuchen die Viktor-Grundschule in Xanten. Neben dem Unterricht in den Klassen erhalten sie eine individuelle Förderung. Marien-Schülerinnen helfen an den Freitagnachmittagen.

 Deutsch üben Noor (hinten, 9 Jahre) und Sulim (7 Jahre) mit Melanie Steufkens (sozialpädagogische Fachkraft) und Tina Simon (ehrenamtlich tätige Mutter).

Deutsch üben Noor (hinten, 9 Jahre) und Sulim (7 Jahre) mit Melanie Steufkens (sozialpädagogische Fachkraft) und Tina Simon (ehrenamtlich tätige Mutter).

Foto: OO

Während ihre Altersgenossen in anderen Ländern ausgelassen spielten und tobten, waren sie monatelang auf der Flucht: von Syrien und Afghanistan zumeist über die Türkei, weiter die Balkanroute hoch, Ungarn, Österreich, dann Deutschland. Einige von ihnen verloren so ein ganzes Jahr Kindheit. Statt dessen fanden sich die Jungen und Mädchen in einem fremden Land wieder, mit einem ganz anders strukturierten Alltagleben und mit einer unbekannten Sprache. "Manche lebten in ständiger Not, satt zu werden oder hatten auf ihren Weg nach Deutschland einen völlig anderen Schlafrhythmus", sagt Schulleiter Heinz Roters. "Doch das ändert sich bald, das Sprachverständnis potenziert sich bei den Kindern in wenigen Wochen."

Rund 400 Schüler besuchen derzeit die Viktor-Grundschule, darunter seit dem Sommer 20 Flüchtlingskinder. Sie kommen aus Albanien und Montenegro, also aus Ländern, die als sicher gelten, aber viele auch aus arabischen Ländern, in denen ihre Familie um ihr Leben fürchteten. "Nach den Ferien ging es richtig los", erklärt Konrektorin Hilde Schmitz. "Wir wussten bis dahin kaum etwas. Es war eher ein Munkeln." Das aber war schon Grund genug für die Schulleitung, sich vorsorglich auf viele Flüchtlingskinder einzustellen und erste Weichen zu stellen, um sie möglichst schnell integrieren zu können.

Zu den größten Barrieren gehört die Sprache. Manche der neu angekommenen Kids sprachen etwas Englisch, die meisten jedoch konnten sich hier anfangs kaum verständlich machen, kannten zwar die arabischen Schriftzeichen, aber nicht unsere lateinischen Buchstaben. Schnell war klar, dass die Kids nicht zu einer Klasse zusammengefasst, sondern aufgeteilt werden sollen. "Die integrative Arbeit ist der Königsweg, um eine Sprache zu erlernen", betont Roters. So gebe man den Kindern in der Klasse ein Stück Heimat.

Daneben erhalten sie zusätzlich eine individuelle Förderung und kommen darüber hinaus in der Schule, doch außerhalb des Unterrichts mit anderen Kids zusammen. Dabei können sich Hilde Schmitz und Heinz Roters auf eine große Zahl von Helfern verlassen. "Das sind Ehrenamtliche, Eltern anderer Kinder, aber auch Fremde haben angeboten zu helfen", sagt Roters. "Zum Glück hatten wir schon einige Kinder, die Arabisch sprechen und dolmetschen können."

Dazu kommt die Unterstützung von Marien-Schülerinnen, die immer Freitagnachmittag in der Viktor-Grundschule mit den Flüchtlingskindern spielen, entweder im Klassenraum oder an der freien Luft und mit denen sie Ausflüge nach Xanten unternehmen, in den Archäologischen Park zum Beispiel oder in eine Eisdiele. Solche Alltagssituationen macht mit dem Leben in Xanten bekannt und bringt zusätzlich die neue Sprache näher.

Die Arbeit zeigt Früchte, wie zum Beispiel bei der jungen Afghanin Zahar. Die Neunjährige, sagt Hilde Schmitz, sei anfangs zurückhaltend und vorsichtig gewesen. Inzwischen arbeite sie im Unterricht schon selbstständig mit, habe seit einigen Wochen einen ganz anderen Gesichtsausdruck. Man merke, dass sie gerne in die Schule komme und sie sich eingelebt habe.

(pek)
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